Jacqueline Kennedy Onassis never wrote a memoir, but she told her life story and revealed herself in intimate ways through the nearly 100 books she brought into print as an editor at Viking and Doubleday during the last two decades of her life. Many Americans regarded Jackie as the paragon of grace, but few knew her as the woman sitting on her office floor laying out illustrations, or flying to California to persuade Michael Jackson to write his autobiography. William Kuhn provides a behind-the-scenes look at Jackie at work: commissioning books and nurturing authors, helping to shape stories that spoke to her. Based on archives and interviews with her authors, colleagues, and friends, Reading Jackie reveals the serious and the mischievous woman underneath the glamorous public image.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungDie schönen Seiten der Jackie O.
War die Verlegerei die Rolle ihres Lebens? Zwei gerade in Amerika erschienene Biographien stellen uns Jacqueline Kennedy Onassis als Frau der Bücher vor.
NEW YORK, im Februar
Niemand stand in grellerem Scheinwerferlicht als sie, und niemand verstand es besser, sich mitten im Getöse der Öffentlichkeit den Blicken ebenjener Öffentlichkeit zu entziehen. Jacqueline Kennedy Onassis blieb ein Rätsel, das auch nach ihrem Tod nicht zu lösen war, wenngleich es, ob in Wort oder Bild, ob auf Hochglanzseiten oder zwischen zwei Buchdeckeln, an Versuchen wahrlich nicht mangelte. Mit dieser Ungewissheit soll es jetzt, wie William Kuhn uns verspricht, ein Ende haben.
In "Reading Jackie" will er ihre Geheimnisse enthüllen, indem er die gut hundert höchst unterschiedlichen Bücher, die sie in den letzten beiden Jahrzehnten ihres Lebens erst als preiswerte Angestellte bei der Viking Press, dann bei Doubleday herausgab, als Schlüssel für ihr Innenleben benutzt. Was zum Beispiel mag es bedeuten, dass sie sich für Barbara Chase-Ribouds Enthüllungsbuch über Sally Hemings, die Sklavin und Nebenfrau Thomas Jeffersons, einsetzte? Erkannte die Präsidentenwitwe in ihr eine Seelenverwandte, eine Leidensgenossin, die im Schatten des Staatsmannes nach sich selbst suchte? Gar nicht bescheiden nennt Kuhn sein Buch darum "Her Autobiography in Books".
Darüber kann Greg Lawrence, Autor des gleichzeitig erschienenen Erinnerungsbands "Jackie as Editor", nur lächeln. Auch er lässt uns im literarisch geprägten Leben der Ikone blättern und vergisst nicht zu erwähnen, dass er gegenüber Kuhn den Vorzug hat, sie nicht bloß gekannt, sondern mit ihr an drei Büchern gearbeitet zu haben. Kuhn wiederum versichert kampfeslustig, zwischen Jackie und jenem Lawrence hätte eine angespannte Arbeitsatmosphäre geherrscht. Was uns alles gar nicht so furchtbar interessiert. Wir wollen ja eher wissen, wie die Person wirklich war und warum sie damals meinte, für zweihundert Dollar die Woche ins Büro gehen und sich mit Kollegen und Schriftstellern sehr unterschiedlicher Qualität herumschlagen zu müssen.
Beide Biographen sind, der eine mit Hilfe des Archivs und nach Gesprächen mit Augenzeugen, der andere teilweise aus eigener Erfahrung, zumindest für einige Anekdoten gut. Wie sie an ihrem ersten Arbeitstag aufkreuzte, lesen wir also, und wie sich dazu halb New York auf dem Bürgersteig versammelte (hinzu kamen Bombendrohungen und als Boten verkleidete Journalisten). Wie sie sich mit einem kleinen Büro begnügte, wie ihr Haar zeitgemäß Zigarettenduft verströmte, wie sie irgendwann in einer Besprechung beiläufig erklärte: "Wissen Sie, ich habe eine Zeitlang in Griechenland gelebt." Weshalb aber überhaupt der Drang ins Berufsleben? Weil sie nicht wusste, was sie mit ihrem Leben nach Onassis anfangen sollte, und weil zwei Freunde, der legendenumwobene Reporter Jimmy Breslin und Letitia Baldrige, ihre Privatsekretärin im Weißen Haus, sie an ihre Liebe zu Büchern erinnerten. Während ihrer Verlagskarriere überredete sie ihre Nachbarin Carly Simon, ein Kinderbuch zu schreiben, und Michael Jackson, ihr "Moonwalk" anzuvertrauen. Von kostbaren coffee table books schwenkte sie zu den Romanen von Nagib Macfus, den sie ebenso anwarb wie den populären Mythenforscher Joseph Campbell und dessen Fernsehinterviewer Bill Moyers. Das berühmte Werk "The Power of Myth" kam dabei heraus.
Das Mythendickicht allerdings, das sich auch nach ihrem Tod noch um die unfehlbar elegante Frau mit dem Faible für schicke Sonnenbrillen rankt, vermag weder Kuhn noch Lawrence zu durchdringen. In ihren Erzählungen, mit "vielleicht", "wer weiß" und "wahrscheinlich" gespickt, fügen sie der Legende allenfalls ein paar weitere Facetten hinzu. Bei Jackie Kennedy Onassis, obwohl länger im Verlagsgeschäft tätig als in ihren Glamourrollen als First Lady und Milliardärsgattin zusammengenommen, ist das offenbar unvermeidlich. Wir kommen einfach nicht darüber hinweg, wie vielsagend sie lächeln und etwas dahinhauchen konnte, was keiner verstand - und das gerade deshalb in Erinnerung blieb.
