AUF DEM WASSER DURCH DIE HEIMAT
Jens Steingässer unternimmt eine Reise durch einige der schönsten Landschaften Deutschlands.
Der Anlass: Seine Großmutter übergab ihm kurz vor ihrem Tod ihre Lebenserinnerungen. Im Mittelpunkt: ihre Flucht aus der DDR. Nach Jahren fällt dem weitgereisten Fotojournalisten das Manuskript wieder in die Hände und er wagt das persönlichste seiner Abenteuer: Auf Deutschlands Wasserwegen paddelt er seiner eigenen Herkunft entgegen. Einen Monat lang vom Odenwald bis an die Ostsee, nur mit Zelt, Paddelboot und Faltrad ausgerüstet, lässt er sich von den Flüssen der Heimat und von seinen eigenen Gedanken leiten. Ein wildes, berührendes Deutschland-Abenteuer, fernab von allem und doch ganz nah.
Ein Abenteuer direkt vor der Haustür, berührend erzählt Deutschlands wilde Seite authentisch fotografiert Auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit zwischen Ost und West Von dem bekannten "National Geographic Speaker"
Jens Steingässer unternimmt eine Reise durch einige der schönsten Landschaften Deutschlands.
Der Anlass: Seine Großmutter übergab ihm kurz vor ihrem Tod ihre Lebenserinnerungen. Im Mittelpunkt: ihre Flucht aus der DDR. Nach Jahren fällt dem weitgereisten Fotojournalisten das Manuskript wieder in die Hände und er wagt das persönlichste seiner Abenteuer: Auf Deutschlands Wasserwegen paddelt er seiner eigenen Herkunft entgegen. Einen Monat lang vom Odenwald bis an die Ostsee, nur mit Zelt, Paddelboot und Faltrad ausgerüstet, lässt er sich von den Flüssen der Heimat und von seinen eigenen Gedanken leiten. Ein wildes, berührendes Deutschland-Abenteuer, fernab von allem und doch ganz nah.
Ein Abenteuer direkt vor der Haustür, berührend erzählt Deutschlands wilde Seite authentisch fotografiert Auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit zwischen Ost und West Von dem bekannten "National Geographic Speaker"
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2020Vom Wasser aus, zum Wasser hin
Mancher Deutsche reist so gerne, dass ihm das eigene Land völlig unbekannt geblieben ist. Der Fotograf und Weltenbummler Jens Steingässer behauptet jedenfalls, öfter in Perth gewesen zu sein als in Leipzig, Berlin und Dresden zusammen. Statt sich in geschichtsträchtigen Städten des Landes umzuschauen oder heimische Fluren und Wälder zu durchstreifen, hat er die fernsten Länder bereist, vor allem ihre Wasserläufe - mit dem Kajak. Des "Weglaufens vor sich selbst" überdrüssig will er sich nun erstmals von der Geschichte seiner Familie einholen lassen, die durch die DDR-Flucht seiner Großmutter unwiederbringlich auseinandergerissen wurde. Das abenteuerliche Projekt: von seinem Zuhause im Odenwald über die Lebensorte der in Thüringen gebliebenen Familienmitglieder bis nach Usedom zu paddeln - von Bach zu Bach, von Fluss zu Fluss. Da dies nur schwer zu realisieren ist, hat er noch ein Faltrad im Gepäck. Überall dort, wo das Gewässer für sein schwer beladenes Packraft zu flach ist oder er gegen eine unüberwindliche Strömung ankämpfen müsste, packt er um und radelt oder schiebt möglichst dicht am Ufer entlang. Das bringt ihn immer wieder an den Rand der Erschöpfung, öffnet ihm zugleich aber auch die Augen: Seine "Annahme, mit steigender Distanz zu seiner Heimat wachse auch die Garantie auf Abenteuer und Wildnis", hat sich schnell erledigt - beides bekommt man auch vor der Haustüre. Natürlich kann man Steingässers Unternehmung für einen der vielen verrückten Versuche halten, und so abenteuerlich derlei Reisen auch sein mögen, so überflüssig sind die meisten Bücher, die daraus resultieren. Doch was hier als groteskes Abenteuer eines begeisterten Naturfreunds und Wassersportlers daherkommt, entfaltet einen eigentümlichen Sog. Der verdankt sich nicht nur dem lebendigen Erzählstil des Autors, sondern auch der wahrhaft ungewohnten und reizvollen Perspektive, ein Land von seinen natürlichen Wasserläufen her zu betrachten, statt umgekehrt. Fast scheint es, als bekomme man auf diese Weise mehr Boden unter die Füße, als wenn man sich herkömmlich durch die Gegend bewegt. Am Ende hat man eine Lektion über das geheimnisvolle Wesen der Freiheit erhalten, und das ausgerechnet mit Blick auf Strapazen, denen sich kaum jemand freiwillig unterziehen würde.
