Europa hat den Kolonialismus in den 1960er-Jahren in vielen afrikanischen Staaten für beendet erklärt. Zu Unrecht. In Wirklichkeit haben Europäer, die sich gern als Verfechter von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Szene setzen, korrupte politische Systeme auf dem Kontinent gefördert. Systeme, die ihnen dabei helfen, Afrikanerinnen und Afrikaner weiterhin zu bevormunden und auszubeuten. Doch vor allem in der Sahelzone sind viele Menschen an einem Punkt angekommen, an dem sie sich das nicht mehr bieten lassen. Sie sind sogar bereit, Militärregime zu unterstützen, die ihre Fassaden-Demokratien zertrümmern.Issio Ehrich zeigt die komplexen Netzwerke auf, die Europa mit Staaten in Afrika verbinden. Und er provoziert einen Perspektivwechsel. Er gibt Menschen eine Stimme, deren Sicht viel zu oft ignoriert wird, wenn es um Afrika geht. Menschen in Afrika.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Viel zu lernen gibt es über Afrika, findet Rezensentin Friederike Bauer, und dieses Buch hilft einem dabei. Issio Ehrich beschäftigt sich darin insbesondere mit der Sahelzone, in der in den letzten Jahren mehrere Länder Regierungswechsel nach Militärputschs erlebten. Ehrich zeigt der Rezensentin auf, wie die ehemaligen Kolonialmächte, insbesondere Frankreich, zwar Demokratie predigten, aber allzu oft nur an ihren eigenen Vorteil dachten, zum Beispiel was die Ausbeutung von Bodenschätzen betrifft - was dazu führte, dass sich die lokale Bevölkerung mehr und mehr vom Westen abkehrte. Stark ist das Buch im Konkreten, findet Bauer, wenn es auf die Lage der Menschen vor Ort eingeht, ob das nun Arbeiter, Schlepper oder Krankenhausmitarbeiter sind. Weniger überzeugt ist sie, wenn Ehrich sich anschickt, die politische Lage abstrakter zu analysieren, es bleibt meistens beim Schimpfen über die Kolonialisten, Hinweise darauf, wie Europa sich zukünftig verhalten sollte, gibt es eher wenig. Dennoch ist das ein wichtiges Buch, findet Bauer, da es die Aufmerksamkeit auf einen Kontinent lenkt, der, auch aufgrund seiner sehr jungen Bevölkerung, in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird in weltweiten Dynamiken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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