JORDAN MEJIAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
War die Verlegerei die Rolle ihres Lebens? Zwei gerade in Amerika erschienene Biographien stellen uns Jacqueline Kennedy Onassis als Frau der Bücher vor.
NEW YORK, im Februar
Niemand stand in grellerem Scheinwerferlicht als sie, und niemand verstand es besser, sich mitten im Getöse der Öffentlichkeit den Blicken ebenjener Öffentlichkeit zu entziehen. Jacqueline Kennedy Onassis blieb ein Rätsel, das auch nach ihrem Tod nicht zu lösen war, wenngleich es, ob in Wort oder Bild, ob auf Hochglanzseiten oder zwischen zwei Buchdeckeln, an Versuchen wahrlich nicht mangelte. Mit dieser Ungewissheit soll es jetzt, wie William Kuhn uns verspricht, ein Ende haben.
In "Reading Jackie" will er ihre Geheimnisse enthüllen, indem er die gut hundert höchst unterschiedlichen Bücher, die sie in den letzten beiden Jahrzehnten ihres Lebens erst als preiswerte Angestellte bei der Viking Press, dann bei Doubleday herausgab, als Schlüssel für ihr Innenleben benutzt. Was zum Beispiel mag es bedeuten, dass sie sich für Barbara Chase-Ribouds Enthüllungsbuch über Sally Hemings, die Sklavin und Nebenfrau Thomas Jeffersons, einsetzte? Erkannte die Präsidentenwitwe in ihr eine Seelenverwandte, eine Leidensgenossin, die im Schatten des Staatsmannes nach sich selbst suchte? Gar nicht bescheiden nennt Kuhn sein Buch darum "Her Autobiography in Books".
Darüber kann Greg Lawrence, Autor des gleichzeitig erschienenen Erinnerungsbands "Jackie as Editor", nur lächeln. Auch er lässt uns im literarisch geprägten Leben der Ikone blättern und vergisst nicht zu erwähnen, dass er gegenüber Kuhn den Vorzug hat, sie nicht bloß gekannt, sondern mit ihr an drei Büchern gearbeitet zu haben. Kuhn wiederum versichert kampfeslustig, zwischen Jackie und jenem Lawrence hätte eine angespannte Arbeitsatmosphäre geherrscht. Was uns alles gar nicht so furchtbar interessiert. Wir wollen ja eher wissen, wie die Person wirklich war und warum sie damals meinte, für zweihundert Dollar die Woche ins Büro gehen und sich mit Kollegen und Schriftstellern sehr unterschiedlicher Qualität herumschlagen zu müssen.
Beide Biographen sind, der eine mit Hilfe des Archivs und nach Gesprächen mit Augenzeugen, der andere teilweise aus eigener Erfahrung, zumindest für einige Anekdoten gut. Wie sie an ihrem ersten Arbeitstag aufkreuzte, lesen wir also, und wie sich dazu halb New York auf dem Bürgersteig versammelte (hinzu kamen Bombendrohungen und als Boten verkleidete Journalisten). Wie sie sich mit einem kleinen Büro begnügte, wie ihr Haar zeitgemäß Zigarettenduft verströmte, wie sie irgendwann in einer Besprechung beiläufig erklärte: "Wissen Sie, ich habe eine Zeitlang in Griechenland gelebt." Weshalb aber überhaupt der Drang ins Berufsleben? Weil sie nicht wusste, was sie mit ihrem Leben nach Onassis anfangen sollte, und weil zwei Freunde, der legendenumwobene Reporter Jimmy Breslin und Letitia Baldrige, ihre Privatsekretärin im Weißen Haus, sie an ihre Liebe zu Büchern erinnerten. Während ihrer Verlagskarriere überredete sie ihre Nachbarin Carly Simon, ein Kinderbuch zu schreiben, und Michael Jackson, ihr "Moonwalk" anzuvertrauen. Von kostbaren coffee table books schwenkte sie zu den Romanen von Nagib Macfus, den sie ebenso anwarb wie den populären Mythenforscher Joseph Campbell und dessen Fernsehinterviewer Bill Moyers. Das berühmte Werk "The Power of Myth" kam dabei heraus.
Das Mythendickicht allerdings, das sich auch nach ihrem Tod noch um die unfehlbar elegante Frau mit dem Faible für schicke Sonnenbrillen rankt, vermag weder Kuhn noch Lawrence zu durchdringen. In ihren Erzählungen, mit "vielleicht", "wer weiß" und "wahrscheinlich" gespickt, fügen sie der Legende allenfalls ein paar weitere Facetten hinzu. Bei Jackie Kennedy Onassis, obwohl länger im Verlagsgeschäft tätig als in ihren Glamourrollen als First Lady und Milliardärsgattin zusammengenommen, ist das offenbar unvermeidlich. Wir kommen einfach nicht darüber hinweg, wie vielsagend sie lächeln und etwas dahinhauchen konnte, was keiner verstand - und das gerade deshalb in Erinnerung blieb.
JORDAN MEJIAS
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