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Produktdetails
  • DuMont Noir
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Abmessung: 180mm
  • Gewicht: 418g
  • ISBN-13: 9783770148547
  • ISBN-10: 3770148541
  • Artikelnr.: 24185163
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.1999

Noch einmal Puma
Zum 10. Todestag von Ulf Miehe: Ein Roman und Materialien

Er hatte Gedichte veröffentlicht und Lyrikanthologien. Wir sprachen über seine Lyrik und über Erzählprosa, die er demnächst publizieren werde - so lernte ich Ulf Miehe Ende der sechziger Jahre kennen. Ein paar Jahre später gelang ihm sein Durchbruch als Autor. Aber in einem ganz anderen Genre, im Kriminalroman. Mit dem Roman "Ich hab' noch einen Toten in Berlin", der von zwei Filmemachern erzählt, die versuchen, den trickreich gedachten Coup selbst zu realisieren, wurde Miehe zur großen Hoffnung der deutschen Kriminalliteratur.

Die Kennmarke, ein "deutscher Chandler" zu sein, wies Miehe zurück. Aber das hinderte ihn nicht, der englischsprachigen Ausgabe seines nächsten Romans eine Widmung voranzustellen, in der unter anderem auch Dashiell Hammett und "the magnificent Raymond Chandler" figurieren. "Puma" - so der Titel des 1976 erschienenen zweiten Romans von Ulf Miehe - ist die Geschichte einer Entführung: Franz Morgenroth, genannt "Puma", entführt mit zwei Komplizen die Tochter eines Panzerfabrikanten. Aber Puma hat nicht damit gerechnet, dassdie aufsässige Billie eben im Streit mit ihrem Vater die Auszahlung ihres Erbes verlangt und der Vater nur an eine besonders abgefeimte Erpressung glaubt. Billie rettet ihr Leben, indem sie zur Komplizin der Entführer wird, und flieht mit ihrem Anteil des Lösegeldes nach Amerika, wo sie auf Puma wartet.

Kein Zweifel, dass der Plot Ähnlichkeiten mit den Entführungsfällen Paul Getty und Patricia Hearst zeigt. Ulf Miehe hat das auch zugegeben. Ihn interessierte aber weder das politische Motiv der Patricia Hearst, noch wollte er den Ghostwriter für Getty spielen. Aber natürlich war der Roman auf Verfilmung hin konzipiert, was aber scheiterte: "Die Zeit der Schleyer-Entführung hat meine sogenannte Filmkarriere für zwölf Jahre unterbrochen." Für die Verfilmung hatte Miehe statt des offenen Schlusses eine Art Happy End vorgesehen. "Film ist was anderes", heißt es in einem Interview. Vielleicht hätte der Autor für eine Neuausgabe des Romans jene Szene getilgt, die ein befreundeter Kritiker seinerzeit als überflüssig und brutal monierte: In ihr werden Mädchen vor laufender Kamera mit Rasiermessern zerstückelt. "Ja, das ist nicht gut", gab Miehe zu, "und im Film, den ich selber inszenierte, wird diese Sequenz nicht drin sein." Aber sie steht in der Neuausgabe, die durch einen ausführlichen Anhang ihren dokumentarischen Charakter betont. Ulf Miehe starb am 13. Juli 1989 im Alter von neunundvierzig Jahren.

HARALD HARTUNG

Ulf Miehe: "Puma". Mit Materialien zu Leben und Werk. DuMont Verlag, Köln 1999. 491 S., br., 19,90 DM.

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