Ein Jahr Donald Trump - eine bissige Gesellschaftssatire vom Booker-Preisträger
In der einst so friedlichen Republik Urbs-Ludus sind unruhige Zeiten angebrochen: Zu viele ausländische Brotbäcker bedrohen den Frieden in der Stadt. Alle Hoffnungen ruhen auf dem Prinzen mit dem senfgelben Haar. Doch weiß der, wie man ein Land regiert? Böse Zungen behaupten, er habe sogar Schwierigkeiten, vollständige Sätze zu bilden ...
Prinz Fracassus ist der einzige Sohn des Herzogs von Urbs-Ludus und wächst im Überfluss heran. Dem Knaben mit dem senfgelben Haar mangelt es weder an Bildung noch an Zerstreuung. Viel spricht er zwar nicht, dafür verbringt er zu viel Zeit vor dem Fernseher, aber das wird schon noch, oder? Es wird nicht. Selbst dem liebenden Vater fällt irgendwann auf: Seinem Sohn fällt es schwer, zusammenhängende Sätze zu formulieren. Stattdessen ist eine große Begeisterung für Prostituierte, Gladiatorenkämpfe sowie für Reality-Shows zu verzeichnen.
Kann so ein Mann ein ganzes Land regieren? Ein Land, das murrt, weil es zu viele ausländische Brotbäcker gibt? Verzweifelte Zeiten verlangen verzweifelte Maßnahmen. Politische Berater werden herbeigeholt, Allianzen werden geschlossen, eine Twitterkampagne organisiert. Und am Ende? Am Ende siegt die Einfalt.
»Wenn Trumps Präsidentschaft irgendetwas Positives bewirkt hat, dann ist es die Tatsache, dass einer der besten Schriftsteller unserer Zeit diese geschliffene und gnadenlose Satire verfasst hat.«
Andrew Anthony, Observer
In der einst so friedlichen Republik Urbs-Ludus sind unruhige Zeiten angebrochen: Zu viele ausländische Brotbäcker bedrohen den Frieden in der Stadt. Alle Hoffnungen ruhen auf dem Prinzen mit dem senfgelben Haar. Doch weiß der, wie man ein Land regiert? Böse Zungen behaupten, er habe sogar Schwierigkeiten, vollständige Sätze zu bilden ...
Prinz Fracassus ist der einzige Sohn des Herzogs von Urbs-Ludus und wächst im Überfluss heran. Dem Knaben mit dem senfgelben Haar mangelt es weder an Bildung noch an Zerstreuung. Viel spricht er zwar nicht, dafür verbringt er zu viel Zeit vor dem Fernseher, aber das wird schon noch, oder? Es wird nicht. Selbst dem liebenden Vater fällt irgendwann auf: Seinem Sohn fällt es schwer, zusammenhängende Sätze zu formulieren. Stattdessen ist eine große Begeisterung für Prostituierte, Gladiatorenkämpfe sowie für Reality-Shows zu verzeichnen.
Kann so ein Mann ein ganzes Land regieren? Ein Land, das murrt, weil es zu viele ausländische Brotbäcker gibt? Verzweifelte Zeiten verlangen verzweifelte Maßnahmen. Politische Berater werden herbeigeholt, Allianzen werden geschlossen, eine Twitterkampagne organisiert. Und am Ende? Am Ende siegt die Einfalt.
»Wenn Trumps Präsidentschaft irgendetwas Positives bewirkt hat, dann ist es die Tatsache, dass einer der besten Schriftsteller unserer Zeit diese geschliffene und gnadenlose Satire verfasst hat.«
Andrew Anthony, Observer
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ohne Frage - Howard Jacobsons Satire auf den amerikanischen Staatspräsidenten ist witzig, doch das wars dann leider auch, resümiert Rezensentin Angela Schader. Donald Trumps Alter Ego wächst "weitgehend artikulationsfrei" in einem fiktiven Staat auf. Die wichtigsten Dinge des Lebens wie Twittern und Lügen lernt er von skrupellosen Geschäftsmännern und Politikern. Sein mehr als mangelhaftes Sprachvermögen ist immer wieder Grund zur Beunruhigung für die Mutter und Anlass zur Belustigung für den Leser - oder auch nicht, überlegt die abwägende Rezensentin, denn inzwischen dürfte den meisten Gegnern Trumps das Lachen im Halse stecken geblieben und dann wieder ganz weiter heruntergerutscht sein. Schader hätte sich gewünscht, dass der Autor, dessen Werk ganz offensichtlich eine "Sturzgeburt" war, sich ein wenig mehr Zeit genommen und zu ein bisschen mehr Distanz gezwungen hätte, dann wäre er vielleicht auch dem Anspruch näher gekommen, zu erklären, warum dieser Mann so viele Anhänger finden konnte, so die eher enttäuschte Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2018Schluss jetzt!
