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Am 4. Novbember 1995 wurde der israelische Ministerpraäsident Yitzhak Rabin ermordet. Amnon Kapeliuk untersucht umfassend die Hintergründe und Folgen des Attentas. Spannend rekonstruiert er die Vorgeschichte und beschreibt detailliert das rechte, nationalistische Umfeld des Mörders Yigal Amir. Faktenreich analysiert er die Organisationsstrukturen und Aktivitäten der verschiedenen rechten Gruppierungen. Druch den Zugang zu Insiderinformationen enthüllt Kapeliuk auch die Pannen der israelischen Inlandsgeheimdienstes bei der Ermordung Rabins. Entsprechend der Spaltung der insraelischen…mehr

Produktbeschreibung
Am 4. Novbember 1995 wurde der israelische Ministerpraäsident Yitzhak Rabin ermordet. Amnon Kapeliuk untersucht umfassend die Hintergründe und Folgen des Attentas. Spannend rekonstruiert er die Vorgeschichte und beschreibt detailliert das rechte, nationalistische Umfeld des Mörders Yigal Amir. Faktenreich analysiert er die Organisationsstrukturen und Aktivitäten der verschiedenen rechten Gruppierungen. Druch den Zugang zu Insiderinformationen enthüllt Kapeliuk auch die Pannen der israelischen Inlandsgeheimdienstes bei der Ermordung Rabins. Entsprechend der Spaltung der insraelischen Gesellschaft in ein säkular-friedensorientiertes beziehungsweise religiös-nationalistisches Lager sieht Kapeliuk Israel heute am politischen Scheideweg: Im Interesse der eigenen Zukunft muß sich das Land für eine Fortsetzung des mit dem Abkommen von Oslo eingeleiten Friedensprozesses entscheiden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.1997

Israels rechte Gewalt
Ermordung Rabins aus dem Geist des Fanatismus

Amnon Kapeliuk: Ein politischer Mord - Nationalismus und rechte Gewalt in Israel, mit einem Vorwort von Lea Rabin, aus dem Französischen von Miriam Magall, 228 Seiten, Palmyra-Verlag, Heidelberg, 1997, 34,- Mark.

Der Journalist Amnon Kapeliuk, seit Jahrzehnten Israel-Korrespondent für "Le Monde" und Mitarbeiter bei Israels größter Zeitung "Yediot Ahronot", ordnet in seinem Buch "Ein politischer Mord" Fakten und Hintergründe der Ermordung des Ministerpräsidenten Rabin. Jeder Augenblick wird noch einmal wachgerufen: wie leicht es dem Attentäter Jigal Amir fiel, an jenem 4. November 1995 auf dem eigentlich "steril" abgesperrten Parkplatz fast eine Stunde ungestört auszuharren. Während die Agenten Amir gutgläubig als "Kollegen" behandelten, richtete ein Amateurfilmer seine Kamera auf diesen ihm verdächtig erscheinenden Mann. Er filmte schließlich auch den Mord, drei Schüsse aus nächster Nähe. Rabin stirbt wenig später nach einer Irrfahrt im Hospital.

Kapeliuk geht auf das Versagen der Sicherheitssysteme ein, ihren größten Fehler in der Geschichte Israels. "Es wird schon klappen", sei die Devise von Schabak, dem Sicherheitsdienst-Inland, und der Polizei gewesen. Hinterher seien zwar Personen abgelöst worden, doch die schlechter werdende Ausbildung der Mitarbeiter habe sich bisher nicht einschneidend verbessert. Kapeliuk berichtet über die sich wandelnden Auswahlkriterien und die geringer werdende Ausfallquote. Der zentrale Fehler liege wohl darin, daß man es bis zum Mord an Rabin nicht für möglich gehalten habe, daß ein Jude einen Juden umbringen könne. Man habe nur nach arabischen Attentätern Ausschau gehalten.

Damit kommt Kapeliuk auf seine Hauptthese: Israels Demokratie nimmt bis heute eine seit der Eroberung des Westjordanlandes 1967 wachsende Gruppe nicht ernst, für welche die Ideologie von "Eretz Israel", einem jüdischen Israel vom Mittelmeer bis zum Jordan, das magische Ziel messianischer Hoffnung ist. Dies Ziel zu erreichen und auf keinen Fall Land an Palästinenser abzugeben rechtfertige alles. Auch den Mord an einem vom Volk gewählten Premier? Der Autor zitiert Politiker und geistige Führer; er fängt mit Rabbi Zvi Yehuda Kook an, dem Vater der Siedlerbewegung Gusch Emunim: "Das ganze Land gehört uns und nur uns, es ist nicht dazu da, noch einmal geteilt zu werden. Es gibt kein arabisches Gebiet", schrieb Kook 1967. Kapeliuk stellt die Macht von Rabbinern dar, die in ihren abgeschlossenen Gemeinden Feindschaft gegen alles Nichtjüdische schüren.

Besonders verheerend sei die national-religiöse Ausbildung junger Israelis, die Talmud-Studium mit dem Dienst an der Waffe verbänden. Kapeliuk stellt den politischen Gehorsam einer zukünftigen Armee in Frage, sollten diese messianisch bewegten Gruppen das Kommando übernehmen. Der Autor schreibt über Lehrer, die zu Haß erziehen und zur Verengung der Gesellschaft beitragen. Der Geist des Attentäters sei überall, Rabin sei mit Worten von vielen vielfach ermordet worden. Er zeigt auf den jetzigen Ministerpräsidenten Netanjahu, der bei den Demonstrationen gegen Rabin nicht zur Mäßigung aufrief. Der Versuch, die Attentäter-Familie als "monströse Ausnahme" darzustellen, sei falsch. Sie stelle einen "festen Bestandteil der israelischen Bevölkerung" dar. Hier zitiert Kapeliuk "Haaretz".

Der Autor zitiert meist. Damit fließt kaum eigene Recherche in die Betrachtung ein. Kapeliuk lebt nur von einer Sicht, und das macht die Welt des Buches ähnlich eng wie die, die es beschreibt. Wer die Kipa des religiösen Juden trägt, ist wohl für Kapeliuk schon Gegner der Demokratie. "Man darf sich dann nicht wundern", schreibt er und wirft alle Religiösen in den Topf der Nationalisten, Faschisten und Extremisten. Die schweren Krisen im Friedensprozeß lastet Kapeliuk allein den Israelis an. Vom Terror der Palästinenser und von israelischen Opfern ist kaum die Rede. Daß diese Anschläge aber den Gegnern des Ausgleichs die verquere Chance gaben, Rabin als Mörder zu beschimpfen, der bei der Abgabe von Land an Palästina Siedler dem Terrortod ausliefere, entgeht Kapeliuk genauso wie der Umstand, daß die Selbstmordattentate Anfang 1996 Israel so aufwühlten, daß Netanjahu siegen konnte.

In ihrem Vorwort hofft Lea Rabin, daß der Mord an ihrem Mann nicht auch noch mit dem Ende des Friedensprozesses belohnt werde. Für den Prozeß braucht es freilich nicht nur den Fortgang der Verhandlungen. Es braucht auch eine israelische Nation, die diesen Frieden will. Wenn allerdings Kapeliuks Welt und die der Gegner eines Ausgleichs so weit auseinanderklaffen, hat der Frieden kaum eine Chance. Kapeliuk trägt mit seiner pauschalisierenden Tendenz eher noch zur Vertiefung dieser Kluft bei. JÖRG BREMER

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