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"Alfred Russel Wallace (1823-1913) was perhaps the most famous naturalist in the world by the end of his life-- explorer extraordinaire, co-discoverer with Darwin of the principle of natural selection, collector of thousands of species new to science, and best-selling author. Wallace had fallen into obscurity in the 20th century, largely eclipsed by Darwin, but the 2013 centennial of his death led to renewed interest and Wallace is likely to garner attention again in 2023 with the bicentennial of his birth. Against this backdrop, James Costa is proposing a new biography of Wallace. The…mehr

Produktbeschreibung
"Alfred Russel Wallace (1823-1913) was perhaps the most famous naturalist in the world by the end of his life-- explorer extraordinaire, co-discoverer with Darwin of the principle of natural selection, collector of thousands of species new to science, and best-selling author. Wallace had fallen into obscurity in the 20th century, largely eclipsed by Darwin, but the 2013 centennial of his death led to renewed interest and Wallace is likely to garner attention again in 2023 with the bicentennial of his birth. Against this backdrop, James Costa is proposing a new biography of Wallace. The chapters are arranged chronologically, treating the arc of Wallace's life in a narrative that interweaves key events with the development of Wallace's thought. He devote extra space to the 8-year Malay Archipelago odyssey as the adventure that Wallace himself declared the "central and controlling incident" of his life and became foundational to modern evolution and biogeography. Costa of course discusses Wallace's famous corresondence with Darwin, and how Wallace graciously applauded Darwin's achievement, and became of his closest friends and defenders. In later years, Wallace became associated with "the spiritualist movement" and taking up a range of social causes including championing better working conditions, land preservation, reform in public education, and legal rights for women. Ultimately, Costa argues that the key to understanding Wallace is to realize that he was singularly open to novel, even radical, ideas in scientific and social realms"--
Autorenporträt
James T. Costa
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2023

Auch er entdeckte die natürliche Auslese
Im Schatten Darwins: James T. Costa rekapituliert das Leben des Naturforschers Alfred Russel Wallace

Alfred Russel Wallace (1823 bis 1913) stellte lange Zeit eine Herausforderung für Biographen dar. Denn die Historiographie der Evolutionslehre war allein auf Darwin fokussiert, und die nahezu gleichzeitige Entdeckung der natürlichen Auslese durch Wallace gefährdete die Rekonstruktion und Deutung eines von kulturellen und sozialen Einflüssen geprägten Erkenntnisprozesses. Wie konnte der Nachwuchs einer verarmten Mittelklassefamilie, der nie eine Universität besuchte und mehr als ein Jahrzehnt die Urwälder Amazoniens und Südostasiens durchstreifte als Darwin an seiner Theorie feilte, zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen wie sein privilegierter und gebildeter Zeitgenosse? Wallaces Rolle im Entdeckungsprozess wurde entweder kleingeredet - oder er wurde von Autoren, die Darwin diskreditieren wollten, als der wahre Entdecker identifiziert und Darwins Werk als Plagiat denunziert.

Beide Strategien waren auch möglich, weil bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts die Quellenlage für Alfred Russel Wallaces Leben und Wirken spärlich war. Das hat sich in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren grundlegend gewandelt. Briefe, Notizbücher und Tagebücher von Wallace sind inzwischen zugänglich geworden und erlauben es, seiner Persönlichkeit näherzukommen. Diese Quellen waren bis 2002 in Besitz der Nachkommen des Naturforschers, die Historikern zwar Zugang zu ihnen gewährten, doch Erhalt und Katalogisierung wurden erst möglich, als sie an die Bibliothek des Londoner Natural History Museum verkauft wurden.

Sechs Jahre später wurde die gesamte erhaltene Korrespondenz von Wallace online frei zugänglich gemacht. Und es wurde aus ihr deutlich, dass an der Bedeutung von Alfred Russel Wallace für die Evolutionsbiologie kein Zweifel mehr bestehen kann. Darwin und Wallace entdeckten unabhängig voneinander (Darwin 1837 und Wallace 1858) das Prinzip der natürlichen Auslese, und keinem der beiden kann unehrenhaftes Verhalten vorgeworfen werden.

