Wir leben in einem Landstrich reich an Süßwasserquellen. Wir sind Weltmeisterim Wassersparen und gleichzeitig im Mineralwasserkonsumieren. Beidesist ökonomisch wie ökologisch vollkommen widersinnig: Leitungen müssenwegen des sinkenden Verbrauchs mit Klarwasser gespült werden und das Märchenvom gesunden Mineralwasser hat erhebliche Folgeschäden für die Umwelt.Denn ein Liter Flaschenwasser verbraucht in der Produktion und auf dem Transport etwa ein Drittel Liter Öl.Wer wirklich Wasser sparen will, muss dies in Industrie und Landwirtschaft tun. Die Herstellung eines T- Shirts verschlingt beispielsweise 5 000 Liter Wasser.Angesichts der weltweit zunehmend bedrohten Wasserressourcen und des Klimawandelsist bewusster Konsum dringlicher denn je.Ebenso brisant ist die Konzeptlosigkeit der politischen Steuerungsebene, aufder in den letzten 20 Jahren kapitale Fehlentscheidungen getroffen wurden. DasWasser als öffentliches Gut und das Recht auf Wasser als eines der ältesten überhauptanzuerkennen, scheint im Privatisierungs- und Liberalisierungswahn vergessen zu sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2013Leitungswasser trinken
Die blutigen Ereignisse des bolivianischen "Wasserkriegs" und hierzulande das Berliner Volksbegehren anlässlich der Teilprivatisierung der Wasserbetriebe zeigen, dass ein neues Nachdenken über den Umgang mit der öffentlichen Ressource Wasser notwendig ist. Petra Dobner, Professorin für Systemanalyse, stellt sich in ihrer Streitschrift entschieden den Apologeten des marktliberalen Zeitgeists entgegen. Gerade Deutschland konnte sich für sein Trinkwasser hoher Qualität bislang glücklich schätzen. Dennoch konstatiert Dobner mangelnde Anerkennung für das hohe und vor allem weitgehend öffentliche Gut aus dem Hahn. Die Deutschen sparen am heimischen Leitungswasser, weil sie das Flaschenwasser dem Wasser aus der Leitung vorziehen. So gut gemeint das auch sein mag, in der Gesamtbilanz nachhaltigen Konsums landet der häusliche Wasserhahn auf einem der hinteren Plätze. Das zeigt bereits ein grober Vergleich mit dem gigantischen Wasserverbrauch der industriellen Massenproduktion, die darüber hinaus oftmals Quellen wasserarmer Länder anzapft. Deshalb steht die Ressource Wasser bei Dobner Pars pro Toto für die ökologischen Probleme unserer Zeit von Klimawandel über Biogas bis zum Fracking. Welche konkreten Maßnahmen die Autorin allerdings vorschlägt, um die "Überausbeutung ökologischer Ressourcen" zu regulieren, bleibt vage. Und so lässt sie den Leser angesichts der Fülle angesprochener Themen etwas ratlos zurück, ist doch der Zusammenhang zwischen der Schadstoffbelastung hiesiger Gewässer und den eingangs erwähnten Privatisierungstendenzen in der Wasserwirtschaft auch auf den zweiten Blick nicht ganz ersichtlich. (Petra Dobner: "Quer zum Strom". Eine Streitschrift über das Wasser. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2013. 94 S., geb., 14,90 [Euro].)
maru
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die blutigen Ereignisse des bolivianischen "Wasserkriegs" und hierzulande das Berliner Volksbegehren anlässlich der Teilprivatisierung der Wasserbetriebe zeigen, dass ein neues Nachdenken über den Umgang mit der öffentlichen Ressource Wasser notwendig ist. Petra Dobner, Professorin für Systemanalyse, stellt sich in ihrer Streitschrift entschieden den Apologeten des marktliberalen Zeitgeists entgegen. Gerade Deutschland konnte sich für sein Trinkwasser hoher Qualität bislang glücklich schätzen. Dennoch konstatiert Dobner mangelnde Anerkennung für das hohe und vor allem weitgehend öffentliche Gut aus dem Hahn. Die Deutschen sparen am heimischen Leitungswasser, weil sie das Flaschenwasser dem Wasser aus der Leitung vorziehen. So gut gemeint das auch sein mag, in der Gesamtbilanz nachhaltigen Konsums landet der häusliche Wasserhahn auf einem der hinteren Plätze. Das zeigt bereits ein grober Vergleich mit dem gigantischen Wasserverbrauch der industriellen Massenproduktion, die darüber hinaus oftmals Quellen wasserarmer Länder anzapft. Deshalb steht die Ressource Wasser bei Dobner Pars pro Toto für die ökologischen Probleme unserer Zeit von Klimawandel über Biogas bis zum Fracking. Welche konkreten Maßnahmen die Autorin allerdings vorschlägt, um die "Überausbeutung ökologischer Ressourcen" zu regulieren, bleibt vage. Und so lässt sie den Leser angesichts der Fülle angesprochener Themen etwas ratlos zurück, ist doch der Zusammenhang zwischen der Schadstoffbelastung hiesiger Gewässer und den eingangs erwähnten Privatisierungstendenzen in der Wasserwirtschaft auch auf den zweiten Blick nicht ganz ersichtlich. (Petra Dobner: "Quer zum Strom". Eine Streitschrift über das Wasser. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2013. 94 S., geb., 14,90 [Euro].)
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