Die Theorie und Praxis der Rassenhygiene und die Rassenpolitik des Nationalsozialismus sind in den vergangenen Jahren verstärkt Gegenstand historischer und wissenschaftsgeschichtlicher Forschung gewesen. In der Erziehungswissenschaft fehlt es dagegen noch an größeren Untersuchungen und zusammenhängenden Darstellungen. Die vorliegende Arbeit will hier eine Lücke schließen, sie liefert zugleich Materialgrundlagen für weiterführende Forschungen. Erstmals wird die Rezeption des Rassenkonzepts und des rassenhygienischen und -politischen Diskurses in der Pädagogik in ganzer Breite dokumentiert. Es wird gezeigt, dass es ab 1933 eine umfangreiche Produktion entsprechender Schriften gegeben hat: Eine Bibliographie, die die Autoren erstellt haben, enthält rund 2000 Titel. Daran wird deutlich, dass die Pädagogik einen auch quantitativ beachtlichen Beitrag zur Vermittlung und Fundierung der Ideologie der Rassenhygiene geleistet hat. Zu den erfaßten Texten gehören u. a. Unterrichtsbücher und Schulungsmaterialien, aber auch Forschungsarbeiten etwa aus dem Bereich der "rassenpsychologischen Diagnostik" oder der erbbiologischen Untersuchung von Hilfsschulklassen. Der "Diskurs", der in dieser Bibliographie dokumentiert ist, wurde von akademisch gebildeten Autoren, insbesondere Lehrern und Professoren getragen, von denen überraschend viele aus den Naturwissenschaften kamen.
Zu den bedeutsamsten hochschulpolitischen "Innovationen" des Dritten Reichs gehörte die Institutionalisierung des Fachs "Rassenbiologie" und entsprechender Professuren an den Hochschulen für Lehrerbildung. "Rassenbiologie" wurde zu einem neuen, obligatorischen Bestandteil erziehungswissenschaftlicher Grundbildung für alle Lehramtsstudenten, nachdem "Rassen- und Erbkunde" als feste Größen in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen worden waren. Dies bedeutete den Einbruch eines "naturwissenschaftlichen Paradigmas" in die bis dahin stark geisteswissenschaftlich geprägte Tradition der Lehrerbildung. In der vorwiegend medizinwissenschaftlich orientierten Forschung zur Institutionalisierungsgeschichte der Rassenhygiene ist dieser Aspekt bisher unbeachtet geblieben. Neben Ärzten waren Lehrer sowohl Hauptadressaten als auch -propagatoren der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Rassenpolitik. Dies fand seinen Niederschlag auch in einer "rassenwissenschaftlich" ausgerichteten pädagogisch-psychologischen Forschung, die eine wichtige Rolle für die Durchführung und Legitimation der rassenhygienischen Politik etwa in den Bereichen der Sonder- und Sozialpädagogik spielte. Darüber hinaus kam der Pädagogik ganz allgemein eine herausragende Funktion bei der Legitimation der nationalsozialistischen Rassenpolitik zu - Lehrer standen vor der Aufgabe, diese Politik in den Schulen zu begründen. Dazu gehörte z. B. auch die Behandlung der "Judenfrage" im Unterricht. Dafür benötigten sie informative und argumentative Hilfestellungen, die eine umfangreiche didaktische Literatur, von denen viele Werke hohe Auflagenzahlen erreichten, bereitzustellen suchte.
In der primär wissenschaftsgeschichtlich ausgerichteten Untersuchung von Harten, Neirich und Schwerendt werden diese Aspekte und Zusammenhänge erstmals dargestellt und mit empirischem Datenmaterial belegt. Ergänzt wird die Arbeit durch biographische und sozialisationsgeschichtliche Untersuchungen zu den Autoren der in der Bibliographie zusammengestellten Schriften. Dabei wird insbesondere das Bild einer historisch bedeutsamen Gruppe von "Mediatoren" zwischen Wissenschaft und Praxis sichtbar, ohne die die Umsetzung der rassenhygienischen Ziele im Nationalsozialismus kaum denkbar gewesen wäre.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Zu den bedeutsamsten hochschulpolitischen "Innovationen" des Dritten Reichs gehörte die Institutionalisierung des Fachs "Rassenbiologie" und entsprechender Professuren an den Hochschulen für Lehrerbildung. "Rassenbiologie" wurde zu einem neuen, obligatorischen Bestandteil erziehungswissenschaftlicher Grundbildung für alle Lehramtsstudenten, nachdem "Rassen- und Erbkunde" als feste Größen in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen worden waren. Dies bedeutete den Einbruch eines "naturwissenschaftlichen Paradigmas" in die bis dahin stark geisteswissenschaftlich geprägte Tradition der Lehrerbildung. In der vorwiegend medizinwissenschaftlich orientierten Forschung zur Institutionalisierungsgeschichte der Rassenhygiene ist dieser Aspekt bisher unbeachtet geblieben. Neben Ärzten waren Lehrer sowohl Hauptadressaten als auch -propagatoren der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Rassenpolitik. Dies fand seinen Niederschlag auch in einer "rassenwissenschaftlich" ausgerichteten pädagogisch-psychologischen Forschung, die eine wichtige Rolle für die Durchführung und Legitimation der rassenhygienischen Politik etwa in den Bereichen der Sonder- und Sozialpädagogik spielte. Darüber hinaus kam der Pädagogik ganz allgemein eine herausragende Funktion bei der Legitimation der nationalsozialistischen Rassenpolitik zu - Lehrer standen vor der Aufgabe, diese Politik in den Schulen zu begründen. Dazu gehörte z. B. auch die Behandlung der "Judenfrage" im Unterricht. Dafür benötigten sie informative und argumentative Hilfestellungen, die eine umfangreiche didaktische Literatur, von denen viele Werke hohe Auflagenzahlen erreichten, bereitzustellen suchte.
