Wladimir Putin lässt Kritiker ermorden, er erobert erst die Krim und facht mitten in Europa einen Krieg an. Russland ist unter diesem Präsidenten zu einer Gefahr für den Rest der Welt geworden und zu einem Schurkenstaat. Mit seinem Angriff auf die Ukraine fordert Putin den Westen heraus - und gleichzeitig gibt es im Land weit und breit niemanden, der ihm politisch gefährlich werden könnte.
Die amerikanische Politologin Angela Stent fragt, warum sich die Erwartung des Westens nicht erfüllt und Russland sich seit dem Untergang der Sowjetunion nicht zu einer liberalen marktwirtschaftlichen Demokratie entwickelt hat. Und wie stattdessen ein KGB-Agent mittleren Rangs so mächtig werden konnte, so einflussreich und populär, dass sein autokratisches System inzwischen als bedrohliches Gegenmodell zur westlichen Demokratie wahrgenommen wird.
Die Autorin beschäftigt sich als Wissenschaftlerin und Politikberaterin seit Jahrzehnten mit Russland und seinen Außenbeziehungen. Sie beschreibt in diesem Buch, wie Putin sein Land geprägt und verändert hat und wie sich unter ihm Russlands Beziehungen zum Westen, zu den USA, aber auch besonders zu Deutschland dramatisch verschlechtert haben. Auf dem Höhepunkt der von Putin ausgelösten Krisen wagt Stent gleichzeitig den Blick in die Zukunft: auf ein Russland ohne Wladimir Putin.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die amerikanische Politologin Angela Stent fragt, warum sich die Erwartung des Westens nicht erfüllt und Russland sich seit dem Untergang der Sowjetunion nicht zu einer liberalen marktwirtschaftlichen Demokratie entwickelt hat. Und wie stattdessen ein KGB-Agent mittleren Rangs so mächtig werden konnte, so einflussreich und populär, dass sein autokratisches System inzwischen als bedrohliches Gegenmodell zur westlichen Demokratie wahrgenommen wird.
Die Autorin beschäftigt sich als Wissenschaftlerin und Politikberaterin seit Jahrzehnten mit Russland und seinen Außenbeziehungen. Sie beschreibt in diesem Buch, wie Putin sein Land geprägt und verändert hat und wie sich unter ihm Russlands Beziehungen zum Westen, zu den USA, aber auch besonders zu Deutschland dramatisch verschlechtert haben. Auf dem Höhepunkt der von Putin ausgelösten Krisen wagt Stent gleichzeitig den Blick in die Zukunft: auf ein Russland ohne Wladimir Putin.
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So detaillreich wie ausgewogen. Die Welt
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2019Die Tugend der alten Schule
Eine Analyse Russlands unter Präsident Wladimir Putin mit mehreren blinden Flecken
Angela Stent ist eine Politikwissenschaftlerin der alten Schule - im guten wie im schlechten Sinn. Die gebürtige Britin ist Professorin an der Georgetown University und hat Präsident George W. Bush beraten. In ihrem Buch "Putins Russland" zieht sie die Bilanz ihrer dreißigjährigen Beschäftigung mit Russland. Sie sah die sowjetischen Gerontokraten der frühen achtziger Jahre ins Grab sinken. Sie erlebte die Aufbruchsstimmung unter Gorbatschow. Sie machte die allgemeine Ernüchterung unter Jelzin mit. Sie beobachtete den unaufhaltsamen Aufstieg des Wladimir Putin. Und heute konstatiert sie auf der Weltbühne die Rückkehr eines Russlands, das wie die Sowjetunion behandelt werden will.