In einem Land vor dieser Zeit: Der britische Satiriker und Booker-Preisträger Howard Jacobson erzählt seine Fabel über Donald Trump als satirischen Bildungsroman.
Als Art Spiegelman im letzten Sommer drei Cartoons über Donald Trump vorstellte (F.A.Z. vom 18. August 2017), wurde klar, was an den vielen vorangegangenen Versuchen, dem Thema mit Satire beizukommen, so traurig gewesen war: Sie hatten versucht, schlauer zu sein als ihr Gegenstand, indem sie diesen gegen einen Normenhorizont hielten. Doch wenn jemand seine Macht gerade daraus bezieht, dass er Normen verschiebt, kann man ihn eben auch nicht mehr gegen diese halten. Man kann dann nur an der eigenen Betroffenheit ansetzen, wie es Spiegelman tat, der das Niveau seines Gegenstands radikal unterbot, indem er einfach nur das Offensichtliche ins Bild brachte: Der Präsident ist ein Scheißhaufen. Das kann man nicht nachweisen. Darauf kann man sich nur kollektiv einigen. Und hat damit in erster Linie über sich selbst gesprochen und weiter nicht viel gewonnen, was entscheidend zum Witz beiträgt.
Auch Howard Jacobsons Trump-Satire, über deren Cover ein verbittertes Baby mit Trump-Frisur in Windeln mit Barbie unterm Arm spaziert, was dann wiederum sehr möchtegern-originell ist, entstand aus persönlicher Betroffenheit. Noch in der Novembernacht 2016, in der ihn das Ergebnis der amerikanischen Präsidentenwahl erreichte, setzte sich, so heißt es, der britische Satiriker und Booker-Preisträger hin und begann zu schreiben. Schon im April 2017 erschien das Buch in Großbritannien und Amerika. Jetzt erreicht es wie eine verzögerte kleine Stoßwelle, die entgegen der beschleunigten Zeitläufte rennt, auch uns. Und kommt zu spät. Weil es nicht als literarischer Text für sich steht, sondern immer am Unfassbaren festhängt, mit dem zu leben Jacobsons potentielle Leser bereits auf die eine oder andere Weise haben lernen müssen.
Um seinem Entsetzen über Brexit und Trump eine Form zu geben, wählte Jacobson die Form des satirischen Bildungsromans in der Tradition von Voltaires "Candide" und Swifts "Gullivers Reisen": Der Prinz Fracassus wächst als Sohn des Immobilienmagnaten und Herzogs der Republik Urds-Ludus in einem Hochhaus zwischen Fernsehern auf und interessiert sich vor allem für Wrestling, Pornos und Dokumentationen über Kaiser Nero. Er äußert sich vorwiegend in Schimpfworten wie dem titelgebenden "Pussy". Seine besorgten Eltern stellen ihm als Erzieher einen Professor namens Kolskeggur Probrius zur Seite, der von der Universität entfernt worden ist, "weil er jene, die er unterrichtete, dadurch erniedrigt habe, sie zu gut unterrichtet zu haben", womit die Minderheitenpolitik an den Universitäten, auch "Viktomologie der Begrapschten" genannt, mit auf der Spottliste steht. Verstärkung erfährt Probrius durch eine Kollegin namens Cobalt, mit der unmotivierterweise eine Affäre angedeutet wird, während die beiden den Prinzen auf eine Auslandsreise begleiten. Im Land Cholm lernt Fracassus Präsident Vozzek Spravchick kennen, der ihm mit seinem Machotum imponiert, mit dem er sich beim Zehenringen misst und bei dem er zum Mann wird.
Zurück zu Hause, fungiert Fracassus als Juror im Schönheitswettbewerb "Miss Plasentza". Seine Nachrichten bezieht er über "Brightstar", die "Plattform für nativistischen, homophoben, konspirationsaffinen, völkischen Ethno-Nationalismus". Er versammelt die einander widersprechenden Berater Philander und Caleb Hopsack um sich, lernt twittern und tritt in der Wahl um die Präsidentschaft Aller Republiken gegen Soujjourner Heminway an, die "den Zuschauern mit ihrer Meisterschaft im Argumentieren und ihrem analytischen Durchblick in Sachen Weltpolitik schlicht auf die Nerven ging", und deren Stehvermögen Fracassus per Twitter in Frage stellt. Bei öffentlichen Auftritten erfährt er rauschenden Erfolg, was Dr. Cobalt populismustheoretisch so erklärt: "Er ist ein Brennglas, durch das hindurch sie auf ihre geheimen Identitäten schauen. Sie applaudieren ihren eigenen Worten und gehen entrückt nach Hause."
