Zum Regieren brauche er nur "Bild, BamS und Glotze" soll Gerhard Schröder einst gesagt haben. Neben dem TV räumte der damalige Kanzler vor allem Deutschlands größter Boulevardzeitung eine wichtige Rolle im politischen Meinungsbildungsprozess ein. Im Widerspruch dazu steht die abfällige Beschreibung der Zeitung in der Wissenschaft: Dort heißt es zumeist, BILD betreibe demokratietheoretisch bedenklichen Polit-Populismus. Der Autor geht der Frage nach, in welcher Qualität die BILD-Zeitung über Politik berichtet. Dazu werden unter dem Stichwort 'normative Qualität' Kriterien zur Beurteilung von Politikberichterstattung in einem demokratischen System dargestellt. Im Anschluss wird die Perspektive gewechselt, um die 'Nutzerqualität' der Boulevardpresse zu erörtern: Aus formalen und inhaltlichen Eigenschaften sowie den Erwartungen der Leser werden ebenfalls konkrete Qualitätskriterien abgeleitet. Inwieweit BILD diesen unterschiedlichen Ansprüchen genügt, wird im empirischen Teil mit einer Inhaltsanalyse überprüft. Dabei zeigt sich, dass eine Vernachlässigung der normativen Qualität zugunsten des Markterfolgs in BILD nicht so deutlich zu erkennen ist, wie von den Kritikern behauptet wird.