Ein indisches Gesellschaftsbild mit schwarzem Humor
Ravan und Eddie - das sind zwei Welten, die auf engstem Raum in einem Mietshaus in Bombay, einem Chawl, aufeinander treffen. Ravan, der Sohn aus einer Hindu-Familie, und Eddie, ein portugiesisch-stämmiger Katholik, wachsen in verschiedenen Stockwerken desselben Hauses mit unterschiedlichen Religionen und Kulturen auf. Von klein auf ist das Leben der beiden Jungen schicksalhaft miteinander verbunden. Nagarkar entwirft aus der Perspektive der Heranwachsenden mit feinem, manchmal schwarzem Humor ein vielfältiges indisches Gesellschaftsbild.
Leichtfüßig führt er durch Katastrophen und kleine Freuden des Alltags, der stets auch große Themen des indischen Lebens berührt: Großfamilie, Existenzkampf, Religion, Film, Modernität und Tradition.
Ravan und Eddie - das sind zwei Welten, die auf engstem Raum in einem Mietshaus in Bombay, einem Chawl, aufeinander treffen. Ravan, der Sohn aus einer Hindu-Familie, und Eddie, ein portugiesisch-stämmiger Katholik, wachsen in verschiedenen Stockwerken desselben Hauses mit unterschiedlichen Religionen und Kulturen auf. Von klein auf ist das Leben der beiden Jungen schicksalhaft miteinander verbunden. Nagarkar entwirft aus der Perspektive der Heranwachsenden mit feinem, manchmal schwarzem Humor ein vielfältiges indisches Gesellschaftsbild.
Leichtfüßig führt er durch Katastrophen und kleine Freuden des Alltags, der stets auch große Themen des indischen Lebens berührt: Großfamilie, Existenzkampf, Religion, Film, Modernität und Tradition.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2005Bombay barock
Ein Roman von Kiran Nagarkar
Hier bietet sich Gelegenheit, ein altes Klagelied zu singen: Warum hat Indien, ein Subkontinent, der in 22 Regionalsprachen bedeutende Literatur schafft, im deutschen Raum keine verlegerische Heimat? Nur die englischsprache Literatur Indiens wird beachtet, nicht jedoch die durchaus weiträumigen Regionalliteraturen. Kiran Nagarkar ist ein Paradebeispiel für einen Schriftsteller, der jahrzehntelang in einer Regionalsprache, dem Marathi, schrieb, doch erst indienweite und internationale Beachtung fand, als er seine Werke auch auf englisch veröffentlichte. Inzwischen sind zwei seiner fulminante Romane auf deutsch erschienen. "Krishnas Schatten" (2002) ist ein Historiengemälde der mittelalterlichen Welt der Rajputen. Der zweite beschreibt die Lebensgeschichte von zwei Jungen: Ravan, einem Hindu aus Bombay, und Eddie, einem Katholiken aus Goa. Ihre Familien wohnen im selben übervölkerten Mietshaus in Bombay. Die Schicksale der beiden Familien sind durch einen Todesfall aneinandergekettet. Zu dieser Bindung gehören erotische Verehrung ebenso wie Feindseligkeit. Die Geschichte springt hin und her in der Zeit, rollt die Familiengeschichten von verschiedenen Seiten auf und evoziert dabei Szenen von einer expansiven Lebensprallheit und fröhlich-grotesken Turbulenz, daß man sich auf Schritt und Tritt an die barocke Bilderfülle und Sprachmächtigkeit eines Salman Rushdie erinnert fühlt. Kiran Nagarkar verdient eine viel stärkere internationale Präsenz. Der in Bombay wohnende Autor hat mehrmals Deutschland zu Lesungen besucht. Jüngst hat er sich in Indien auch als Filmschauspieler bewährt.
kmp.
