Der zyprische Bildhauer Pygmalion wurde, so berichtet Ovid, wegen der Zügellosigkeit der Frauen zum Frauenfeind. Ersatz für seine Sehnsucht fand er in der Kunst und versuchte fortan, die perfekte Frauenstatue zu erschaffen. Als ihm dies gelingt, verliebt er sich in die von ihm kreierte Figur. Die Götter hauchen ihr schließlich Leben ein, und Pygmalion zeugt mit Galatea, wie sie später genannt werden sollte, ein Kind. Der Kunsthistoriker und -theoretiker Jean-Claude Lebensztejn geht diesem Mythos in einem Gang durch die Kunstgeschichte nach und legt durch diese Motivgeschichte eine jahrtausendealte Utopie frei, die vielleicht bald Wirklichkeit werden wird.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2017Folgenreiche Statuenliebe
Die Erzählung von Pygmalion hat Künstler und Schriftsteller nachhaltig fasziniert. Der Kunsthistoriker und Kritiker Jean-Claude Lebensztejn führt das in seinem Buch an einigen von ihnen und quer durch die Jahrhunderte vor Augen: von Bronzino bis Roy Lichtenstein, von Jean de Meung bis Paul Valéry. Pygmalions Geschichte steht im zehnten Buch von Ovids "Metamorphosen". Lebensztejn ruft sie dem Leser in Erinnerung: Der zum Frauenfeind gewordene Bildhauer schnitzt eine Venus aus Elfenbein, in die er sich verliebt, und die Göttin erweckt sie für ihn zum Leben. Pygmalions Geschichte wurde zu einer Evokation künstlerischen Schaffens: Formen ins Leben zu rufen. Lebensztejn folgt den Verbindungen zwischen der Pygmalion-Legende und der Erfindung von Automaten genauso wie den Traditionslinien, die zu Kino und Zeichentrickfilmen führen. Auf knappem Raum führt er vor, wie sich darin Fragen nach Ähnlichkeit und Mimesis, nach belebter und unbelebter Natur verknüpfen. Condillac, der seinen Sensualismus mit dem Motiv einer schrittweise lebendig werdenden Statue verknüpfte, ist ebenso präsent wie neue Interpretationen im Rahmen der Gender Studies. Lebensztejns Essay macht einsichtig, warum der direkten oder indirekten Anknüpfungen an die Pygmalion-Geschichte keine Ende ist.
vazo.
Jean-Claude Lebensztejn: "Pygmalion".
Aus dem Französischen von G. H. H.
Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2017. 177 S., br., 15,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Erzählung von Pygmalion hat Künstler und Schriftsteller nachhaltig fasziniert. Der Kunsthistoriker und Kritiker Jean-Claude Lebensztejn führt das in seinem Buch an einigen von ihnen und quer durch die Jahrhunderte vor Augen: von Bronzino bis Roy Lichtenstein, von Jean de Meung bis Paul Valéry. Pygmalions Geschichte steht im zehnten Buch von Ovids "Metamorphosen". Lebensztejn ruft sie dem Leser in Erinnerung: Der zum Frauenfeind gewordene Bildhauer schnitzt eine Venus aus Elfenbein, in die er sich verliebt, und die Göttin erweckt sie für ihn zum Leben. Pygmalions Geschichte wurde zu einer Evokation künstlerischen Schaffens: Formen ins Leben zu rufen. Lebensztejn folgt den Verbindungen zwischen der Pygmalion-Legende und der Erfindung von Automaten genauso wie den Traditionslinien, die zu Kino und Zeichentrickfilmen führen. Auf knappem Raum führt er vor, wie sich darin Fragen nach Ähnlichkeit und Mimesis, nach belebter und unbelebter Natur verknüpfen. Condillac, der seinen Sensualismus mit dem Motiv einer schrittweise lebendig werdenden Statue verknüpfte, ist ebenso präsent wie neue Interpretationen im Rahmen der Gender Studies. Lebensztejns Essay macht einsichtig, warum der direkten oder indirekten Anknüpfungen an die Pygmalion-Geschichte keine Ende ist.
vazo.
Jean-Claude Lebensztejn: "Pygmalion".
Aus dem Französischen von G. H. H.
Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2017. 177 S., br., 15,- [Euro].
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