Lokalkrimi mit viel norddeutschen Lokalkolorit (Cosy-Crime-Reihenauftakt)
Susanne Bergstedts erster Krimi ist zudem auch der Auftakt einer neuen Cosy-Crime-Reihe mit den zwei Laien-Ermittlerinnen Telse Himmel und Wanda Holle.
Wer auf knallharte Krimis mit intensiver Polizeiarbeit und allem
Pipapo steht, der sollte diesen Roman lieber schnell beiseite legen oder besser gar nicht erst in die…mehrLokalkrimi mit viel norddeutschen Lokalkolorit (Cosy-Crime-Reihenauftakt)
Susanne Bergstedts erster Krimi ist zudem auch der Auftakt einer neuen Cosy-Crime-Reihe mit den zwei Laien-Ermittlerinnen Telse Himmel und Wanda Holle.
Wer auf knallharte Krimis mit intensiver Polizeiarbeit und allem Pipapo steht, der sollte diesen Roman lieber schnell beiseite legen oder besser gar nicht erst in die Hand nehmen. Denn hier steht nicht die Polizeiarbeit im Vordergrund und auch nicht der gesuchte Mörder. Hier geht es vielmehr um eine Endvierzigerin und ihre acht Jahre ältere Freundin, die sich gemeinsam als Privatdetektivinnen betätigen.
Und wie es ein Lokalkrimi will, so gibt es hier viel Lokales im schicken Schilksee an der Ostsee zu erzählen. Da gibt es jede Menge reicher Nachbarn mit besonderen Vorlieben und darunter befindet sich, wie bei einem Krimi zu erwarten, auch ein Polizeikommissar. Der es nicht schafft, seine beiden neugierigen Nachbarinnen abzuwimmeln, die ihm ungefragt ihre Detektivfähigkeiten aufdrängen. Nebenbei gibt es viel Ostseefeeling und auch in Wandas als auch Telses Zuhause fühlt man sich bald wie zu Hause. Und so oft wie die beiden ein leckeres Weinchen trinken oder sich kulinarischen Genüssen hingeben, darf der Leser selbige Gelüste unterdrücken. (Wer hat schon Gourmet-Sushi zu Hause oder hochkarätige Rot- oder Weißweine?)
Im Gegensatz zu den Eberhofer-Krimis haben die norddeutschen Figuren in dieser Geschichte etwas Kühles, Unnahbares an sich, nordisch halt. Sie wachsen einem nicht so schnell ans Herz und sie sind auch viel kontrollierter als wir das von den Figuren aus den Eberhofer-Krimis kennen. So sehr ich auch durch die Seiten geflogen bin, so sind weder Telse noch Wanda mir besonders nahe gekommen, sie sind beide nicht wirklich Sympathieträger, auch wenn sie nicht unsympathisch sind. Hier im Einstiegsroman zur Serie fand ich das nicht problematisch – mit den Fischköppen wird man halt nicht so schnell warm –, aber für die Folgebände sehe ich da durchaus noch viel Luft nach oben, wenn Himmel und Holle es dauerhaft zu ein paar Stammlesern oder Fans bringen wollen.
Was nicht heißt, das Telses oder Wandas Leben nicht spannend sind, das sind sie durchaus. Ein paar Sympathiepunkte dürften sie aber im nächsten Teil gern noch zulegen. Nett wäre es auch, noch mehr aus Schilksee zu erfahren, vielleicht gibt es noch ein paar exzentrische, geheimnisvolle Nachbarn oder andere Geheimnisse? Generell mag ich den Ansatz, über Wanda ein bisschen mehr von der Schickeria zu erfahren. Hier dürfte für meinen Geschmack jedenfalls noch mehr kommen.
Auf jeden Fall merke ich mir dieses Laien-Ermittlerduo vor und behalte im Auge, was den beiden noch so einfällt.
Das Cover finde ich im Übrigen super, besonders die Farbe, aber auch die Einprägung des weißen Schriftzugs. Bezeichnend für Cosy Crime ist, dass kein Blut darauf zu sehen ist, dafür aber blutrote Quallen – Feuerquallen, die im Roman auch eine wichtige Rolle spielen.
Die Story und deren Verlauf gefällt mir gut. Und auch das Ende war in jeder Weise überzeugend.
Wer Cosy Crime mag und sich für zwei Laien-Ermittlerinnen begeistern kann, die beide Witwen und um die 50 Jahre alt sind, und nebenbei Lust auf ein wenig Lokalkolorit an der schönen Ostsee hat, der wird hier garantiert nicht enttäuscht. Der typische Knallhart-Krimileser sollte aber lieber die Finger davon lassen.