Kiran Nagarkar: "Ravan & Eddie". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. A1 Verlag, München 2004. 404 S., geb., 24,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Roman von Kiran Nagarkar
Hier bietet sich Gelegenheit, ein altes Klagelied zu singen: Warum hat Indien, ein Subkontinent, der in 22 Regionalsprachen bedeutende Literatur schafft, im deutschen Raum keine verlegerische Heimat? Nur die englischsprache Literatur Indiens wird beachtet, nicht jedoch die durchaus weiträumigen Regionalliteraturen. Kiran Nagarkar ist ein Paradebeispiel für einen Schriftsteller, der jahrzehntelang in einer Regionalsprache, dem Marathi, schrieb, doch erst indienweite und internationale Beachtung fand, als er seine Werke auch auf englisch veröffentlichte. Inzwischen sind zwei seiner fulminante Romane auf deutsch erschienen. "Krishnas Schatten" (2002) ist ein Historiengemälde der mittelalterlichen Welt der Rajputen. Der zweite beschreibt die Lebensgeschichte von zwei Jungen: Ravan, einem Hindu aus Bombay, und Eddie, einem Katholiken aus Goa. Ihre Familien wohnen im selben übervölkerten Mietshaus in Bombay. Die Schicksale der beiden Familien sind durch einen Todesfall aneinandergekettet. Zu dieser Bindung gehören erotische Verehrung ebenso wie Feindseligkeit. Die Geschichte springt hin und her in der Zeit, rollt die Familiengeschichten von verschiedenen Seiten auf und evoziert dabei Szenen von einer expansiven Lebensprallheit und fröhlich-grotesken Turbulenz, daß man sich auf Schritt und Tritt an die barocke Bilderfülle und Sprachmächtigkeit eines Salman Rushdie erinnert fühlt. Kiran Nagarkar verdient eine viel stärkere internationale Präsenz. Der in Bombay wohnende Autor hat mehrmals Deutschland zu Lesungen besucht. Jüngst hat er sich in Indien auch als Filmschauspieler bewährt.
kmp.
Kiran Nagarkar: "Ravan & Eddie". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. A1 Verlag, München 2004. 404 S., geb., 24,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Kiran Nagarkar hat mit "Ravan und Eddie" einen großartigen Roman geschrieben, findet Claudia Wenner. Das Leben der Protagonisten spielt sich in und um einen so genannten Chawl ab - einem vier- bis fünfstöckigen Mietshaus, wie sie typisch für Indien sind und hier von Nagarkar als "mikrokosmisches Abbild der heterogenen indischen Gesellschaft " in Dienst genommen werden, erzählt die Rezensentin. Obwohl der Hindu Ravan und der Christ Eddie in "Paralleluniversen" leben, gebe es Grenzüberschreitungen, die wiederum "alle romantischen Vorstellungen vom multikulturellen Miteinander" konterkarieren würden. Claudia Wenner lobt einfach alles an dem Buch: seinen Stil, "dem nichts heilig ist, außer dem Leben der Figuren", die Fähigkeit des Autors zu "Empathie", die Bodenständigkeit des Plots: "Statt ein Konzept mit Wörtern zu füllen, findet Nagarkar Worte und Bilder und Geschichten für Erfahrungen, die so elementar mit Fragen der Zugehörigkeit und Ausgrenzung zu tun haben, dass sie Nehrus Mantra von der Einheit in der Vielfalt vorgeordnet sind." Gute Arbeit bescheinigt Wenner abschließend auch den Übersetzern und dem A1-Verlag.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Kiran Nagarkar ist einer der wichtigsten indischen Autoren - und vielleicht der provokanteste. Seine Romane und Theaterstücke orientieren sich weder am westlichen Leser noch an exotischen Indienbildern, sondern fordern auf, das Selbstverständnis der eigenen multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Tradition und Gegenwart zu suchen. So auch im fulminanten Roman"Ravan&Eddie". Die Geschichte spielt im postkolonialen urbanen Indien und beschäftigt sich auf amüsante Weise mit Schuld, Sünde und Sex, Verbrechen und Strafe sowie der Entdeckung des eigenen Ichs." (Literaturhaus Salzburg)