Die Vorlagen dürften mehr oder weniger klargeworden sein: Fracassus ist Trump, Professor Probrius dessen erster Stabschef Reince Priebus, Vozzek Spravchick Wladimir Putin. Philander ist an seinen bildungsbürgerlichen Lateineinsprengseln als Variation auf Boris Johnson erkennbar, und in Caleb Hopsack lässt sich Nigel Farage wiedererkennen. Soujjourner Heminway indes, die vor ihrer Kandidatur ein von dessen Vater eingefädeltes Techtelmechtel mit Fracassus hatte, was immer uns der Autor damit sagen möchte, ist Hillary Clinton.
Jacobson entwirft also bekannte Personen noch einmal als Märchenfiguren und zeichnet sie so schwarzweiß wie die eingefügten Scherenschnitte von Trump-Marionetten. Nichts, das sie sind oder tun, erlaubt ihnen irgendeine Entwicklung. Sie dienen letztlich nur als Schießbudenfiguren, womit sie auch harmlos bleiben.
Das wäre zu rechtfertigen mit Jacobsons zweiter formaler Entscheidung: Zum ersten Mal hat er sich an einer Fabel versucht, wobei er gesagt hat, dass dabei die größte Herausforderung im Bilden einfacher Sätze bestanden habe. Die besten Sätze sind dann auch die einfachsten, wie jener Slogan, mit dem sich Fracassus jedem Argument entziehen kann und immer die Masse gewinnt: "Schluss jetzt!" "Schluss jetzt" als rhetorischer Einsatz in der politischen Arena, reine Empörung ohne Inhalt: Das ist lustig. Doch oft will Jacobson mit seinen Sätzen zu viel, und dazu bricht er auch mal unmotiviert die Erzählperspektive. An der Übersetzung von Johann Christoph Maass ist dagegen nichts auszusetzen.
Es gibt also, will man ein Verhältnis zum Geschehen im Weißen Haus finden, keinen Grund, Jacobson zu lesen und nicht zum Beispiel Michael Wolffs "Feuer und Zorn". Nicht nur, weil es darin viel mehr um die Wirklichkeit geht, sondern weil Wolff auch eine interessantere Sprache pflegt, voller Bemühung um Genauigkeit im Gebrauch der literarischen Mittel, um Klarheit, Schärfe und Transparenz. "Pussy" dagegen kündet vor allem von einem gründlichen Weltekel. Und dieser Weltekel des Howard Jacobson ist das eigentliche Thema, der Elefant im Raum. Ihn möchte man sehen, nicht den ausgedachten Clown. Ein Teil von Jacobson wollte offenbar dieses Buch schreiben, der andere nicht. Beide setzten sich durch.
KOLJA REICHERT
Howard Jacobson: "Pussy". Roman.
Aus dem Englischen von Johann Christoph Maass. Tropen Verlag, Stuttgart 2018. 267 S., geb., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In einem Land vor dieser Zeit: Der britische Satiriker und Booker-Preisträger Howard Jacobson erzählt seine Fabel über Donald Trump als satirischen Bildungsroman.
Als Art Spiegelman im letzten Sommer drei Cartoons über Donald Trump vorstellte (F.A.Z. vom 18. August 2017), wurde klar, was an den vielen vorangegangenen Versuchen, dem Thema mit Satire beizukommen, so traurig gewesen war: Sie hatten versucht, schlauer zu sein als ihr Gegenstand, indem sie diesen gegen einen Normenhorizont hielten. Doch wenn jemand seine Macht gerade daraus bezieht, dass er Normen verschiebt, kann man ihn eben auch nicht mehr gegen diese halten. Man kann dann nur an der eigenen Betroffenheit ansetzen, wie es Spiegelman tat, der das Niveau seines Gegenstands radikal unterbot, indem er einfach nur das Offensichtliche ins Bild brachte: Der Präsident ist ein Scheißhaufen. Das kann man nicht nachweisen. Darauf kann man sich nur kollektiv einigen. Und hat damit in erster Linie über sich selbst gesprochen und weiter nicht viel gewonnen, was entscheidend zum Witz beiträgt.
