Murgänge treten in vielen Wildbächen in Gebirgsregionen weltweit auf und stellen eine bedeutende Naturgefahr dar. Um Prognosen über Frequenz und Magnitude zukünftiger Ereignisse zu erstellen, sind Informationen über vergangene Murgänge wichtig. Die Dendrogeomorphologie ist eine Methode, welche die jahrgenaue Datierung vergangener Ereignisse erlaubt. Mithilfe dieser Methode wurde die Murgangfrequenz am Meretschibach, einem Wildbach in den Walliser Alpen, rekonstruiert. Dafür wurden von 93 Bäumen (61 Nadelbäume, 32 Laubbäume) insgesamt 171 Bohrkerne, 34 Keile und 11 Stammscheiben analysiert. Die Betrachtung des gesamten Bachverlaufes zeigt, dass die Murgänge im Anrissgebiet außerhalb des Gerinnes gebildet werden. Es handelt sich um ein transportlimitiertes Einzugsgebiet, in dem das mobilisierbare Material in Form von Schutthalden gelagert wird. Für den Zeitraum 1930-2008 konnten 20 Ereignisjahre rekonstruiert werden. Mithilfe von Niederschlagsdaten ließen sich für die meisten Ereignisjahre einzelne Niederschläge (Tagessummen mindestens 20 mm und/oder Intensität mindestens 5 mm/h) identifizieren, die möglicherweise die Murgänge ausgelöst haben.