Seit ihrer Entstehung im ausgehenden 18. Jahrhundert erfreut sich die gothic novel einer andauernden Beliebtheit sowohl in der wissenschaftlichen Diskussion als auch bei der überwiegend weiblichen Leserschaft. Dass das gothic genre stark von Genrekonventionen geprägt ist, ist dabei hinlänglich bekannt. So wird die tugendhafte Heldin für ihre Standhaftigkeit gegenüber den sexuellen und/oder materiellen Begehrlichkeiten des villain immer mit Aufklärung ihrer wahren Identität, einem stattlichen Erbe und einem liebenden Ehemann belohnt. Eine emanzipatorische Auslegung dieses melodramatischen emplotments fiel besonders der feministischen Literaturwissenschaft schwer, die sich seit den siebziger Jahren verstärkt mit dem Phänomen der female gothic novel auseinandergesetzt hat. Der Umstand, dass viele dieser Gattungskonventionen einen räumlichen Charakter haben, ist bisher allerdings wenig beachtet worden. Auch das weitverbreitete Stilmittel der mutterlosen/verwaisten Heldin kann als räumliche Konvention betrachtet werden, da die Heldin von ihren Eltern getrennt und somit in einen Raum außerhalb der für sie vorgesehenen Lebens- und Erfahrungswelt einer Ehefrau und Mutter verwiesen wird. Der mutterlose Raum wird so ein konstituierendes Element der weiblichen Identität.
Im Mittelpunkt diese Studie steht daher die Analyse dieses mutterlosen Raums unter der Fragestellung des Zusammenhangs von Raum, gender und Identität. Die Arbeit verbindet dabei fächerübergreifend die feministische Literaturtheorie mit der Schnittstelle von gender und Geographie, Anthropologie und Soziologie.
Im Mittelpunkt diese Studie steht daher die Analyse dieses mutterlosen Raums unter der Fragestellung des Zusammenhangs von Raum, gender und Identität. Die Arbeit verbindet dabei fächerübergreifend die feministische Literaturtheorie mit der Schnittstelle von gender und Geographie, Anthropologie und Soziologie.