Gebäude lassen sich abtragen und neu aufbauen, Erinnerungen nicht
Jan und seine Eltern sprechen nicht viel über das Heute und erst recht nicht über das Gestern. Erst als Herr Kern auftaucht, kommt das fragile Gleichgewicht der Familie ins Wanken: Welche Beziehung führte Jans Mutter mit dem Vater von Herrn Kern? Und was haben die Kerns mit der Kunst von Georg Baselitz zu tun? Immer weiter arbeitet sich Jan durch das Schweigen mehrerer Generationen, taucht ein in die Geschichte der Baselitz-Brüder, die Geschichte seiner Eltern und begreift, dass die Gegenwart nicht nur aus der eigenen Vergangenheit besteht.
Behutsam und voller Empathie zeichnet Lukas Rietzschel ein eindrückliches Bild von Menschen, die durch große gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt sind -- und von Verletzungen, die sich durch Generationen hindurchziehen und scheinbar nie verheilen.
Jan und seine Eltern sprechen nicht viel über das Heute und erst recht nicht über das Gestern. Erst als Herr Kern auftaucht, kommt das fragile Gleichgewicht der Familie ins Wanken: Welche Beziehung führte Jans Mutter mit dem Vater von Herrn Kern? Und was haben die Kerns mit der Kunst von Georg Baselitz zu tun? Immer weiter arbeitet sich Jan durch das Schweigen mehrerer Generationen, taucht ein in die Geschichte der Baselitz-Brüder, die Geschichte seiner Eltern und begreift, dass die Gegenwart nicht nur aus der eigenen Vergangenheit besteht.
Behutsam und voller Empathie zeichnet Lukas Rietzschel ein eindrückliches Bild von Menschen, die durch große gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt sind -- und von Verletzungen, die sich durch Generationen hindurchziehen und scheinbar nie verheilen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Fridtjof Küchemanns Kritik zu Lukas Rietzschels zweitem Roman ist eher zwischen den Zeilen zu entnehmen, dass er das Buch mit Gewinn gelesen hat. Im Wesentlichen resümiert der Kritiker die Geschichte um Jan, der, im Krankenhaus arbeitend, auf Thorsten, Sohn von Georg Baselitz' Bruder Günter Kern trifft und mit jenem anhand von Briefen und Dokumenten auf das Leben der ungleichen Brüder zurückblickt. Im Roman folgt Günter seinem Bruder Georg nicht in den Westen und stirbt im Jahr der Wiedervereinigung bei einem Autounfall. Der wirkliche Günter Kern lebt noch und stellte Rietzschel Briefe und Akten für den Roman zur Verfügung, informiert Küchemann, der durchaus bewundert, wie gelungen der Autor hier Fakt und Fiktion verschmelzen lässt. Die Gegenüberstellung von Ost- und Westbiografien über die Jahrzehnte findet der Rezensent bewegend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Rietzschel ist derzeit eine der wichtigsten jungen Stimmen Ostdeutschlands. Kevin Hanschke Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220527