Oskar Maria Graf inszenierte sich gern als bayerisch-bäuerlicher Naturbursch, als sinnlich-vitaler Kraftlackl, der in seinen Texten immer dann am eindrücklichsten die Stimme erhebt, wenn der Mensch ganz Körper, ganz begieriger Genuss wird: beim Essen und Trinken. In Grafs Welt wird eher gesoffen als getrunken, da gibt es Bier statt Schampus und Würste statt Austern, und manchmal wird auch auf den Boden gespuckt. Dabei blitzt aus seinen großartigen, dampfenden Gelagen stets der scharfsinnige Schriftsteller mit famoser Beobachtungsgabe heraus.Waldemar Fromm und Wolfgang Görl, beide im Vorstand der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft, setzen dem Schriftsteller zu seinem 50. Todestag am 28. Juni 2017 ein besonderes Denkmal. Ausgewählte Texte aus dem schier unermesslichen Feld des Essens und Trinkens, der Völlerei und des gepflegten Rausches, werden erstmals in einem Band versammelt - Anekdoten, Humoresken, auch autobiografische Texte, in denen Graf am Wirtshaustisch, am heimischen Herd oder an der feierlichen Tafel der Kunst des Derbleckens frönt.20 einmalig Graf'sche Geschichten werden von 20 einmalig guten, mit feinstem Pinselstrich und noch feinerem Humor entworfenen und eigens für diesen Zweck entstandenen Zeichnungen des Künstlers Peter Engel begleitet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.201726. Oskar Maria isst und trinkt
Das Restaurant im Münchner Literaturhaus, wo sie bis eben den bayerischen Menschen und Schriftsteller Oskar Maria Graf mit einer Ausstellung geehrt haben, heißt - "OskarMaria". Man isst dort gut, und das hat auch der Namensgeber getan, aber wohin das führen kann, wenn man gern gut isst und viel davon, und getrunken werden muss ja schließlich auch noch: Das konnte man in jener Münchner Ausstellung anhand der Lederhose erkennen, die dort hinter Glas ausgestellt war und die Graf zeit seines Lebens getragen hat, auch als Exilant in New York, wohin er 1938 vor den Nazis geflohen war, 1967 starb er dann dort.
In diese Lederhose passen zwei bis drei Bertolt Brechts hinein. Was kein Maß für Literatur ist, aber doch für die Geselligkeit Grafs: ein Bäckersohn vom Starnberger See, der in der Münchner Räterepublik bekannt wurde, Buch um Buch schrieb, oft mit derben, volkstümlichen, mundartlichen Geschichten - und dann später als Feierbiest durch die Bierlokale von Manhattan zog. Ein Mensch, ein Esser und Trinker und Lederhosenträger, ein Gewaltpaket aus Leben.
Waldemar Fromm und Wolfgang Görl von der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft haben jetzt einen lustigen, aber eben auch oft derben Band mit Texten herausgebracht, die Graf über das Essen und das Trinken geschrieben hat - und auch über das Fressen und Saufen, denn es geht ganz schön zu in diesen Geschichten, ein Pfund Leberkäse inklusive Verdauung hier, "a Maß Bier und a Suppn und a Schweinsbrotn" dort, Wirtshausvisagen, Köchinnen und Säufer, das Ganze endet mit den Zeilen: "Verbissen kämpfst du gegen dein Gewicht. / Du darfst nichts würzen, zuckern, salzen / und möchtest dich am liebsten dünner walzen / doch leider, leider geht das nicht." Lebenslust, Literatur, Hunger und Heimweh - bei Oskar Maria Graf ist das alles das Gleiche.
Tobias Rüther
"Rausch und Völlerei. Geschichten rund ums Essen und Trinken von Oskar Maria Graf". Mit Illustrationen von Peter Engel. Volk-Verlag, 208 Seiten, 20 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Restaurant im Münchner Literaturhaus, wo sie bis eben den bayerischen Menschen und Schriftsteller Oskar Maria Graf mit einer Ausstellung geehrt haben, heißt - "OskarMaria". Man isst dort gut, und das hat auch der Namensgeber getan, aber wohin das führen kann, wenn man gern gut isst und viel davon, und getrunken werden muss ja schließlich auch noch: Das konnte man in jener Münchner Ausstellung anhand der Lederhose erkennen, die dort hinter Glas ausgestellt war und die Graf zeit seines Lebens getragen hat, auch als Exilant in New York, wohin er 1938 vor den Nazis geflohen war, 1967 starb er dann dort.
In diese Lederhose passen zwei bis drei Bertolt Brechts hinein. Was kein Maß für Literatur ist, aber doch für die Geselligkeit Grafs: ein Bäckersohn vom Starnberger See, der in der Münchner Räterepublik bekannt wurde, Buch um Buch schrieb, oft mit derben, volkstümlichen, mundartlichen Geschichten - und dann später als Feierbiest durch die Bierlokale von Manhattan zog. Ein Mensch, ein Esser und Trinker und Lederhosenträger, ein Gewaltpaket aus Leben.
Waldemar Fromm und Wolfgang Görl von der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft haben jetzt einen lustigen, aber eben auch oft derben Band mit Texten herausgebracht, die Graf über das Essen und das Trinken geschrieben hat - und auch über das Fressen und Saufen, denn es geht ganz schön zu in diesen Geschichten, ein Pfund Leberkäse inklusive Verdauung hier, "a Maß Bier und a Suppn und a Schweinsbrotn" dort, Wirtshausvisagen, Köchinnen und Säufer, das Ganze endet mit den Zeilen: "Verbissen kämpfst du gegen dein Gewicht. / Du darfst nichts würzen, zuckern, salzen / und möchtest dich am liebsten dünner walzen / doch leider, leider geht das nicht." Lebenslust, Literatur, Hunger und Heimweh - bei Oskar Maria Graf ist das alles das Gleiche.
Tobias Rüther
"Rausch und Völlerei. Geschichten rund ums Essen und Trinken von Oskar Maria Graf". Mit Illustrationen von Peter Engel. Volk-Verlag, 208 Seiten, 20 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main