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Während des Zweiten Weltkriegs schaffen die Nazis Gold im Wert von Milliarden Schweizer Franken von Deutschland in die Schweiz. Die Nationalbank wandelt dort das Gold in Devisen um, mit denen das Deutsche Reich seine Kriegskasse auffüllt. Der Journalist Werner Rings enthüllt einen Skandal, dessen Ausmaß erst jetzt richtig ans Licht kommt: Das Gold, das die Deutschen im besetzten Belgien, in Frankreich konfiszierten oder ihren jüdischen Opfern raubten, wurde von den Schweizer Banken zu Geld gemacht. Damit hat die neutrale Schweiz mit dazu beigetragen, daß die Macht und die Kriegsmaschinerie der…mehr

Produktbeschreibung
Während des Zweiten Weltkriegs schaffen die Nazis Gold im Wert von Milliarden Schweizer Franken von Deutschland in die Schweiz. Die Nationalbank wandelt dort das Gold in Devisen um, mit denen das Deutsche Reich seine Kriegskasse auffüllt. Der Journalist Werner Rings enthüllt einen Skandal, dessen Ausmaß erst jetzt richtig ans Licht kommt: Das Gold, das die Deutschen im besetzten Belgien, in Frankreich konfiszierten oder ihren jüdischen Opfern raubten, wurde von den Schweizer Banken zu Geld gemacht. Damit hat die neutrale Schweiz mit dazu beigetragen, daß die Macht und die Kriegsmaschinerie der Nazis so lange nicht zum Erliegen kam. Die Rolle der Schweiz und ihrer Banken im Zweiten Weltkrieg steht heute im Brennpunkt des internationalen Interesses. Dieses exakt recherchierte und brillant geschriebene Buch lüftet eines der meistgehüteten Geheimnisse der letzten fünfzig Jahre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.1997

Hitlers willige Bankiers
Das deutsche Raubgold und die Schweiz im Zweiten Weltkrieg

Werner Rings: Raubgold aus Deutschland. Die "Golddrehscheibe" Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Mit einem Nachwort von Mario König. Piper Verlag, München 1996. 240 Seiten, 29,80 Mark.

Hitlers willige Bankiers saßen in der Schweiz. Um für die Kriegsproduktion notwendige Rohstoffe wie Wolfram oder Chrom im neutralen Ausland, etwa in Portugal oder Spanien, kaufen zu können, benötigte das Dritte Reich Devisen. Zwischen 1940 und 1945 erhielten die Unterhändler des deutschen Diktators diese Devisen in Bern, vom Direktorium der Nationalbank - noch dazu in Form der weltweit begehrten, hochgeschätzten Schweizer Franken, einer der wenigen Hartwährungen jener Zeit. Nicht von ungefähr erklärte Walther Funk, Reichswirtschaftsminister und Präsident der Deutschen Reichsbank, im Frühjahr 1943 in Berlin, "nicht einmal zwei Monate lang" könne man auf die Hilfe der Schweiz verzichten. Es war ein Tauschgeschäft: Gold aus dem Reich gegen gutes Geld aus dem riesigen Tresorraum unter dem Bundeshausplatz. Das funktionierte lange, erstaunlich lange. Bis zum April 1945, wenige Wochen vor Hitlers Selbstmord und der totalen Niederlage, fuhren Güterwagen aus Deutschland mit ihrer goldenen Fracht nach Zürich oder Bern.

Gewiß, schon im Juni 1944 hatte die Leitung der Nationalbank, zurückhaltend geworden angesichts des Kriegsverlaufes, die Deutsche Reichsbank wissen lassen, die andauernden Goldtransaktionen seien "nunmehr nicht besonders erwünscht", vier Monate später wurden sie gar gänzlich "unerwünscht", aber den Strom abrupt stoppen, das mochte man denn doch nicht. Wußten die Verantwortlichen in Bern nicht, daß es sich bei den eingelieferten Barren kaum um Material aus den Altbeständen der Reichsbank handelte, handeln konnte, sondern um deutsche Kriegsbeute, um "looted gold", Raubgold, wie die Alliierten schon früh in vertraulichen Memoranden wissen ließen? "Man könne nicht ermitteln, welchen Ursprungs das uns eingelieferte Gold ist", teilte Ernst Weber, der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, 1943 seiner offenbar nicht immer voll unterrichteten Regierung mit - und unterstrich, daß man auf Schweizer Seite stets als gutgläubiger Erwerber, keinesfalls aber als Hehler und Kollaborateur aufgetreten sei und auftreten werde.