Nun liefert der Biologe James T. Costa, der 2013 die Notizbücher von Wallace herausgab, die bisher ausführlichste Darstellung von dessen Leben und Wirken. Er schildert Wallaces Jugend und stellt die für sein Denken wichtigen wissenschaftlichen und intellektuellen Einflüsse dar. Dabei zeigen sich deutliche Parallelen zu Darwin, etwa mit Blick auf die Rolle von Alexander von Humboldt und von Thomas Robert Malthus. Hervorzuheben sind ebenso Wallaces Sympathie für die Lehre des Frühsozialisten Robert Owen oder seine Erfahrungen als Landvermesser mit der Auflösung des gemeinschaftlichen Landeigentums.

Deutlicher als Darwin ließ sich Wallace von den 1844 erschienenen "Vestiges of the Natural History of Creation" beeinflussen, die ihn mit der Möglichkeit des Artenwandels konfrontierten. Als Landvermesser machte sich Wallace auch mit der Tier- und Pflanzenwelt von England und Wales vertraut. Seine Sammel- und Präparierkenntnisse brachten ihn auf die Idee, sein Einkommen als Sammler in Südamerika zu verdienen. 1848 verließ er England mit seinem Freund Henry Walter Bates und verbrachte die nächsten vier Jahre im Amazonasbecken. Costa beschreibt im Detail, was Wallace in dieser Zeit entdeckte und durchmachte. Vor allem das Studium der Schmetterlinge offenbarte ihm, dass nahe verwandte Arten in geographischer Nähe zueinander lebten - am linken und rechten Ufer des Amazonas lebten ähnliche, aber nicht identische Spezies.

Auf dem Heimweg verlor Wallace bei einem Schiffbruch seine gesamte Sammlung und alle seine Notizen, weswegen er sich zwei Jahre später wieder auf den Weg machte. Dieses Mal führte die Reise in den Malaiischen Archipel, in dem er die nächsten acht Jahre seines Lebens verbringen sollte. Auch über diese Zeit weiß Costa anschaulich zu berichten. So fielen Wallace etwa kuriose Verbreitungsmuster von Tieren auf: Obwohl die Inseln Bali und Lombok nur ungefähr hundert Kilometer voneinander entfernt liegen, sind ihre jeweiligen Faunen extrem unterschiedlich. Balis Tierwelt hat einen südostasiatischen Charakter, während Lombok der westlichste Ausläufer der australischen Tierwelt ist.

Wie bei Darwin spielten detaillierte Studien zur Verbreitung verwandter Arten auf Inseln - im Zusammenspiel mit geologischen Erkenntnissen und malthusianischen Ideen - eine entscheidende Rolle bei Wallaces Formulierung einer Theorie der gemeinsamen Abstammung und der natürlichen Auslese. Doch bei Wallaces Reisen drehte sich nicht alles nur um Wissenschaft. Die Sammeltätigkeit war für ihn auch ein Geschäft, das seinen Lebensunterhalt nach der Rückkehr sichern sollte, denn reiche Briten bezahlten beträchtliche Summen für einzigartige Insekten oder Vogelbälge.

Anders als frühere Biographien kehrt Costa Wallaces Einbettung in das koloniale System des neunzehnten Jahrhunderts nicht unter den Teppich. Seine Sammeltätigkeit in Südostasien - die kein individuelles Unternehmen, sondern auf die Hilfe und das Wissen zahlreicher einheimische Helfer angewiesen war - wäre ohne die niederländische und britische koloniale Infrastruktur unmöglich gewesen. Zudem weist Costa darauf hin, dass Wallace damals gängige Urteile über die indigenen Bewohner der Kolonien und Ideen über Zivilisationsstadien in vielerlei Hinsicht teilte.

Nach seiner Rückkehr vom Malaiischen Archipel im Jahr 1862 widmete sich Wallace der Veröffentlichung seiner Ergebnisse, was ihm großen Beifall und breite Bewunderung in Londons Wissenschaftswelt einbrachte. In späteren Jahren litt sein Ruf allerdings wegen seines Einsatzes für den Spiritualismus, seiner Impfgegnerschaft und seines Eintretens für die Verstaatlichung privaten Landbesitzes. Doch bis zu seinem Lebensende bewies er auch immer wieder, dass er die Evolutionsbiologie wirkungsvoll und kenntnisreich wie kaum ein anderer verteidigen konnte. James T. Costa gelingt es eindrucksvoll, das Leben und Denken dieser faszinierenden Persönlichkeit kompetent und ausgewogen darzustellen. THOMAS WEBER

James T. Costa: "Radical by Nature". The Revolutionary Life of Alfred Russel Wallace.

Princeton University Press, Princeton 2023. 552 S., Abb., geb., 36,99 Euro.

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