Die Tugend der alten Schule liegt darin, dass die internationalen Beziehungen vor dem Hintergrund der Diplomatiegeschichte verstanden werden. In der Tat prägen historische Erfahrungen die Wahrnehmungsmuster der Regierungen stark. Gleichzeitig hat die alte Schule aber auch Nachteile. Wenn Politik vor allem als Beziehungsgeflecht zwischen Staaten, Regierungen und oft sogar nur Führungspersonen aufgefasst wird, treten wichtige Aspekte in den Hintergrund: die Tätigkeit nichtstaatlicher Akteure, die Interessen von Konzernen, die öffentliche Sphäre, das Mediensystem. Angela Stent unterstellt sogar einen direkten Zusammenhang zwischen der persönlichen Zuneigung der Staatslenker und den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Anekdotisch berichtet sie von einem amerikanischen Staatsbesuch in Moskau im Juli 2009, dass der damalige Premierminister Putin Barack Obama während eines spröden Arbeitstreffens auf einem zu kleinen Stuhl sitzen ließ, während Präsident Medwedew mit ihm ein herzliches Abendessen genoss. Stent hätte ebenso auf Obamas feudales Frühstück mit Putin hinweisen können - allerdings passt diese Episode nicht ihn ihr personalisierendes Narrativ.
Die Stoßrichtung des Buchs wird im englischen Originaltitel besonders deutlich: "Putin's World: Russia Against the West and with the Rest". Präsident Putin erscheint in Stents Konzeption als Verkörperung der russischen Staatsmacht. Wie ein postmoderner Zar steuert er von seinem Thron aus die Geschicke des Landes. Nun trifft es in der Tat zu, dass der russische Präsident eine enorme Machtfülle in seinen Händen ballt. Allerdings tobt hinter der vielbeschworenen "Vertikale der Macht" ein erbitterter Kampf um Einfluss, Ressourcen und Aufstiegschancen. Die staatsnahen Energiekonzerne stehen in harter Konkurrenz zueinander, die Geheimdienste und Ermittlungsbehörden machen sich gegenseitig das Leben schwer, die mächtige Präsidialverwaltung stellt sich gegen die Ministerien.
Dieses Gerangel wird bei Stent zu wenig berücksichtigt. Sie verlässt sich zu oft auf die pathetische Rhetorik Putins, wenn es um die Erklärung des russischen Machtgefüges geht. Damit erhalten aber schwammige Konzepte wie die "russische Idee" oder die "imperiale Vergangenheit" einen irreführenden Stellenwert. Die Begründung der russischen Außenpolitik durch abstrakte Ideen ist in erster Linie eine Legitimationsstrategie des Kremls und taugt kaum als politikwissenschaftliches Analyseinstrument. Auch im Untertitel spiegelt sich Stents vereinfachende Sicht der Dinge. Putin - so suggeriert Stent - will aus den Feinden seiner Feinde Freunde zu machen: Russland stellt sich gegen den "Westen" und versucht den "Rest der Welt" für sich zu vereinnahmen.
Damit greift Stent den ohnehin schon schematischen Ansatz des Historikers Niall Ferguson auf. Allerdings kann man Russland nicht einfach als Gegenmodell zum zivilisatorischen Projekt des Westens beschreiben. Russland ist eine traditionsreiche Kulturnation. Dass der Kreml auf seiner weltpolitischen Souveränität insistiert und die universale Geltung der Menschenrechte in Frage stellt, ist erst eine Entwicklung der vergangenen 15 Jahre. Stents Ansatz birgt die Gefahr, die Weltpolitik zu sehr in starren Oppositionen aufzufassen. Bereits die Kapitelstruktur zeigt, dass Stent in erster Linie die Beziehungen zu den europäischen Institutionen, Deutschland, China, Japan, Iran, Syrien, Israel und den Vereinigten Staaten durchdekliniert. Gerade das russische Militärengagement in Syrien sollte aber nicht einfach als Teil einer neuen Nahost-Politik aufgefasst werden. Auch hier darf man die Verlautbarungen des Kremls nicht als wohlfeile Erklärung akzeptieren. Angela Stent bewegt sich gefährlich nahe an der Moskauer Siegesrhetorik, wenn sie anerkennt, dass sich das russische Engagement in Syrien "ausgezahlt" habe. Es gibt eine Reihe von gewichtigen Nachteilen bei diesem Abenteuer: Der international geächtete Diktator Baschar al-Assad ist kein Wunschpartner, die Kollateralschäden in Aleppo sind enorm, die russische Unterstützung für den Status quo in Syrien beeinträchtigt Moskaus Beziehungen zu Iran und zur Türkei, der Kriegseinsatz stößt bei der russischen Bevölkerung auf starke Ablehnung.