Das entsprach, wie die bereits vor zehn Jahren erstmals publizierte und nun mit größerer Breitenwirkung neu aufgelegte Studie von Werner Rings sorgfältig belegt, allerdings nicht ganz den Tatsachen. Form, Prägestempel, Begleitpapiere, derlei kann man bei Gold leicht fälschen - und die Deutschen fälschten kräftig. Aber der Feingehalt, die Legierungen lassen oft Rückschlüsse auf die Herkunft zu. Außerdem wußte die auch im Kriege weiterhin eng verwobene Finanzwelt in Europa, woher der Großteil der von Deutschland in die Schweiz transportierten Barren im damaligen Wert von rund 1,7 Milliarden Franken stammte, zu spektakulär war der "Raub" vonstatten gegangen. Das Gold kam aus dem Senegal. Es gehörte eigentlich der belgischen und französischen Nationalbank, war vor Kriegsbeginn nach Afrika ausgelagert und dann nach heftigem deutschem Druck und Gezerre von der Vichy-Regierung an Berlin ausgeliefert worden. 18 Monate dauerte es, bis die Kisten mit 220000 Kilo Gold im Sommer 1942 nach einer abenteuerlichen Odyssee bei der Reichsbank ankamen und anschließend, mit neuen Prägestempeln versehen, rasch in die Schweiz geschafft wurden.

Obwohl dieser "Transfer" ausnahmsweise sogar mit einem legalistischen Mäntelchen versehen wurde - die Reichsbank hinterlegte tatsächlich Reichsschatzanweisungen zugunsten der belgischen Nationalbank in Höhe von mehr als 800 Millionen Reichsmark beim Gerichtsamt Berlin-Mitte - über welche die begünstigte Bank allerdings nie würde frei verfügen können -, handelte es sich hier wie sonst bei der deutschen Jagd nach Gold, etwa in Frankreich, Holland, der Tschechoslowakei, tatsächlich um blanken und gezielten Raub, ganz zu schweigen vom düsteren "Totengold" aus den Vernichtungslagern, das jedoch hauptsächlich der SS anheimfiel und zu großen Teilen von den Amerikanern am Ende des Krieges in seinem Versteck, einem Salzbergwerk in Thüringen, gefunden wurde.

Seit Anfang 1943, nach der Wende von Stalingrad, lehnten jedenfalls sämtliche neutralen Staaten in Europa deutsches Gold als zu riskantes Zahlungsmittel ab - mit einer Ausnahme: der Schweiz. Sie zahlten für ihre Hehlerdienste nach dem Krieg auf massiven Druck der Alliierten, vor allem der Amerikaner, den damals nicht unbeträchtlichen Betrag von 250 Millionen Franken wiederum in Gold - verhüllend deklariert als "freiwilligen Beitrag zum Wiederaufbau Europas".

Für ihre Kooperation mit dem Dritten Reich gab es eine Vielzahl von Gründen, Motiven, Wurzeln, die Werner Rings hier wie schon in seiner großen Studie über die "Schweiz im Kriege" auffächert. Neben den Geldgeschäften, persönlichen Kontakten und Verbindungen gab es enge wirtschaftliche Verflechtungen. Deutsche Lieferungen von Kohle, Eisen, Mineralöl brauchte die Schweiz; sie stellte damit übrigens, solange es ihr möglich war, für beide Seiten, die Deutschen wie die Alliierten, Waren und Waffen her. Im weiteren Kriegsverlauf drohte dem Alpenstaat jedoch die Abschnürung von den Weltmeeren, von seinen eigenen Rohstoffimporten, besonders nach dem Beginn der alliierten Blockadepolitik. Jetzt war man auf deutsche Einfuhrgenehmigungen angewiesen; zugleich wurde das Reich, dem man großzügige, am Ende verlorene Kredite in Milliardenhöhe einräumte, zum größten Abnehmer für die eigene Produktion.

Die Sorge vor einem Einmarsch der zunächst überraschend siegreichen Wehrmacht kam ebenso hinzu wie schwer faßbare, aber doch gelegentlich in der Führungsspitze der Nationalbank vorhandene latente Sympathien mit der antibolschewistischen und wohl auch der antisemitischen Stoßrichtung deutscher Kriegführung. All dies ließ eine Zusammenarbeit mit Deutschland geraten erscheinen und etwaige Skrupel vor Goldgeschäften mit Hitlers Boten schwinden. Bei allem Verständnis für Pragmatismus, die Verantwortlichen in Bern mußten jedoch wissen, daß sie mit einem Verbrecherregime paktieren und dabei die alte, auf Hugo Grotius zurückgehende völkerrechtliche Maxime mißachteten, "nichts zu tun, was den stärkt, der im Unrecht ist, und den hindert, der im Recht ist". DANIEL KOERFER

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