"Der Herr Karl" - Helmut Qualtingers berühmteste Schöpfung genau unter die Lupe genommen.2011 jährt sich der Todestag von Helmut Qualtinger zum 25. Mal, die Erstausstrahlung seines berühmtesten Stücks zum 50. Mal. Anlass für den Qualtinger-Bewunderer Georg Biron, sich diesem einzigartigen, von vielen als Inbegriff der "österreichischen Seele" betrachteten Text von allen Seiten zu nähern. In Quasi Herr Karl erklärt er, wie das Fernseh- und Bühnenstück entstand, auf welche Vorlagen die Schöpfer dieser Figur zurückgriffen und wie sie gleichzeitig zum Segen und Fluch der Autoren wurde. Untrennbar verbunden mit dem enormen Erfolg der zugleich geliebten wie gehassten Kultfigur sind die Karriere und das Leben von Helmut Qualtinger selbst: Der "Herr Karl" wurde die nächsten fünfundzwanzig Jahre zum Maßstab aller seiner weiteren Werke. Als Qualtinger endlich seinen internationalen Durchbruch als Schauspieler in "Der Name der Rose" an der Seite von Sean Connery erreicht hatte, starb er. Georg Biron gelingt es, in Quasi Herr Karl ein umfassendes und einfühlsames Bild des beeindruckenden und unvergesslichen Schauspielers, Autors und Kabarettisten zu zeichnen. Einzigartig: Das Vorbild der Figur des "Herrn Karl" ist auf der beigelegten Audio-CD im Interview zu hören.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2011Wiener Abgrund
"'Der Herr Karl' wollte einem Typus auf die Zehen treten, und ein ganzes Volk schreit ,Au!'", so resümierte Hans Weigel den Sturm der Entrüstung, den die Sendung des fünfzigminütigen Monodramas im österreichischen Fernsehen 1961 entfacht hatte. Der Magazineur, Jahrgang 1901, im Keller eines Feinkostladens über Gott und die Welt räsonierend, entpuppt sich jovial plaudernd als schäbiger Opportunist, der in allen politischen Wechselfällen immer bei jenen war, bei denen es etwas zu holen gab. Ein Mitläufer, der sich im Nachhinein dreist und wehleidig zum Opfer stilisiert. Die Volksseele kochte - und die in Wien stationierten Auslandskorrespondenten wählten den begnadeten Darsteller der Figur und Koautor (mit Carl Merz) zum "interessantesten Österreicher des Jahres 1961": Helmut Qualtinger (1928 bis 1986). Dessen bärbeißiger Kommentar: "Jetzt werden mir schon Preise verliehen. Mit mir geht's bergab." Seine Paraderolle sollte tatsächlich wie ein Fluch auf ihm lasten: Was immer er späterhin schrieb, in welcher Rolle auch immer er auf der Bühne oder vor der Kamera stand, er wurde an diesem genialen "Herrn Karl" gemessen. Die CD-Beigabe zu Georg Birons mit allzu leichter Hand konfektionierter Qualtinger-Biographie macht eines der Vorbilder der Figur, einen ehemaligen Szenelokal-Wirt, akustisch dingfest: ein Déjà-entendu der abgründigen Art. (Georg Biron: "Quasi Herr Karl". Helmut Qualtinger. Kultfigur aus Wien. Braumüller Verlag, Wien 2011. 216 S., geb., mit Audio-CD, 24,90 [Euro].)
walt
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"'Der Herr Karl' wollte einem Typus auf die Zehen treten, und ein ganzes Volk schreit ,Au!'", so resümierte Hans Weigel den Sturm der Entrüstung, den die Sendung des fünfzigminütigen Monodramas im österreichischen Fernsehen 1961 entfacht hatte. Der Magazineur, Jahrgang 1901, im Keller eines Feinkostladens über Gott und die Welt räsonierend, entpuppt sich jovial plaudernd als schäbiger Opportunist, der in allen politischen Wechselfällen immer bei jenen war, bei denen es etwas zu holen gab. Ein Mitläufer, der sich im Nachhinein dreist und wehleidig zum Opfer stilisiert. Die Volksseele kochte - und die in Wien stationierten Auslandskorrespondenten wählten den begnadeten Darsteller der Figur und Koautor (mit Carl Merz) zum "interessantesten Österreicher des Jahres 1961": Helmut Qualtinger (1928 bis 1986). Dessen bärbeißiger Kommentar: "Jetzt werden mir schon Preise verliehen. Mit mir geht's bergab." Seine Paraderolle sollte tatsächlich wie ein Fluch auf ihm lasten: Was immer er späterhin schrieb, in welcher Rolle auch immer er auf der Bühne oder vor der Kamera stand, er wurde an diesem genialen "Herrn Karl" gemessen. Die CD-Beigabe zu Georg Birons mit allzu leichter Hand konfektionierter Qualtinger-Biographie macht eines der Vorbilder der Figur, einen ehemaligen Szenelokal-Wirt, akustisch dingfest: ein Déjà-entendu der abgründigen Art. (Georg Biron: "Quasi Herr Karl". Helmut Qualtinger. Kultfigur aus Wien. Braumüller Verlag, Wien 2011. 216 S., geb., mit Audio-CD, 24,90 [Euro].)
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