Angela Stents großes Vorbild ist der Historiker und Diplomat George F. Kennan (1904-2005), auf den sie sich wiederholt beruft. Kennan war nach dem Zweiten Weltkrieg der Architekt der amerikanischen Eindämmungspolitik gegenüber der Sowjetunion. Im hohen Alter kritisierte er allerdings im Gegenzug die Nato-Ost-Erweiterung als "schicksalshaften Fehler". Stent warnt wie Kennan vor der expansionistischen Tendenz, die sie in allen Staatsgebilden der russischen Geschichte wirken sieht. Und wie Kennan romantisiert sie die russische Kultur und zitiert sogar den abgegriffenen Vierzeiler des Lyrikers Fjodor Tjutschew, der behauptete, Russland sei mit der Vernunft nicht zu begreifen, an Russland könne man nur glauben. Angela Stent beschwört die schiere territoriale Größe, die sich auf fast jeden Aspekt des russischen Lebens ausgewirkt habe. Sie verortet Russland außerhalb des "Mainstreams der europäischen Zivilisation": Eine russische Renaissance, Reformation oder Aufklärung habe es nie gegeben.
Das ist zumindest eine gewagte These. Der Moskauer Kreml erhielt im 15. Jahrhundert von italienischen Architekten seine heutige Gestalt, die Kirchenkämpfe des 17. Jahrhunderts brachten intensive theologische Diskussionen mit sich, und Immanuel Kant war kurzzeitig russischer Untertan, als Königsberg im Siebenjährigen Krieg von der zaristischen Armee besetzt wurde.
Die Stärke von Angela Stents Überblick liegt darin, dass sie eine Auslegeordnung der russischen Macht- und Wirtschaftsinteressen in den wichtigsten Weltregionen präsentiert. Es gelingt ihr, die politische Dynamik der Ära Putin kompetent zu beschreiben. Sie beendet ihr Buch mit einer treffenden Formulierung: "Russland ist berechenbar, bis es das nicht mehr ist, und der Westen könnte sich in den kommenden Jahren mit unerwarteten Entwicklungen konfrontiert sehen." Ihre Handlungsempfehlung orientiert sich auch hier an George F. Kennan: "Engagieren wir uns in Fragen, die gemeinsame Interessen berühren, und seien wir bereit, den Blick nach vorne zu richten, wenn Russland sein Verhalten mäßigt." Mit diesem Ansatz wendet sie aber einmal mehr ein Deutungsmuster aus dem Kalten Krieg auf das heutige Russland an.
ULRICH SCHMID
Angela Stent: Putins Russland.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019. 576 S., 25,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Analyse Russlands unter Präsident Wladimir Putin mit mehreren blinden Flecken
Angela Stent ist eine Politikwissenschaftlerin der alten Schule - im guten wie im schlechten Sinn. Die gebürtige Britin ist Professorin an der Georgetown University und hat Präsident George W. Bush beraten. In ihrem Buch "Putins Russland" zieht sie die Bilanz ihrer dreißigjährigen Beschäftigung mit Russland. Sie sah die sowjetischen Gerontokraten der frühen achtziger Jahre ins Grab sinken. Sie erlebte die Aufbruchsstimmung unter Gorbatschow. Sie machte die allgemeine Ernüchterung unter Jelzin mit. Sie beobachtete den unaufhaltsamen Aufstieg des Wladimir Putin. Und heute konstatiert sie auf der Weltbühne die Rückkehr eines Russlands, das wie die Sowjetunion behandelt werden will.