Auch Howard Jacobsons Trump-Satire, über deren Cover ein verbittertes Baby mit Trump-Frisur in Windeln mit Barbie unterm Arm spaziert, was dann wiederum sehr möchtegern-originell ist, entstand aus persönlicher Betroffenheit. Noch in der Novembernacht 2016, in der ihn das Ergebnis der amerikanischen Präsidentenwahl erreichte, setzte sich, so heißt es, der britische Satiriker und Booker-Preisträger hin und begann zu schreiben. Schon im April 2017 erschien das Buch in Großbritannien und Amerika. Jetzt erreicht es wie eine verzögerte kleine Stoßwelle, die entgegen der beschleunigten Zeitläufte rennt, auch uns. Und kommt zu spät. Weil es nicht als literarischer Text für sich steht, sondern immer am Unfassbaren festhängt, mit dem zu leben Jacobsons potentielle Leser bereits auf die eine oder andere Weise haben lernen müssen.
Um seinem Entsetzen über Brexit und Trump eine Form zu geben, wählte Jacobson die Form des satirischen Bildungsromans in der Tradition von Voltaires "Candide" und Swifts "Gullivers Reisen": Der Prinz Fracassus wächst als Sohn des Immobilienmagnaten und Herzogs der Republik Urds-Ludus in einem Hochhaus zwischen Fernsehern auf und interessiert sich vor allem für Wrestling, Pornos und Dokumentationen über Kaiser Nero. Er äußert sich vorwiegend in Schimpfworten wie dem titelgebenden "Pussy". Seine besorgten Eltern stellen ihm als Erzieher einen Professor namens Kolskeggur Probrius zur Seite, der von der Universität entfernt worden ist, "weil er jene, die er unterrichtete, dadurch erniedrigt habe, sie zu gut unterrichtet zu haben", womit die Minderheitenpolitik an den Universitäten, auch "Viktomologie der Begrapschten" genannt, mit auf der Spottliste steht. Verstärkung erfährt Probrius durch eine Kollegin namens Cobalt, mit der unmotivierterweise eine Affäre angedeutet wird, während die beiden den Prinzen auf eine Auslandsreise begleiten. Im Land Cholm lernt Fracassus Präsident Vozzek Spravchick kennen, der ihm mit seinem Machotum imponiert, mit dem er sich beim Zehenringen misst und bei dem er zum Mann wird.
Zurück zu Hause, fungiert Fracassus als Juror im Schönheitswettbewerb "Miss Plasentza". Seine Nachrichten bezieht er über "Brightstar", die "Plattform für nativistischen, homophoben, konspirationsaffinen, völkischen Ethno-Nationalismus". Er versammelt die einander widersprechenden Berater Philander und Caleb Hopsack um sich, lernt twittern und tritt in der Wahl um die Präsidentschaft Aller Republiken gegen Soujjourner Heminway an, die "den Zuschauern mit ihrer Meisterschaft im Argumentieren und ihrem analytischen Durchblick in Sachen Weltpolitik schlicht auf die Nerven ging", und deren Stehvermögen Fracassus per Twitter in Frage stellt. Bei öffentlichen Auftritten erfährt er rauschenden Erfolg, was Dr. Cobalt populismustheoretisch so erklärt: "Er ist ein Brennglas, durch das hindurch sie auf ihre geheimen Identitäten schauen. Sie applaudieren ihren eigenen Worten und gehen entrückt nach Hause."
Die Vorlagen dürften mehr oder weniger klargeworden sein: Fracassus ist Trump, Professor Probrius dessen erster Stabschef Reince Priebus, Vozzek Spravchick Wladimir Putin. Philander ist an seinen bildungsbürgerlichen Lateineinsprengseln als Variation auf Boris Johnson erkennbar, und in Caleb Hopsack lässt sich Nigel Farage wiedererkennen. Soujjourner Heminway indes, die vor ihrer Kandidatur ein von dessen Vater eingefädeltes Techtelmechtel mit Fracassus hatte, was immer uns der Autor damit sagen möchte, ist Hillary Clinton.
Jacobson entwirft also bekannte Personen noch einmal als Märchenfiguren und zeichnet sie so schwarzweiß wie die eingefügten Scherenschnitte von Trump-Marionetten. Nichts, das sie sind oder tun, erlaubt ihnen irgendeine Entwicklung. Sie dienen letztlich nur als Schießbudenfiguren, womit sie auch harmlos bleiben.
