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Viele lesbische, schwule und transgender Menschen sind mit massiver Gewalt konfrontiert. Nach wie vor ist zum Beispiel Homosexualität in 78 Ländern verboten, in acht sogar unter Todesstrafe gestellt. Westliche Länder rühmen sich ihrer eigenen Toleranz und verkennen dabei Rollbacks, Diskriminierungen und auch ihre historische Verstrickung in die erwähnten Gesetzgebungen.Aber dieses Buch zeigt vor allem die enormen Fortschritte, die mutige und stetige Kämpfe der LGBTI_Q-Bewegung in den letzten Jahrzehnten vielerorts durchsetzen konnten, durchaus auch dort, wo man es am wenigsten erwartet…mehr

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Produktbeschreibung
Viele lesbische, schwule und transgender Menschen sind mit massiver Gewalt konfrontiert. Nach wie vor ist zum Beispiel Homosexualität in 78 Ländern verboten, in acht sogar unter Todesstrafe gestellt. Westliche Länder rühmen sich ihrer eigenen Toleranz und verkennen dabei Rollbacks, Diskriminierungen und auch ihre historische Verstrickung in die erwähnten Gesetzgebungen.Aber dieses Buch zeigt vor allem die enormen Fortschritte, die mutige und stetige Kämpfe der LGBTI_Q-Bewegung in den letzten Jahrzehnten vielerorts durchsetzen konnten, durchaus auch dort, wo man es am wenigsten erwartet hätte.Die beiden australischen Wissenschaftler und Aktivisten erzählen die Geschichte einer umfangreichen Emanzipation, berichten von einer Fülle hochinteressanter, zum Teil überraschender Details, beschreiben mittlerweile weltweit verbreitete Ausdrucksformen wie etwa die Pride Parade und die Zusammenhänge mit dem Feminismus und der AIDS-Bewegung. Dabei gehen sie den sehr unterschiedlichen Ausprägungen in Ländern wie Kuba, Spanien, Indien, Südafrika oder Australien auf den Grund und machen Mut für eine Zukunft sexueller und geschlechtlicher Freiheiten.
Autorenporträt
Dennis Altman war Professor für Politikwissenschaft an der La Trobe University in Melbourne und engagiert sich ehrenamtlich in Organisationen wie dem Australian National Council on AIDS.Jonathan Symons arbeitet als Senior Lecturer für internationale Beziehungen an der Macquarie University in Sydney.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2018

Zwischen Fortschritt und Zwiespalt
Dennis Altman und Jonathan Symons über den Stand der LGBT-Bewegung

Im Frühjahr 2017 identifizierten Polizei und Sicherheitskräfte in Tschetschenien mit Hilfe einer Dating-App etwa hundert homosexuelle Männer, verhafteten sie, schleppten sie in Lager und folterten sie. Wladimir Putin leugnete die Vorfälle, und der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow teilte mit, dass es in seinem Land gar keine schwulen Männer gebe. Man wünschte, diese Aktion sei ein trauriger Einzelfall. Aber obzwar sich die Lage für "Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender" - dafür steht die dem Englischen entnommene Abkürzung LGBT - in vielen Ländern gebessert hat, erschreckt die weltweite Lage weiterhin.

Auch heute noch ist Homosexualität in achtundsiebzig Ländern verboten, in acht Ländern sogar unter Todesstrafe gestellt. Jährlich werden Tausende von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und umgebracht. Auch in westlichen Staaten wird mit sexuellen Orientierungen sehr unterschiedlich umgegangen.

Im Nachtrag zu ihrer Bestandsaufnahme der Erfolge und Bedrohungen der LGBT-Bewegung merken Dennis Altman und Jonathan Symons an, das Buch vor der jüngsten Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten geschrieben zu haben, als noch der Sieg Hillary Clintons erwartet wurde. Mittlerweile schärft Donald Trump als Präsident Ressentiments gegen Homosexuelle und Transgender-Personen. Neben politischen sind es auch die religiösen Eliten, deren Stellungnahmen von Bedeutung sind. Fundamentalistische Religiosität in vielen Weltteilen im Blick, merken die Autoren zu Recht an, dass queere Rechte auch in Zukunft nicht ohne Widerstände errungen werden können.

Altman und Symons sehen sich auch an, wie der Umgang mit LGBT-Rechten als politisches Instrument in Wahlkämpfen eingesetzt wurde und wird. Sei es von George W. Bush, der den Angriff auf die gleichgeschlechtliche Ehe zu einem zentralen Element seiner erfolgreichen Wahlkampagne machte. Oder von David Cameron, der in seiner Zeit als Premierminister die Möglichkeit aufbrachte, bilaterale Hilfen für diejenigen afrikanischen Länder auszusetzen, die Homosexualität unter Strafe stellen. Die Stärke des Bandes liegt darin, den Umgang westlicher Gesellschaften mit Homosexuellen bündig zu umreißen. Einerseits wird in ihnen da und dort die gleichgeschlechtliche Eheschließung durchgesetzt, andererseits formieren sich Gruppierungen, die offen gegen Lesben, Schwule und Transgender auftreten. Dieser Zwiespalt ist es, der die Bilanz der LGBT-Bewegungen prägt.

Die Autoren lassen sich von keiner Chronologie bändigen, leiten etwa vom 21. Jahrhundert unmittelbar in die Zeit des Nationalsozialismus über. Trotz solcher Sprünge ist ihr Buch aber keine aufgeregte Streitschrift. Es wird weder frustriert noch anklagend nach Schuldigen gesucht, sondern von Diskriminierungen berichtet. Auf sie hinzuweisen ist für die beiden Autoren eine wirksame Form von politischem Aktivismus.

ALLEGRA PIRKER

Dennis Altman und Jonathan Symons: "Queer Wars". Erfolge und Bedrohungen einer globalen Bewegung. Aus dem Englischen von Hans Freundl. Wagenbach Verlag, Berlin 2017. 160 S., br., 18,- [Euro].

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