fitz
"Querflussein - Mit Paddelboot und Faltrad durch Deutschland" von Jens Steingässer. Dumont Verlag, Ostfildern 2019. 200 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 22,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mancher Deutsche reist so gerne, dass ihm das eigene Land völlig unbekannt geblieben ist. Der Fotograf und Weltenbummler Jens Steingässer behauptet jedenfalls, öfter in Perth gewesen zu sein als in Leipzig, Berlin und Dresden zusammen. Statt sich in geschichtsträchtigen Städten des Landes umzuschauen oder heimische Fluren und Wälder zu durchstreifen, hat er die fernsten Länder bereist, vor allem ihre Wasserläufe - mit dem Kajak. Des "Weglaufens vor sich selbst" überdrüssig will er sich nun erstmals von der Geschichte seiner Familie einholen lassen, die durch die DDR-Flucht seiner Großmutter unwiederbringlich auseinandergerissen wurde. Das abenteuerliche Projekt: von seinem Zuhause im Odenwald über die Lebensorte der in Thüringen gebliebenen Familienmitglieder bis nach Usedom zu paddeln - von Bach zu Bach, von Fluss zu Fluss. Da dies nur schwer zu realisieren ist, hat er noch ein Faltrad im Gepäck. Überall dort, wo das Gewässer für sein schwer beladenes Packraft zu flach ist oder er gegen eine unüberwindliche Strömung ankämpfen müsste, packt er um und radelt oder schiebt möglichst dicht am Ufer entlang. Das bringt ihn immer wieder an den Rand der Erschöpfung, öffnet ihm zugleich aber auch die Augen: Seine "Annahme, mit steigender Distanz zu seiner Heimat wachse auch die Garantie auf Abenteuer und Wildnis", hat sich schnell erledigt - beides bekommt man auch vor der Haustüre. Natürlich kann man Steingässers Unternehmung für einen der vielen verrückten Versuche halten, und so abenteuerlich derlei Reisen auch sein mögen, so überflüssig sind die meisten Bücher, die daraus resultieren. Doch was hier als groteskes Abenteuer eines begeisterten Naturfreunds und Wassersportlers daherkommt, entfaltet einen eigentümlichen Sog. Der verdankt sich nicht nur dem lebendigen Erzählstil des Autors, sondern auch der wahrhaft ungewohnten und reizvollen Perspektive, ein Land von seinen natürlichen Wasserläufen her zu betrachten, statt umgekehrt. Fast scheint es, als bekomme man auf diese Weise mehr Boden unter die Füße, als wenn man sich herkömmlich durch die Gegend bewegt. Am Ende hat man eine Lektion über das geheimnisvolle Wesen der Freiheit erhalten, und das ausgerechnet mit Blick auf Strapazen, denen sich kaum jemand freiwillig unterziehen würde.
fitz
"Querflussein - Mit Paddelboot und Faltrad durch Deutschland" von Jens Steingässer. Dumont Verlag, Ostfildern 2019. 200 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 22,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main