Zu seinem neuen Buch über die Lüge schreibt Roger Willemsen: »Der Belogene braucht nur zu Google Earth gehen und ruft: Da, es gibt Bielefeld doch!«
Die Leser des Bielefeld-Krimis von Monika Detering brauchen weder Google Earth noch Roger Willemsen, sie brauchen den „Puppenmann“ – und Bielefeld
ersteht plastisch vor ihren Augen. Ja, es gibt Bielefeld! Und Monika Detering ist es gelungen, dieser…mehrZu seinem neuen Buch über die Lüge schreibt Roger Willemsen: »Der Belogene braucht nur zu Google Earth gehen und ruft: Da, es gibt Bielefeld doch!«
Die Leser des Bielefeld-Krimis von Monika Detering brauchen weder Google Earth noch Roger Willemsen, sie brauchen den „Puppenmann“ – und Bielefeld ersteht plastisch vor ihren Augen. Ja, es gibt Bielefeld! Und Monika Detering ist es gelungen, dieser als blass verrufenen Stadt ein Gesicht zu geben. Und das wurde auch Zeit. Denn Bielefeld lohnt sich. Fahren Sie doch mal nach Bielefeld, möchte man rufen, wenn man das Buch aus der Hand legt – was man sicher nicht tut, bevor die letzte Seite verschlungen wurde. Denn die Spannung, die Monika Detering aufbaut, steigert sich bis zum furiosen Ende. Mit Hilfe von Kommissar Weinbrenner, einem profilierten Sympathieträger, führt die Autorin den Leser durch ein Gewirr von Ermittlungen, legt falsche Fährten, und findet zurück zum roten Faden der Handlung, die bis zur letzten Seite nicht an Spannung verliert. Mit Feingefühl und großem psychologischen Wissen erfindet die Autorin ihre Figuren, die sie mit ihrer metaphernreichen, sinnenhaften Sprache lebendig werden lässt. Dabei verliert sie nie die Bodenhaftung, sondern schaut den Leuten „aufs Maul“ und misst ihrem Alltag eine ebenso große Bedeutung zu wie den ins Detail nachvollzogenen psychologischen Abläufen der Hauptfigur. Der Puppenmann, ein von seiner Mutter unterdrückter, ihr aber – oder deswegen – höriger Mann, lässt den Leser teilhaben an seiner inneren Zerrissenheit, lässt ihn einen Blick hinter die Fassade seiner übersteigerten Eitelkeit werfen und erregt Mitleid. Bei allem Abstoßenden finden wir sympathische Aspekte, die sogar eine Identifikation zulassen. Die Verbindung von Abscheu und mitleidiger Zuneigung ist der Autorin hervorragend gelungen. So weiß der Leser am Ende nicht nur, dass es Bielefeld gibt, er hat auch dank der psychologischen Studie, die Monika Detering einbringt, in die Seele eines Menschen geblickt und Abgründe kennengelernt, in die psychisches Leid einen gequälten Menschen ziehen können.
Zum Schluss noch ein Tipp für den Nordsee-Urlaub: auch Langeoog-Fans kommen auf ihre Kosten. Die Langeoog-Kennerin und - Freundin verlegt einen Teil der Handlung auf die Insel, auf der sie selbst einige Jahre gelebt hat.