Die Tugend der alten Schule liegt darin, dass die internationalen Beziehungen vor dem Hintergrund der Diplomatiegeschichte verstanden werden. In der Tat prägen historische Erfahrungen die Wahrnehmungsmuster der Regierungen stark. Gleichzeitig hat die alte Schule aber auch Nachteile. Wenn Politik vor allem als Beziehungsgeflecht zwischen Staaten, Regierungen und oft sogar nur Führungspersonen aufgefasst wird, treten wichtige Aspekte in den Hintergrund: die Tätigkeit nichtstaatlicher Akteure, die Interessen von Konzernen, die öffentliche Sphäre, das Mediensystem. Angela Stent unterstellt sogar einen direkten Zusammenhang zwischen der persönlichen Zuneigung der Staatslenker und den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Anekdotisch berichtet sie von einem amerikanischen Staatsbesuch in Moskau im Juli 2009, dass der damalige Premierminister Putin Barack Obama während eines spröden Arbeitstreffens auf einem zu kleinen Stuhl sitzen ließ, während Präsident Medwedew mit ihm ein herzliches Abendessen genoss. Stent hätte ebenso auf Obamas feudales Frühstück mit Putin hinweisen können - allerdings passt diese Episode nicht ihn ihr personalisierendes Narrativ.
Die Stoßrichtung des Buchs wird im englischen Originaltitel besonders deutlich: "Putin's World: Russia Against the West and with the Rest". Präsident Putin erscheint in Stents Konzeption als Verkörperung der russischen Staatsmacht. Wie ein postmoderner Zar steuert er von seinem Thron aus die Geschicke des Landes. Nun trifft es in der Tat zu, dass der russische Präsident eine enorme Machtfülle in seinen Händen ballt. Allerdings tobt hinter der vielbeschworenen "Vertikale der Macht" ein erbitterter Kampf um Einfluss, Ressourcen und Aufstiegschancen. Die staatsnahen Energiekonzerne stehen in harter Konkurrenz zueinander, die Geheimdienste und Ermittlungsbehörden machen sich gegenseitig das Leben schwer, die mächtige Präsidialverwaltung stellt sich gegen die Ministerien.
Dieses Gerangel wird bei Stent zu wenig berücksichtigt. Sie verlässt sich zu oft auf die pathetische Rhetorik Putins, wenn es um die Erklärung des russischen Machtgefüges geht. Damit erhalten aber schwammige Konzepte wie die "russische Idee" oder die "imperiale Vergangenheit" einen irreführenden Stellenwert. Die Begründung der russischen Außenpolitik durch abstrakte Ideen ist in erster Linie eine Legitimationsstrategie des Kremls und taugt kaum als politikwissenschaftliches Analyseinstrument. Auch im Untertitel spiegelt sich Stents vereinfachende Sicht der Dinge. Putin - so suggeriert Stent - will aus den Feinden seiner Feinde Freunde zu machen: Russland stellt sich gegen den "Westen" und versucht den "Rest der Welt" für sich zu vereinnahmen.
Damit greift Stent den ohnehin schon schematischen Ansatz des Historikers Niall Ferguson auf. Allerdings kann man Russland nicht einfach als Gegenmodell zum zivilisatorischen Projekt des Westens beschreiben. Russland ist eine traditionsreiche Kulturnation. Dass der Kreml auf seiner weltpolitischen Souveränität insistiert und die universale Geltung der Menschenrechte in Frage stellt, ist erst eine Entwicklung der vergangenen 15 Jahre. Stents Ansatz birgt die Gefahr, die Weltpolitik zu sehr in starren Oppositionen aufzufassen. Bereits die Kapitelstruktur zeigt, dass Stent in erster Linie die Beziehungen zu den europäischen Institutionen, Deutschland, China, Japan, Iran, Syrien, Israel und den Vereinigten Staaten durchdekliniert. Gerade das russische Militärengagement in Syrien sollte aber nicht einfach als Teil einer neuen Nahost-Politik aufgefasst werden. Auch hier darf man die Verlautbarungen des Kremls nicht als wohlfeile Erklärung akzeptieren. Angela Stent bewegt sich gefährlich nahe an der Moskauer Siegesrhetorik, wenn sie anerkennt, dass sich das russische Engagement in Syrien "ausgezahlt" habe. Es gibt eine Reihe von gewichtigen Nachteilen bei diesem Abenteuer: Der international geächtete Diktator Baschar al-Assad ist kein Wunschpartner, die Kollateralschäden in Aleppo sind enorm, die russische Unterstützung für den Status quo in Syrien beeinträchtigt Moskaus Beziehungen zu Iran und zur Türkei, der Kriegseinsatz stößt bei der russischen Bevölkerung auf starke Ablehnung.
