Wie verhalten sich Menschen, wenn der Staat sein Gewaltmonopol nicht durchsetzen kann, wenn gewohnte Ordnungen zusammenbrechen und die Möglichkeit, sich etwas mit Gewalt zu nehmen, eine Option für viele wird?
Felix Schnell untersucht diese Kultur der Gewalt am Beispiel der Ukraine zwischen 1905 und 1933, als die sowjetische Herrschaft gefestigt und die Kollektivierung der Landwirtschaft durchgesetzt war. Seine Analyse der militanten Gruppen und ihrer Anführer zeigt, dass weniger politische Ideologien als vielmehr Möglichkeiten und Anforderungen im Ausnahmezustand ausschlaggebend sind. In den Gewalträumen galt allein das Recht des Stärkeren.
Durch die dichte Beschreibung der Exzesse offenbaren sich die Eigendynamik und die situative Logik der Gewalt, aber auch ihre gruppendynamischen und psychologischen Phänomene. In dem überzeugenden Konzept des Gewaltraumes manifestieren sich die Möglichkeiten und Grenzen menschlichen Handelns im Ausnahmezustand.
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Felix Schnell untersucht diese Kultur der Gewalt am Beispiel der Ukraine zwischen 1905 und 1933, als die sowjetische Herrschaft gefestigt und die Kollektivierung der Landwirtschaft durchgesetzt war. Seine Analyse der militanten Gruppen und ihrer Anführer zeigt, dass weniger politische Ideologien als vielmehr Möglichkeiten und Anforderungen im Ausnahmezustand ausschlaggebend sind. In den Gewalträumen galt allein das Recht des Stärkeren.
Durch die dichte Beschreibung der Exzesse offenbaren sich die Eigendynamik und die situative Logik der Gewalt, aber auch ihre gruppendynamischen und psychologischen Phänomene. In dem überzeugenden Konzept des Gewaltraumes manifestieren sich die Möglichkeiten und Grenzen menschlichen Handelns im Ausnahmezustand.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
An Timothy Snyders Argumentation von den "Bloodlands" anknüpfend, hat Felix Schnell für die Ukraine zwischen 1909 und 1933 "Gewalträume" untersucht, wobei er in den Augen des Rezensenten Christoph Villinger das Ganze präziser und wissenschaftlich fundierter angeht als der amerikanische Historiker. Schnell sucht nach den "mentalen Grundsteinen", die in der Ukraine seit der ersten Russischen Revolution 1909 immer wieder zu brutaler "Gruppenmilitanz" geführt haben, der Millionen Menschen zum Opfer fielen. Wenn ihm der Rezensent auch nicht in allen Befunden zustimmen kann, so findet er Schnells Darlegungen dennoch anregend und intellektuell gehaltvoll. Positiv fällt Villinger auf, dass sich mit der spezifischen Perspektive auf "neutrale Gewalträume" ein Blick auf "politische Handlungsspielräume" von heute ergibt. Wenn der Autor allerdings auf die Staatsmacht setzt, überzeugt das den Rezensenten nicht so recht: Auf heutigem ukrainischem Gebiet ging die größte Gewalt gerade von staatlicher Macht aus.
© Perlentaucher Medien GmbH
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