Märchen- und Indianerfilme der DEFA - wer kennt sie nicht? Und doch fristen sie abseits von filmwissenschaftlichen Einzelstudien ein Schattendasein. Ein Grund dafür mag sein, dass Überlegungen zu Genres vor allem vom Hollywoodkino dominiert sind und sich oft ausschließlich auf die privatwirtschaftliche Kinokultur mit ihren Marktmechanismen beziehen. Möglicherweise aber liegen die Ursachen für die filmhistorische Vernachlässigung des DEFA-Genrefilms noch viel weiter zurück und haben mit der Skepsis zu tun, mit der die Filmverantwortlichen der DDR einst Genres wie dem Musical- oder dem…mehr
Märchen- und Indianerfilme der DEFA - wer kennt sie nicht? Und doch fristen sie abseits von filmwissenschaftlichen Einzelstudien ein Schattendasein. Ein Grund dafür mag sein, dass Überlegungen zu Genres vor allem vom Hollywoodkino dominiert sind und sich oft ausschließlich auf die privatwirtschaftliche Kinokultur mit ihren Marktmechanismen beziehen. Möglicherweise aber liegen die Ursachen für die filmhistorische Vernachlässigung des DEFA-Genrefilms noch viel weiter zurück und haben mit der Skepsis zu tun, mit der die Filmverantwortlichen der DDR einst Genres wie dem Musical- oder dem Science-Fiction-Film begegneten. Gab es bei der DEFA tatsächlich ein Genrekino im filmwissenschaftlichen Sinne? Welche internationalen Verflechtungen sind zu entdecken? Leistete der DEFA-Genrefilm gar etwas ganz Eigenständiges, das so nur zu seiner Zeit an diesem Ort möglich war? Das Genrekino erlaubt vielfältige und neue Perspektiven auf die 40-jährige DEFA-Filmgeschichte. Regisseure, die in der Filmgeschichtsschreibung übersehen wurden, tauchen mit ihrem Schaffen aus der oft ungerechtfertigten »Versenkung« wieder auf. Die Filme ermöglichen Bezüge zu anderen Kinematografien, ja zur Kulturgeschichte überhaupt. Nicht zuletzt regt das Nachdenken über Genres als »Verständigungsmittel« dazu an, über das ambivalente Verhältnis zwischen staatlichem Auftrag, Produktion und Publikum im Laufe der DEFA-Filmgeschichte zu reflektieren.Mit Texten von Günter Agde, Guido Altendorf, Stefanie Mathilde Frank, Mila Ganeva, Stefan Kolditz, Andreas Kötzing, Claus Löser, Olaf Möller, Ralf Schenk, Georg Seeßlen, Wolfgang Thiel, Fabian Tietke, Anett Werner-Burgmann, Hans Jürgen Wulff und Barbara Wurm.
Frank, Stefanie MathildeStefanie Mathilde Frank, Dr. phil., studierte Theaterwissenschaft/ Kulturelle Kommunikation und Kulturwissenschaft/ Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie arbeitete bis 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft, nachdem sie 2015 dort mit einer Studie über Remakes von Filmen aus der Zeit des Nationalsozialismus promoviert wurde (2017 erschienen: »Wiedersehen im Wirtschaftswunder«). Daneben ist sie ehrenamtlich als Redakteurin des »Filmblatts« und gemeinsam mit Frederik Lang Kuratorin der Reihe »Wiederentdeckt« im Zeughauskino (DHM) sowie Prüferin bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehwirtschaft (FSF) tätig. Seit 2020 ist sie Akademische Rätin am Institut für Medienkultur und Theater an der Universität zu Köln.
Schenk, RalfRalf Schenk, Dr. h.c., schrieb seine erste Filmkritik mit 17, studierte Journalistik und arbeitete bei den Zeitschriften »Film und Fernsehen« und »Die Weltbühne« sowie beim Filmmuseum Potsdam. Die Geschichte der DEFA wurde zu seinem Spezialgebiet. An der Filmkunst der DDR interessieren ihn die Reibungen von Politik und Kunst, Thema und Form, Welthaltigkeit und Provinz. Als Autor und Herausgeber verantwortete er rund zwanzig Bücher, so über den DEFA-Spielfilm (1994), den DEFA-Dokumentarfilm (1996), den DEFA-Trickfilm (2003), über Schauspieler, Regisseure und Kritiker. Er restaurierte verbotene Filme, war Mitglied der Berlinale-Auswahljury und leitete von 2012 bis 2020 die DEFA-Stiftung in Berlin. Auch im Ruhestand ist er als Buch- und Zeitschriftenautor sowie als Kritiker tätig.
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