In der primär wissenschaftsgeschichtlich ausgerichteten Untersuchung von Harten, Neirich und Schwerendt werden diese Aspekte und Zusammenhänge erstmals dargestellt und mit empirischem Datenmaterial belegt. Ergänzt wird die Arbeit durch biographische und sozialisationsgeschichtliche Untersuchungen zu den Autoren der in der Bibliographie zusammengestellten Schriften. Dabei wird insbesondere das Bild einer historisch bedeutsamen Gruppe von "Mediatoren" zwischen Wissenschaft und Praxis sichtbar, ohne die die Umsetzung der rassenhygienischen Ziele im Nationalsozialismus kaum denkbar gewesen wäre.
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"Künftiger mit der NS-Pädagogik befaßter Forschung dürfte der Band als Kompendium von hohem Informationswert allemal unentbehrlich sein." Edgar Weiß in: Das Historisch-Politische Buch, 55. Jg. (2007), Heft 3 "Das Handbuch ist ein nützliches Repertorium für die Rezeption des Rassenkonzepts und des rassenhygienischen und rassenpolitischen Diskurses in der Pädagogik der NS-Zeit. .....ein äußerst nützliches, viele bisher kaum auzufindende Daten und Hinweise enthaltendes und zuverlässig gearbeitetes Handbuch." Fran-Rutger Hausmann in: Freiburger Universitätsblätter, Jg. 2007, Heft 4 "In diesem Band wird erstmals die Rezeption des Rassenkonzeptes und des rassenhygienischen und rassenpolitischen Diskurses in der Pädagogik während des Dritten Reichs umfassend dargestellt." Uwe Hoßfeld in: Anthropologischer Anzeiger, 65. Jg. (2007), Heft 4 "Das Buch kann einen soliden Eindruck von dem Ausmaß uind der Struktur des Rasse-Diskurses in der Pädagogik geben. Sie werden in einem Allgemeinen Teil klar und überzeugend dargestellt. Sie verweisen u.a. darauf, dass es meist jüngere Akademiker waren, die sich hier hervortaten, dass sie ein hohes Maß an Kontinuität ihrer politischen Anschauung vorweisen, also schon vor 1933 den Nazionalsozialisten nahe standen und damals bereits rechts radikalisiert waren bis hin zu militanten Tendenzen." Notker Hammerstein in: Historische Zeitschrift, Bd. 286, 2008 "Für weiterführende Studien ist das vorliegende bio-bibliografische Handbuch nicht nur ein zentrales Werk, das den Einstieg in die Thematik wesentlich erleichtert, sondern auch ein übersichtlich gestaltetes Werk, das einen guten Einblick gibt in ein komplexes Beziehungsgeflecht der Autoren, die den rassenhygienischen Diskurs zur einer Erziehungsideologie des Nationalsozialismus werden ließen." Anja Lautkötter in: Archiv für Sozialgeschichte, 49 (2009), Januar "Die Autoren setzen mit ihrem Band ein neues Zeichen bei der überholten historiographischen Auseinandersetzung mit der pädagogischen Disziplin zur Zeit des Dritten Reichs." Anne Cottebrune in: H-Soz-u-Kult, 26. Oktober 2010
"Insgesamt jedoch ist das vorliegende Werk eine große Bereicherung für die wissenschaftshistorische Forschung und ermöglicht endlich breitere Untersuchungen zur Wirkungsweise von medizinischen und biologischen Lehren in der öffentlichen Rezeption. Die Rolle der vorgeblich objektiven Wissenschaftler als Popularisierer ihrer eigenen Ansichten erscheint zudem in einem neuen Licht. Es gilt nun, die Erkenntnisse aus dem vorliegenden Handbuch in die Wissenschaftsgeschichte einfließen zu lassen."
Florian Mildenberger in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 106.2 (2019), 123-124
"Insgesamt jedoch ist das vorliegende Werk eine große Bereicherung für die wissenschaftshistorische Forschung und ermöglicht endlich breitere Untersuchungen zur Wirkungsweise von medizinischen und biologischen Lehren in der öffentlichen Rezeption. Die Rolle der vorgeblich objektiven Wissenschaftler als Popularisierer ihrer eigenen Ansichten erscheint zudem in einem neuen Licht. Es gilt nun, die Erkenntnisse aus dem vorliegenden Handbuch in die Wissenschaftsgeschichte einfließen zu lassen."
Florian Mildenberger in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 106.2 (2019), 123-124