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Die Geschichte von PÜNKTCHEN UND ANTON, eine der schönsten Kindergeschichten dieses Jahrhunderts, war Erich Kästners zweites Kinderbuch. Und ähnlich wie bei "Emil und die Detektive" stellte sich der Erfolg bei den Lesern fast sofort ein. Bis heute hat dieser Kinderroman nichts von seinem Charme verloren, jede Generation hat aufs Neue Spaß an der frechen Göre Pünktchen aus reichem Hause und an Anton, der zwar brav, aber auch nicht auf den Mund gefallen ist. Der neue Film von Caroline Link, der die Handlung vom Berlin der dreißiger Jahre in das München von heute verlegt, zeigt auf amüsante…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte von PÜNKTCHEN UND ANTON, eine der schönsten Kindergeschichten dieses Jahrhunderts, war Erich Kästners zweites Kinderbuch. Und ähnlich wie bei "Emil und die Detektive" stellte sich der Erfolg bei den Lesern fast sofort ein. Bis heute hat dieser Kinderroman nichts von seinem Charme verloren, jede Generation hat aufs Neue Spaß an der frechen Göre Pünktchen aus reichem Hause und an Anton, der zwar brav, aber auch nicht auf den Mund gefallen ist. Der neue Film von Caroline Link, der die Handlung vom Berlin der dreißiger Jahre in das München von heute verlegt, zeigt auf amüsante Weise, wie unvergänglich die Geschichte ist. In der hier vorliegenden Ausgabe ist der Originaltext von Erich Kästner mit den Illustrationen von Walter Trier kombiniert mit den schönsten Bildern aus dem Film.
Autorenporträt
Erich Kästner, geb. am 23.2.1899 in Dresden, studierte nach dem Ersten Weltkrieg Germanistik, Geschichte und Philosophie. Neben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten war Kästner Theaterkritiker und freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen. Von 1945 bis zu seinem Tode am 29. Juli 1974 lebte Kästner in München und war dort u.a. Feuilletonchef der 'Neuen Zeitung'. 1957 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.03.2006

Band 25
Lebertran mit Orangengeschmack
Erich Kästner: „Pünktchen und Anton”
Dass die Nazis Erich Kästner hassten, seine Bücher zu jenen gehörten, die unter dem Johlen ihrer Büttel öffentlich verbrannt wurden, leuchtet einem spontan unter der Lektüre von „Pünktchen und Anton” ein. Es ist dies einer der bekanntesten und schönsten seiner „Romane für Kinder”, eine mit Verve und Leichtigkeit hingetuschte Utopie, die eine zutiefst humanistische Moral im Schilde führt, die von den Zeitläuften, in denen sie entstand, brutal widerlegt werden sollte.
Das war das Eine, was den Nazis an Kästner missfiel, denn die wussten was sie und vor allem mit welchen Mitteln erreichen wollten. Die „Volksgemeinschaft”, die ihnen vorschwebte, gründete nicht in der Vorstellung, dass Arme und Reiche, Mächtige und Ohnmächtige desselben Menschenrechts teilhaftig seien, sondern suchte diese Gegensätze in einem gesellschaftlichen System stillzulegen, in dem die oben und die unten durch Befehl und Gehorsam, durch Terror und Angst, Willkür und Anpassung zwangsvereint waren.
Das andere, was die Nazis an Kästners Büchern hassten, war, dass ihre Handlung nicht in einer verlogenen Märchenwelt oder in der seit jeher falschen dörflichen Idyllik à la Kaulbach angesiedelt war, sondern im Hier und Jetzt, in der Gegenwart, in der großen Stadt, in Berlin. Das war ihnen als „Asphaltliteratur” umso mehr verhasst, als es Kästner verstand, den Ort seiner Handlung mit einem dem kindlichen Verständnis begreiflichen Expressionismus zu schildern: „Kennt ihr die Weidendammer Brücke? Kennt ihr sie am Abend, wenn unterm dunklen Himmel ringsum die Lichtreklamen schimmern? Die Fassaden der Komischen Oper und des Admiralspalasts sind mit hellen Schaukästen und bunter Leuchtschrift bestreut. An einem anderen Giebel, jenseits der Spree, zappelt in tausend Glühbirnen die Reklame für ein bekanntes Waschmittel, man sieht einen riesigen Kessel, der Wasserdampf steigt empor, ein blütenweißes Hemd erhebt sich wie ein freundlicher Geist, eine ganze bunte Bilderserie läuft ab”.
Nicht die dampfende Scholle, die rauschenden Wälder und andere Versatzstücke mehr einer Kultur der Eigentlichkeit, sondern die elektrisch zuckende Vitalität der modernen Zivilisation liefern bei Kästner die Kulisse für eine Handlung, die folgerichtig nicht in einem vagen „Es-war-einmal” angesiedelt ist, sondern in der Gegenwart. Eben diese radikale, schnörkellose Zeitlichkeit, die ohne alle billigen Zaubertricks auskommt, ist ein Geheimnis des nimmerwelken Erfolgs von „Pünktchen und Anton”.
Was ist aber dann das Märchen, welches der Überschuss, der dieses Buch zu einem „Kinderroman” macht? Kästners Geheimnis ist, dass er seine kindlichen Protagonisten ganz ernst nimmt, dass er als Erzähler gleichsam in sie hineinschlüpft, sie folglich nicht als erzählerische Marionetten behandelt, sondern sie mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein agieren lässt. Der allwissende Erzähler schaltet sich erst am Ende eines jeden Kapitels mit einer „Nachdenkerei” ein, in der die Moral der jeweiligen Episode als Lebertran mit Orangengeschmack löffelchenweise verabreicht wird. Das mutet zwar an wie altmodische Zeigefingerpädagogik, wenn er über die Pflicht, den Mut, die Dankbarkeit oder das glückliche Ende redet, ist aber in seiner Wirkung nicht zu übertreffen. Genauso wie die Zeichnungen von Walter Trier, die manche Verfilmung von „Pünktchen und Anton” in den Schatten stellen.
JOHANNES WILLMS
Dackel Piefke lächelt
Illustration: Walter Trier
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