Der Stellenwert philosophischer Tätigkeiten veränderte sich mit Ende des Kalten Krieges radikal: Die Bipolarisierung in geronnene politische Weltanschauungen verflüchtigte sich und brachte das Denken von Alternativen wieder "ins Freie" der offenen diskursiven Auseinandersetzung - auch wenn diese sich auf einem bis an den Horizont reichenden Trümmerfeld politischer Gewissheiten vollzieht. Zugleich haben neue Entwicklungen in Gesellschaften, "in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht" (Marx), das Gehäuse des Nationalstaates unterwandert, in welchem sich die institutionelle Bändigung und wissenschaftliche Positivierung von Politik seit dem 19. Jahrhundert vollzogen hatte.