In der Diskussion um Urteilsgrundlagen und Geltungsansprüche moderner Wissenschaften verweisen die Geisteswissenschaften häufig auf den sogenannten hermeneutischen Zirkel, der besagt, daß man immer nur nach den Mustern seiner Kultur zu denken vermag. Aber auch die Naturwissenschaften sind Teil unserer Kultur, und deren Objektivität wäre demnach ebenfalls historisch zu relativieren. Wie innerhalb dieser Relativierung dennoch Positionen bezogen und Orientierungen gefunden werden können, zeigt Olaf Breidbach in seinem neuen Buch. Er plädiert für eine konsequente, radikale Historisierung, die einen Weg weist, wie wir uns in unserer Geschichte selbst vergewissern und im Relativen zurechtfinden können.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Oliver Müller begrüßt diese Studie des Wissenschaftshistorikers Olaf Breidbach, der dafür plädiert, Wissen als relativ zu begreifen. Wie Müller in seiner etwas akademischen Kritik nachzeichnet, will Breidbach deutlich machen, dass Erkenntnisse niemals absolut sind, sondern eingebettet in ein Gefüge aus Rezeptionsstrategien, -formen und -identitäten. Dies macht der Autor unter anderem am Beispiel des Naturphilosophen Lorenz Oken dem Rezensenten deutlich. Die offenbar von Breidbach stark ausgereizte Metapher des Flusses, in den wir bekanntlich nur einmal steigen können, erinnert den Rezensenten an Blumenberg, der davon sprach, wie sehr auch Metaphern unser Denken strukturieren, womit er Breidbachs Grundgedanken offenbar bekräftigt sieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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