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Michail Ryklin ist die wohl prononcierteste Gestalt der neuen Philosophie in Rußland. In konstruktiv-kritischer Aneignung von französischer Gegenwartsphilosophie, Psychoanalyse und westlicher Totalitarismustheorie entwickelt er seit den späten 80er Jahren eine spezifische posttotalitäre Philosophie. Im Zentrum steht die kontrastive Analyse der »Logiken des Terrors« im Nationalsozialismus und in der Stalinzeit. Anhand von literarischen, technischen und propagandistischen Texten untersucht Ryklin die Diskurse, die so zentrale sowjetische Topoi wie den Metrobau in Moskau oder die…mehr

Produktbeschreibung
Michail Ryklin ist die wohl prononcierteste Gestalt der neuen Philosophie in Rußland. In konstruktiv-kritischer Aneignung von französischer Gegenwartsphilosophie, Psychoanalyse und westlicher Totalitarismustheorie entwickelt er seit den späten 80er Jahren eine spezifische posttotalitäre Philosophie. Im Zentrum steht die kontrastive Analyse der »Logiken des Terrors« im Nationalsozialismus und in der Stalinzeit. Anhand von literarischen, technischen und propagandistischen Texten untersucht Ryklin die Diskurse, die so zentrale sowjetische Topoi wie den Metrobau in Moskau oder die »Haussmannisierung« der kommunistischen Kapitale begleiten und den »Effekt des Jubels« (André Gide) erzeugen. Jubel ist für Ryklin »das Imaginäre in der Zeit des Terrors«, Reaktion auf die totale Ungesichertheit des individuellen Lebens. Während die Aufarbeitung der totalitären Vergangenheit im heutigen Rußland ein Manko darstellt, sind seine Essays ein mutiger Versuch, an das tiefste soziale Trauma derjüngeren russischen Geschichte zu rühren.

Autorenporträt
Ryklin, MichailMichail Ryklin, 1948 geboren, arbeitet am Institut für Philosopie an der Akademie der Wissenschaften in Moskau. 2007 erschien der Essay Mit dem Recht des Stärkeren (es 2474), für den er mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2007 ausgezeichnet wurde.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Laut Felix Philipp Ingold gelangt der Moskauer Philosoph Michail Ryklin in Bezug auf die einst von Hannah Arendt angeschobene Totalitarismus-Debatte zu teilweise ganz anderen Ein- und Ansichten als hierzulande. Ryklin zufolge handelt es sich um zwei völlig verschiedene totalitäre Systeme, was sich schon an einer Vielzahl von staatlichen Maßnahmen festmachen lasse, die es nur in der Sowjetunion gegeben hätte: die Enteignung und teilweise Liquidierung der besitzenden Klasse, die Kollektivierung der Landwirtschaft, ein pseudoreligiöser und eher unpersönlicher Persönlichkeitskult, eine allgemeine und unberechenbare Repression, und ein nur gegen die eigene Bevölkerung gerichteter Terror. Ein vom Autor nur am Rande bemerkter Unterschied, dass nämlich die Russen ein ganz anderes Verhältnis zum Tod pflegen, spielt in Ingolds Augen eine zentrale Rolle. In Russland werde der gewaltsame Tod "als Norm" erfahren, in Deutschland dagegen eher als Schicksalsmacht. Hieraus erklärt sich auch für Ingold die unterschiedliche Vergangenheitsbewältigung in beiden Ländern. Ryklin zeige sich, was die Aufarbeitungsbereitschaft seiner Landsleute angeht, außerordentlich skeptisch, schreibt Ingold: die postsowjetische Persönlichkeit sei kollektivistisch geprägt und ersetze nun die alte ideologische Füllung durch eine neue konsumistische Haltung.

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