Es ist nicht einfach, einen so vielschichtigen Roman wie Marcel Riepegerstes „Raum 211“ zu charakterisieren, denn schnell wird beim Lesen klar, dass der Autor hier nicht nur einen packenden Thriller vorgelegt hat, sondern einen intelligent reflektierten, lebensvollen Text, in dem er Grundfragen
behandelt, die jeden Menschen berühren müssen.
Besitzen wir einen freien Willen? Sind Straftäter im…mehrEs ist nicht einfach, einen so vielschichtigen Roman wie Marcel Riepegerstes „Raum 211“ zu charakterisieren, denn schnell wird beim Lesen klar, dass der Autor hier nicht nur einen packenden Thriller vorgelegt hat, sondern einen intelligent reflektierten, lebensvollen Text, in dem er Grundfragen behandelt, die jeden Menschen berühren müssen.
Besitzen wir einen freien Willen? Sind Straftäter im Gehirn gleichsam „vorprogrammiert? Und wenn ja, wie steht es um die Frage der Schuld? Wie auf einer großen, aber eingegrenzten Bühne, spielt die Geschichte auf einer verlassenen Ostseeinsel. Dort findet ein geheimes Experiment von Regierung und Pharmaindustrie statt. Die Probanden, eigens ausgewählte Straftäter, meinen, sie würden hier auf das soziale Leben außerhalb der Haftanstalt vorbereitet. Sie und der junge Sozialarbeiter Alex, der den Versuch betreuen soll, vermuten aber zunächst nicht, was man wirklich mit ihnen vorhat. Doch bald schon kommen Alex Zweifel und ungute Gefühle. Ganz allmählich verdichtet sich die Geschichte, und alles greift ineinander in dieser düsteren schwer beschreibbaren Inselatmosphäre. Die Spannung der Handlung und Stimmung der Szenerie nähren sich aus so vielen ideenreichen Elementen. Ein alter Bunker, letzte Einheimische als „Widerständler“, die Liebesbeziehung zwischen Alex und einer Insassin, ganz verschiedene Sichtweisen und Gefühle, und natürlich das Geheimnis von Raum 211…
Einleuchtend baut der Autor seinen Roman, wie in einem Klassischen Drama in drei Teilen auf, indem zunächst die Figuren ihre Konturen bekommen, dann das Leben auf der Insel gezeigt wird und schließlich die Situation eskaliert. Das ist, um im Bild zu bleiben, großes Theater!
Man findet prägnant kurze Kapitel und eine in klarer Sprache entwickelte bildlich anschauliche Darstellung. Nicht alles lässt sich am Ende des Buches beantworten, und dass vieles offen bleibt erscheint bei der Behandlung solcher Themen logisch und angemessen. Man wird konfrontiert mit tief berührenden Grundfragen in einer geheimnisvollen Welt, der man sich nicht entziehen kann. Kurzum: Ein Buch, das schon im Titel Spannung und eine ganz spezielle Lesefreude verspricht und dass dann diese und andere Erwartungen auch noch gründlich erfüllt. Absolute Leseempfehlung!