Dirk Rohmann zufolge sahen die erhaltenen hellenistischen Historiker im harmonischen Zusammenwirken der Seelen gemäß der kosmischen Ordnung eine wesentliche Ursache für den Aufstieg und Fall von Staaten. Sowohl Polybios als auch Diodor begründen den Aufstieg Roms mit der seelischen Gesundheit der römischen Gesellschaft und deren Einklang mit der Götterwelt, umgekehrt den von ihnen empfundenen Niedergang und Freiheitsverlust der griechischen Stadtstaaten mit der seelischen Erkrankung von Herrschern, Politikern und ganzen Staaten. Diese Erkrankung zeigte sich im Übermaß der Leidenschaften, das von den hellenistischen Philosophenschulen, insbesondere dem Stoizismus, als ansteckender Wahnsinn verstanden wurde, der sich von den regierenden Personen oder Gruppen auf alle Menschen eines Staates epidemisch überträgt. Die äußerste Form des Wahnsinns äußerte sich in der Hybris der Selbstüberhebung und der Zerstörung von Heiligtümern. In dieser teleologischen Sicht konnten Seuchen die Folge sein, das Schicksal ganzer Staaten und Reiche konnte sich umkehren und über mehrere Generationen zu deren Auflösung führen.