Arbeitskampf in einem Sägewerk im kanadischen Norden: Ein ganzes Jahr lang streikt dieBelegschaft der Scierie du Lac vergeblich für bessere Arbeitsbedingungen, bis sich der Zornder Beschäftigten in einer Gewaltorgie entlädt. Mittendrin Querelle, der überirdisch schöneschwule Sexgott aus Jean Genets jahrzehntelang verbotenem Buch und seine queereFreundin Jézabel, die gemeinsam das Weltbild der rassistischen, homophoben Proletariergründlich durcheinanderwirbeln. Ein vielstimmiger, überbordender, tragischer Roman umWutbürgertum, Ausbeutung und Umweltzerstörung, enthemmte Sexualität, die Ästhetikdes Verbrechens und den verzweifelten Kampf gegen das gnadenlose Räderwerk des Kapitalismus.Inspiriert von Fassbinder, Genet und Pasolini setzt der junge Quebecer Romancier KevinLambert der französischsprachigen Arbeiterklasse des weiten Nordens ein einzigartiges literarischesDenkmal. Sein Querelle de Roberval verschmilzt Dialekt, Gewerkschaftsslang undhochliterarischen Stil zu einem atemberaubenden Abgesang auf die Widersprüche antikapitalistischerBewegungen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Dirk Fuhrig liest mit "Querelle de Roberval" eine Art literarische "Waldarbeiter-Oper", wie der Titel seiner Rezension lautet. In einem opulenten, hochgradig artifiziellen Setting erfasst Kevin Lambert gegenwärtige Diskurse und führt sie auf ungewöhnliche Weise zusammen, so Fuhrig: Ein schwuler Verführer, der allen Stereotypen trotzt, beginnt auf dem Land als Waldarbeiter zu schuften, gerät in einen Arbeitskampf und bringt tief sitzende Ressentiments der Landbevölkerung zu Tage. Klassenkampf trifft auf Kulturkampf, Metropole auf Provinz - ein Zusammenstoß, dessen destruktive Folgen - Exzesse der Gewalt gegen den jungen Mann aus der Stadt - "ohne jegliche Zurückhaltung" beschrieben werden, so Fuhrig. Genauso wie zuvor dessen sexuelle Exzesse. Genüsslich, in einer "schwebenden" und dennoch schmuckvollen, expliziten Sprache schildert der Autor seinen unwiderstehlichen Helden Querelle und dessen sexuelle Abenteuer, lesen wir. Frank Weigand hat diesen speziellen Ton gekonnt ins Deutsche übertragen, lobt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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