16,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Seit im Dezember 2011 in Moskau und Petersburg, aber auch anderswo zwischen Archangelsk und Wladiwostok Hunderttausende Bürger für faire Wahlen demonstrierten, ist Russland ein anderes Land geworden. Auch wenn die Proteste den erneuten Machtantritt Putins nicht verhindern konnten und der Staat seine Kritiker mit zum Teil drakonischen Strafen überzieht: die Zeichen stehen auf Sturm. Gestützt auf umfangreiches Interviewmaterial, liefert Mischa Gabowitsch eine dichte Beschreibung der Verhältnisse im Umbruch. Er durchleuchtet die Protestbewegung aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet und…mehr

Produktbeschreibung
Seit im Dezember 2011 in Moskau und Petersburg, aber auch anderswo zwischen Archangelsk und Wladiwostok Hunderttausende Bürger für faire Wahlen demonstrierten, ist Russland ein anderes Land geworden. Auch wenn die Proteste den erneuten Machtantritt Putins nicht verhindern konnten und der Staat seine Kritiker mit zum Teil drakonischen Strafen überzieht: die Zeichen stehen auf Sturm. Gestützt auf umfangreiches Interviewmaterial, liefert Mischa Gabowitsch eine dichte Beschreibung der Verhältnisse im Umbruch. Er durchleuchtet die Protestbewegung aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet und porträtiert eine Gesellschaft, die dabei ist, sich selbst zu begreifen und über die eigene Zukunft zu bestimmen.
Autorenporträt
Gabowitsch, MischaMischa Gabowitsch, geboren 1977 in Moskau, ist nach Stationen in Oxford, Paris und Princeton heute wissenschaftlicher Mitarbeiter am Einstein Forum in Potsdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2013

Gegen Putin
Wichtige Darstellung der russischen Protestbewegung

Die Protestbewegung gegen die Wahlfälschungen in Russland ist schon im Moment ihres Entstehens im Dezember 2011 zum Forschungsgegenstand geworden - und zwar nicht nur durch Sozialwissenschaftler, sondern auch durch Teilnehmer der Demonstrationen, die in improvisierten Umfragen herausfinden wollten, wer eigentlich mit ihnen protestierte. Es war keine klar definierbare soziale Schicht mit einer gewachsenen Identität, keine gesellschaftliche Gruppe mit einem schon vorher bestehenden Gefühl der Zusammengehörigkeit, die da auf die Straße ging. Die Massenproteste waren für die meisten Protestierenden selbst eine Überraschung - ebenso wie für die Bürgerrechtler und Oppositionellen, die bis dahin bei ihren Demonstrationen meist nur ein kleines, versprengtes Häuflein waren, und wie für die Staatsmacht, die einige Monate brauchte, bis sie wusste, wie sie reagieren wollte.

Einer, der sowohl Sozialwissenschaftler als auch Teilnehmer der Proteste ist, legt nun einen "Zwischenbericht über eine Bewegung im Wandel" vor. Aber dem in Moskau geborenen und in Potsdam forschenden Mischa Gabowitsch ist mit "Putin kaputt!?" weit mehr gelungen: Sein Buch könnte zu einem der wichtigsten Werke über die nach dem Ende der Sowjetunion bisher größten Proteste in Russland werden. Seine klare Sympathie für die Demonstranten hindert ihn nicht daran, analytisch nüchtern und reflektierend zu schreiben. Zeitlicher Dreh- und Angelpunkt der Darstellung ist die Demonstration in Moskau am 6. Mai 2012, dem Vorabend der Amtseinführung von Präsident Putin, die - obwohl genehmigt - von den Sicherheitskräften gewaltsam zerschlagen wurde. Damit war die erste, enthusiastische Phase des Protests vorüber. Zugleich wurde deutlich, dass Putin sich entschieden hatte, mit Repression zu reagieren. Mehrere der damals willkürlich aus der Menge heraus festgenommenen Demonstranten wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt; zugleich wird gegen einige Oppositionsführer wegen des Vorwurfs ermittelt, sie hätten versucht, Massenunruhen zu provozieren - auch ihnen drohen lange Haftstrafen.

Das Buch ist keine chronologische Nacherzählung des Bürgerprotests. Ausgehend von einer Analyse des "Systems Putin", beschreibt Gabowitsch die gesellschaftlichen Veränderungen, die den Protesten vorausgingen, die Bedingungen, unter denen oppositionelle Milieus vor dem Dezember 2011 agierten, welche Diskurse dort stattfanden, wie sich mit neuen Formen des Protests ein neues Selbstverständnis zu entwickeln begann. Weil dies alles in einen weit gefassten historischen und kulturellen Hintergrund eingebettet und zudem gut geschrieben ist, ist das Buch auch für Leser ohne große Vorkenntnisse leicht verständlich.

Ganz frei von Schwächen ist "Putin kaputt!?" nicht. An einigen Stellen verliert sich Gabowitsch in den Windungen von Diskussionen kleiner Oppositionsgruppen, während die Rolle prominenter Schriftsteller, Musiker und Journalisten eine ausführlichere Behandlung verdient hätte. Im Kapitel über Pussy Riot geht er nur am Rande auf das Wechselspiel zwischen extremen Äußerungen des Protests und ihrer Instrumentalisierung durch die Machthaber ein, was - in Ergänzung zu dem äußerst lesenswerten Kapitel über die staatlichen Gewaltapparate - wünschenswert gewesen wäre.

REINHARD VESER

Mischa Gabowitsch: Putin kaputt!? Russlands neue Protestkultur. Edition Suhrkamp, Berlin 2013. 438 S., 16,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Allzu viele Russlandkenner und -beobachter widmen sich mit ihren Beiträgen ausschließlich dem "byzantinischen Hof des Kreml" und seinem Herrscher Putin, findet Julian Hans, die russische Zivilgesellschaft ist ein blinder Fleck, so sehr, dass sogar die neueren Proteste als Tun des demokratischen Auslands angesehen wurden, meint der Rezensent. Mit dem geballten Handwerkszeug der Soziologen - Interviews, dichte Beschreibung, Statistiken - hat Mischa Gabowitsch diesen Missstand jetzt behoben, lobt der Rezensent, sein Buch "Putin kaputt!?" liefert mehr als der Titel verspricht, Gabowitsch hat eine echte "Tiefenbohrung in die russische Gesellschaft" vorgenommen, feiert Hans den Autor. Er beschreibt detailgetreu beides: einzelne beispielhafte Bewegungen und die Bemühungen des Staates, die verschiedenen Formen des Protestes durch Polizei, Gerichte und Steuerbehörden zu unterdrücken, fasst der Rezensent zusammen. Und ist rundum begeistert.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Sein Buch könnte zu einem der wichtigsten Werke über die nach dem Ende der Sowjetunion bisher größten Proteste in Russland werden. Seine klare Sympathie für die Demonstranten hindert ihn nicht daran, analystisch nüchtern und reflektierend zu schreiben.« Reinhard Veser Frankfurter Allgemeine Zeitung 20130708