Angela Stents großes Vorbild ist der Historiker und Diplomat George F. Kennan (1904-2005), auf den sie sich wiederholt beruft. Kennan war nach dem Zweiten Weltkrieg der Architekt der amerikanischen Eindämmungspolitik gegenüber der Sowjetunion. Im hohen Alter kritisierte er allerdings im Gegenzug die Nato-Ost-Erweiterung als "schicksalshaften Fehler". Stent warnt wie Kennan vor der expansionistischen Tendenz, die sie in allen Staatsgebilden der russischen Geschichte wirken sieht. Und wie Kennan romantisiert sie die russische Kultur und zitiert sogar den abgegriffenen Vierzeiler des Lyrikers Fjodor Tjutschew, der behauptete, Russland sei mit der Vernunft nicht zu begreifen, an Russland könne man nur glauben. Angela Stent beschwört die schiere territoriale Größe, die sich auf fast jeden Aspekt des russischen Lebens ausgewirkt habe. Sie verortet Russland außerhalb des "Mainstreams der europäischen Zivilisation": Eine russische Renaissance, Reformation oder Aufklärung habe es nie gegeben.
Das ist zumindest eine gewagte These. Der Moskauer Kreml erhielt im 15. Jahrhundert von italienischen Architekten seine heutige Gestalt, die Kirchenkämpfe des 17. Jahrhunderts brachten intensive theologische Diskussionen mit sich, und Immanuel Kant war kurzzeitig russischer Untertan, als Königsberg im Siebenjährigen Krieg von der zaristischen Armee besetzt wurde.
Die Stärke von Angela Stents Überblick liegt darin, dass sie eine Auslegeordnung der russischen Macht- und Wirtschaftsinteressen in den wichtigsten Weltregionen präsentiert. Es gelingt ihr, die politische Dynamik der Ära Putin kompetent zu beschreiben. Sie beendet ihr Buch mit einer treffenden Formulierung: "Russland ist berechenbar, bis es das nicht mehr ist, und der Westen könnte sich in den kommenden Jahren mit unerwarteten Entwicklungen konfrontiert sehen." Ihre Handlungsempfehlung orientiert sich auch hier an George F. Kennan: "Engagieren wir uns in Fragen, die gemeinsame Interessen berühren, und seien wir bereit, den Blick nach vorne zu richten, wenn Russland sein Verhalten mäßigt." Mit diesem Ansatz wendet sie aber einmal mehr ein Deutungsmuster aus dem Kalten Krieg auf das heutige Russland an.
ULRICH SCHMID
Angela Stent: Putins Russland.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019. 576 S., 25,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Richard Herzinger liest das Buch der amerikanischen Politikanalystin und Russlandexpertin Angela Stent mit Gewinn. Dem weiten Überblick der Autorin folgend, erfährt Herzinger, wie Russland sich unter Putin zum Gegenspieler des Westens beziehungsweise der USA entwickelte. Die Autorin setzt dem Rezensenten die Säulen von Putins Denken und Walten und seinen neuen russischen Nationalismus auseinander, ohne allerdings sagen zu können, wie es nach der Ära Putin weitergehen könnte. Dass die Autorin dabei immer von einem intakten Westen als politischer und kultureller Gegengröße ausgeht, scheint Herzinger schon angesichts von Putins Infiltrationspolitik fragwürdig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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