Mit genauem und doch zärtlichem Blick beschreibt die in New York lebende Deborah Eisenberg eine amerikanische Realität, die zunehmend chaotischer, brutaler und unkontrollierbarer geworden ist. Dämmerung der Superhelden erzählt im Rückblick von einer Freundesgruppe im extravaganten, glitzernden Manhattan zu Beginn des neuen Jahrtausends, und erst allmählich begreift man, dass das, was die jungen Leute von ihrem luxuriösen Penthouse aus beobachten, die Attacke vom 11. September ist. Andere Geschichten beschreiben Misfits, Begegnungen von Kindern und Kindeskindern und auseinanderdriftende Familien, in denen manchmal schon ein falsches Wort genügt, um alte Ressentiments wiederaufflammen zu lassen. Konzentrierte, formal perfekte Studien von Deborah Eisenberg - einer Meisterin der amerikanischen Kurzgeschichte.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Wie schon in früheren Büchern bezieht die amerikanische Autorin Deborah Eisenberg auch hier den weltpolitischen Kontext in ihre Geschichten mit ein und schafft in manchen der fünf Erzählungen des Bandes damit eine faszinierende "Collage" aus individueller Erfahrung und Historie, stellt Angela Schader eingenommen fest. In der Erzählung "Rache der Dinosaurier" erscheint der elfte September im Hintergrund auf dem Fernsehschirm, vor dem sich ein ekelhafter Erbenstreit entfaltet, in "Ein Fehler im Design" rechnet ein Sohn mit seinem Vater ab, der als Berater in Entwicklungsländern erfolgreich ist und mit seiner Familie dennoch keinen Kontakt zu den weniger privilegierten Landesbewohnern zulässt. Diese Geschichte allerdings hat die Rezensentin nicht überzeugt, zu bemüht und zudem nicht wirklich plausibel scheint ihr das Konstrukt um einen Seitensprung der Mutter, Angstzustände des Sohnes und einen Vater-Sohn-Konflikt. Viel Lob dagegen für die Erzählung "Ein anderer, besserer Otto" über eine naturwissenschaftlich hochbegabte, paranoide Schwester und ihren sie ängstlich meidenden Bruder. Hier präsentiere sich die Autorin als wahre "Alchimistin der Seele" und entfalte in pointierten Dialogen ein beeindruckendes Psychogramm, schwärmt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH