Das Buch über die Weihnachtsgeschichte ist zweigeteilt. Zuerst untersucht der Autor, wie zuverlässig die Lukanische Weihnachtsgeschichte ist, besonders hinsichtlich der Frage, ob die Volkszählung zur Steuererhbung nun stattgefunden hat oder nicht, was die historische Wissenschaft zum Teil
bestreitet. Wrembeck nun zeigt durch Textanalyse und Rückgriff auf den griechischen Urtext, dass der auch in…mehrDas Buch über die Weihnachtsgeschichte ist zweigeteilt. Zuerst untersucht der Autor, wie zuverlässig die Lukanische Weihnachtsgeschichte ist, besonders hinsichtlich der Frage, ob die Volkszählung zur Steuererhbung nun stattgefunden hat oder nicht, was die historische Wissenschaft zum Teil bestreitet. Wrembeck nun zeigt durch Textanalyse und Rückgriff auf den griechischen Urtext, dass der auch in der Einheitsübersetzung mit Statthalter betitelte Quirinus im Urtetxt nicht als Statthalter bezeichnet wird, sondern als römischer Beamter mit Spezialaufgaben (in dem Fall der Steuerschätzung). Dies ist insofern wichtig, weil bekannt und gesichert ist, dass Quirinus nie Statthalter war und die als Argument gegen Lukas angefühtr wurde. Weitere sehr plausible Argumente für 'Betlehem als Geburtsort Jesu' und 'Lukasevangelium als brauchbare historische Quelle' bringt Wrembeck vor, indem er etwa Ungenauigkeiten bei Flavius Josephus und Informationen zum Steuersystem bei den Römern (Stichwort Bodensteuer) vorträgt. So ganz neu ist das alles nicht, weil z.B. auch Carsten Peter Thiede Ähnliches schon vorgetragen hat, aber die strenge Argumentationslinie in Konflikt und Rückgriff auf die moderne neutestamentliche Exegese sind sehr lesenswert.
Im zweiten Teil wird es phantastischer, denn Wrembeck versucht den 'Stern von Betlehem' als historische Tatsache zu belegen. So richtig originell ist es nicht aber wiederum sehr präzise vorgetragen. Im Kern geht es hier, um die These des Österreichers Konradin Ferrari d'Occhieppo, der für den November im Jahre 7 v. Chr. ein außerordentliche Planetenkonstellation von Jupiter und Saturn im Sternzeichen des Wassermanns erkannt haben will. Unter Beihilfe von babylonischer Sterninterpretation (Saturn = Judentum) glaubt Wrembeck, die babylonischen Astrogen auf den Weg schicken zu können, weil die in Israel ein Königskind suchen müssen. Das Zodiakallicht hätte dann auch noch auf Betlehem schein müssen. Wenn man es liest klingt es ganz plausibel aber ein Rest an Zweifel bleibt hier ganz sicher.
Insgesamt: Ein tolles Buch, weil es streng wissenschaftlich argumentiert und der erste Teil über das Lukasevangelium klingt sehr überzeugend. Der zweite Teil über den Stern von Betlehem ist nicht minder interessant aber sehr weit spekulativer. Die Lektüre ist jedenfalls ausgesprochen spannend und Wrembek hat Recht, dass man den historisch kritischen Generalzweiflern das Feld nicht vollkommen kampflos überlassen darf. Sehr empfehlenswert.