"Die mit einem fast vorbildlichen Glossar versehene, souveräne und lebendige Übersetzung von Giovanni und Ditte Bandini ermöglicht den adäquaten Zugang zu diesem amüsanten, witzigen und gleichzeitig informativen, erhellenden Roman, der nicht nur von Indien erzählt, sondern auf differenzierte Weise das menschliche Antlitz hinter der kulturellen Maske freilegt." (ClaudiaWenner, Neue Zürcher Zeitung)
"Superlative sind Sache der Werbebranche. Superlativen ist prinzipiell zu misstrauen. Bei Kiran Nagarkar aber ist eine Ausnahme erlaubt: Er zählt zweifellos zu den besten Schriftstellern im modernen Indien." (Cornelia Zetzsche, Bayerischer Rundfunk)
"Der Münchner A1 Verlag bietet mit den Romanen des 1942 in Bombay geborenen indischen Autors Kiran Nagarkar dichterische Zeitreisen, wie sie in der Gegenwartsliteratur selten sind ... So auch in dem nun veröffentlichten Roman"Ravan&Eddie", den Nagarkar mit großem Erfolg auf einer Lesereise durch deutsche Literaturhäuser vorstellte ... In"Ravan&Eddie"stößt manunentwegt auf ... spannungsreiche Blicke der Grundlagen unserer Kultur aus der Perspektive einer anderen. Darüber hinaus bietet der Roman Zugang zu der Geschichte Indiens in den 1950er und 60er Jahren, den ersten Jahrzehnten der Unabhängigkeit. Vor diesem Hintergrund erzählt Nagarkar nicht nur vom Erwachsenwerden zweier indischer Kiner, sondern auchvon den Folgen des europäischen Kolonialismus ... Nagarkars Romane sind somit Verständigungsangebote zwischen den Kulturen, sie sind aber vor allem große Erzählkunst. In dieser Mischung ist Nagarkar vergleichbar mit den fantasievoll-geistreichen Kulturvermittlern der Weltliteratur wie Cervantes, Mark Twain und Italo Calvino." (Thomas Böhm, Abendzeitung)
"Die mit einem fast vorbildlichen Glossar versehene, souveräne und lebendige Übersetzung von Giovanni und Ditte Bandini ermöglicht den adäquaten Zugang zu diesem amüsanten, witzigen und gleichzeitig informativen, erhellenden Roman, der nicht nur von Indien erzählt, sondern auf differenzierte Weise das menschliche Antlitz hinter der kulturellen Maske freilegt." (ClaudiaWenner, Neue Zürcher Zeitung)
"Superlative sind Sache der Werbebranche. Superlativen ist prinzipiell zu misstrauen. Bei Kiran Nagarkar aber ist eine Ausnahme erlaubt: Er zählt zweifellos zu den besten Schriftstellern im modernen Indien." (Cornelia Zetzsche, Bayerischer Rundfunk)
"Der Münchner A1 Verlag bietet mit den Romanen des 1942 in Bombay geborenen indischen Autors Kiran Nagarkar dichterische Zeitreisen, wie sie in der Gegenwartsliteratur selten sind ... So auch in dem nun veröffentlichten Roman"Ravan&Eddie", den Nagarkar mit großem Erfolg auf einer Lesereise durch deutsche Literaturhäuser vorstellte ... In"Ravan&Eddie"stößt manunentwegt auf ... spannungsreiche Blicke der Grundlagen unserer Kultur aus der Perspektive einer anderen. Darüber hinaus bietet der Roman Zugang zu der Geschichte Indiens in den 1950er und 60er Jahren, den ersten Jahrzehnten der Unabhängigkeit. Vor diesem Hintergrund erzählt Nagarkar nicht nur vom Erwachsenwerden zweier indischer Kiner, sondern auchvon den Folgen des europäischen Kolonialismus ... Nagarkars Romane sind somit Verständigungsangebote zwischen den Kulturen, sie sind aber vor allem große Erzählkunst. In dieser Mischung ist Nagarkar vergleichbar mit den fantasievoll-geistreichen Kulturvermittlern der Weltliteratur wie Cervantes, Mark Twain und Italo Calvino." (Thomas Böhm, Abendzeitung)