Das wäre zu rechtfertigen mit Jacobsons zweiter formaler Entscheidung: Zum ersten Mal hat er sich an einer Fabel versucht, wobei er gesagt hat, dass dabei die größte Herausforderung im Bilden einfacher Sätze bestanden habe. Die besten Sätze sind dann auch die einfachsten, wie jener Slogan, mit dem sich Fracassus jedem Argument entziehen kann und immer die Masse gewinnt: "Schluss jetzt!" "Schluss jetzt" als rhetorischer Einsatz in der politischen Arena, reine Empörung ohne Inhalt: Das ist lustig. Doch oft will Jacobson mit seinen Sätzen zu viel, und dazu bricht er auch mal unmotiviert die Erzählperspektive. An der Übersetzung von Johann Christoph Maass ist dagegen nichts auszusetzen.
Es gibt also, will man ein Verhältnis zum Geschehen im Weißen Haus finden, keinen Grund, Jacobson zu lesen und nicht zum Beispiel Michael Wolffs "Feuer und Zorn". Nicht nur, weil es darin viel mehr um die Wirklichkeit geht, sondern weil Wolff auch eine interessantere Sprache pflegt, voller Bemühung um Genauigkeit im Gebrauch der literarischen Mittel, um Klarheit, Schärfe und Transparenz. "Pussy" dagegen kündet vor allem von einem gründlichen Weltekel. Und dieser Weltekel des Howard Jacobson ist das eigentliche Thema, der Elefant im Raum. Ihn möchte man sehen, nicht den ausgedachten Clown. Ein Teil von Jacobson wollte offenbar dieses Buch schreiben, der andere nicht. Beide setzten sich durch.
KOLJA REICHERT
Howard Jacobson: "Pussy". Roman.
Aus dem Englischen von Johann Christoph Maass. Tropen Verlag, Stuttgart 2018. 267 S., geb., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Man wechselt beim Lesen zwischen laut auflachen und sich sehr klug-analytische Sätze herausnotieren wollen - humorvoll, erschreckend und auf den Punkt geschrieben!« Andreas Schwarz, Kurier, 08.07.2018 »Ein[...] wichtige[s] Zeitzeugnis.« Knut Cordsen, br, 10.01.2018 Bissige, satirische Romane sind das Markenzeichen dieses Autors, und dem wird er jetzt in aller Schärfe gerecht in »Pussy«, einer unverhohlenen Abrechnung mit dem mächtigsten Mann der Welt, Donald Trump. Joachim Scholl, Deutschlandfunk Kultur, 01.2018 »Bissige, satirische Romane sind das Markenzeichen dieses Autors, und dem wird er jetzt in aller Schärfe gerecht in »Pussy«, einer unverhohlenen Abrechnung mit dem mächtigsten Mann der Welt, Donald Trump. Joachim Scholl, Deutschlandfunk Kultur, 01.2018 »Wer das Buch nur als Trump-Satire liest, verpasst darum den schwärzesten Teil, den eigentlichen Abgrund des Romans. Den Verlust von Intelligenz, Geist, Anstand und Moral. Und er überliest die brennende Verzweiflung des Autors ob dieser Entwicklung.« Gabriele von Arnim, Deutschlandfunk Kultur, 18.01.2018 »Pussy ist gnadenlos, ein Racheakt ... wobei zu vermuten war, ein Trump sei unmöglich zu persifilieren, er bewege sich jenseits aller Satire Möglichkeiten. Falsch. Es funktioniert. Es amüsiert.« Peter Pisa, Kurier, 12.01.2018 "Pussy biete viele ästhetische Freuden. Obwohl Trump's Präsidentschaft ein Quell andauernder Ängste ist, so gehört zu ihren wenigen Vorteilen, dass sie einen unserer besten komischen Autoren dazu gebracht hat, eine elegant wilde Satire zu schreiben über einen Mann, der sich jeder Satire entzieht." The Guardian »Jacobson trifft ins Schwarze und beschreibt köstlich und schreiend komisch nicht nur den Aufstieg dieses groben Ungeheuers, sondern auch, welche amerikanischen Eigenheiten es ihm ermöglichten, ins Weiße Haus zu kriechen.« Mail on Sunday »Das ist erstklassig geschrieben, maskiert als satirisches Denkspiel... Es ist, um den Titel von Jacobsons eigener Untersuchung über die Komödie zu zitieren, ernsthaft komisch.« The Times