Raffaels um 1510/11 gemaltes Fresko »Die Schule von Athen« in der Stanza della Segnatura des Vatikan zählt zu den berühmtesten Werken der Kunstgeschichte. Aber wieso ist die Darstellung einer Versammlung von Philosophen so populär geworden? Warum wurde gerade dieses Bild so viel diskutiert, ausgedeutet und vor allem im Laufe der Geschichte in den unterschiedlichsten Zusammenhängen, auch jenseits von Philosophie und Kunstgeschichte, rezipiert? Wieso konnte es in Kunst und Populärkultur adaptiert und ebenso gut parodiert werden? Henry Keazor zeigt, dass Raffael mit dem Fresko auf geniale Weise die abstrakten philosophischen Disziplinen sowie ihre Geschichte und Zusammenhänge darstellt. Das dafür entwickelte künstlerische Konzept erwies sich als so tragfähig, dass es bis heute erfolgreich auch auf gänzlich andere Themen und Figuren angewendet werden kann. Der Autor beleuchtet die Entstehungsbedingungen der Schule von Athen, um dann in einem verblüffenden Parcours durch die Kunstgeschichte zu führen: nach Italien, Frankreich, England, Deutschland. Und er landet am Ende bei Künstlern wie Cy Twombly oder Vereinnahmungen durch Musikvideos, Werbung, Lego und Hollywood.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Michael Opitz erkennt anhand der Studie des Kunsthistorikers Henry Keazor zur Adaptionsgeschichte von Raffaels "Schule von Athen", dass die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werk seit dem 16. Jahrhundert vor allem vereinnahmend war, ob im Sinne christlicher Echatologie oder nach popkulturellen Maßstäben (so ersetzte der Maler Casaro Platon durch Marylin Monroe). Ausführlichkeit und Akribie der Studie findet Opitz bestechend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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