Rammstein provozieren. In ihren Songs und Musikvideos spielt die Band mit Doppeldeutigkeiten rund um die deutsche Geschichte und testet die Grenzen des Sag- und Singbaren. Besonders deutlich wird das in ihrer Single "Deutschland", einer (Anti?)Hymne auf die Nation. Im cineastisch-bombastischen Musikvideo präsentieren sich die Bandmitglieder unter anderem als KZ-Insassen und SS-Offiziere. Alles nur Spektakel? Oder doch politisch? Das Verhältnis von Politik und Pop zeigt sich bei Rammstein in seinen verschiedenen Dimensionen.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Auch wenn Rammstein nicht gerade ihren #MeToo-Skandal im Großdeutschland-Format erleben würde, wäre Rezensent Uwe Schütte mit diesem Band nicht froh geworden, in dem sich elf Germanisten den Spektakelrockern widmen. In Schüttes Augen zeugen die Texte von einer frappierenden "akademische Verharmlosung". Rammsteins faschistoide Inszenierungen, die neurechte Ikonografie und die sexuellen Gewaltfantasien erklären die Autoren allesamt zum Spiel mit einer spezifischen Ästhetik oder zum popkulturellen Gesamtkunstwerk. Das klingt zwar gelehrt, meint Schütte, aber wissenschaftlich wäre es gewesen, wirklich zu untersuchen, ob und wie sich denn die Kunstfigur Rammstein von den realen sechs Bandmitgliedern unterscheidet, wer künstlerischer Urheber des berüchtigten "Deutschland"-Videos ist und was das Universal-Management eigentlich zum moralisch indiskutablen Posieren in KZ-Kleidern sagt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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