Zentrale These dieser Arbeit ist, daß eine Analyse von Standortkonflikten um Abfallanlagen die Berücksichtigung mentaler Modelle erfordert. Mentale Modelle sind subjektive, ideologie- und normengeprägte Wahrnehmungsstrukturen zur Deutung realer Phänomene, die durch das (gegebene) genetisch bedingte Vorwissen und die Interpretation individueller Erfahrungen geprägt sind. Mit der Integration von mentalen Modellen in die ökonomische Analyse geht die Studie die theoretische Herausforderung eines noch in den Kinderschuhen steckenden Forschungsprogramms an, das auf konzeptioneller Ebene insbesondere durch D.C. North angeregt wird. Dabei scheinen sich Standortkonflikte um Abfallanlagen für eine Einbeziehung mentaler Modelle aufgrund ihres spezifischen Problemkontextes (starke Unsicherheit, hohe Komplexität, Wertebeladenheit) gut zu eignen. Durch die Einbringung mentaler Modelle, in denen sich Normen, Ideologien, Dogmen, Bilder, Ideen verankert haben, gelingt es, Ursachen und Entschärfungsmöglichkeiten eines wert- und emotionsgeladenen Konfliktfeldes einer ökonomischen Analyse zugänglich zu machen und dadurch ein tieferes Verständnis für diesen Konfliktbereich zu entwickeln.