Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Judaistik, Note: 1,9, Universität Potsdam (Historisches Institut), Veranstaltung: Proseminar "Juden im Kaiserreich", Sprache: Deutsch, Abstract: Auch heute noch ist Antisemitismus ein aktuelles Thema. Die Wurzeln dieses Hasses reichen 2000 Jahren zurück und er hat sich im Laufe dieser langen Zeit immer neue Ausdrucksformen gesucht. Soentsteht Anfang des 19. Jahrhunderts aus verschiedenen Strömungen eine Ideologie, die den Judenhass nicht nur auf eine bis dahin nie da gewesene Art und Weise artikulierte, sondern die in ihrer Kontinuität ausschlaggebend war für den Vernichtungsgedanken des Dritten Reiches. Der moderne Antisemitismus beschränkte sich nicht nur auf schon existierende Formen den Antijudaismus wie der Religionsfeindschaft oder der ökonomisch begründeten Feindschaft. Er greift diese zwar auf, verknüpft sie aber mit neuen geistigen Strömungen wie der Rassenlehre und dem völkischen Nationalismus. So entsteht eine ideologische Mixtur nicht nur von hoher Explosivität, sondern mit der Fähigkeit, sich kontinuierlich und tiefgreifend in der Gesellschaft zu etablieren und sie über ein Jahrhundert lang entscheidend zu prägen.Fast schon unheimlich mutet es an, wie massiv sich Teile der Bevölkerung gegen die einsetzende jüdische Emanzipation gewehrt haben, wie schnell und umfassend die Juden zum Sündenbock für wirtschaftliche Verluste gemacht wurden und wie bereitwillig die Mehrheit der Bevölkerung diese Stimmung widerstandslos oder zumindest stillschweigend übernommen und verinnerlicht hat. Es muss ein starke Mixtur gewesen sein, dass sie sogar den Humanisten Wilhelm Busch schreiben lässt:Und der Jud´ mit krummer Ferse,krummer Nas´ und krummer Hos´schlängelt sich zur hohen Börsetiefverderbt und seelenlos.Da das Thema "Die Entstehung des modernen Antisemitismus" lautet, bricht die Abhandlung in den 1880er Jahren ab. Zu diesem Zeitpunkt kann man davon sprechen, dass sich der Antisemitismus als breites gesellschaftliches Phänomen etabliert hat. Weitergehende Untersuchungen wären durchaus interessant, nicht nur konkret in der Zeit der Weimarer Republik, sondern vor allem im Übergang zum Dritten Reich und der Einfluss der "alten" Antisemiten wie Dühring, Treitschke, Stoecker, Marr und wie sie alle heißen auf die Ideologen der Faschisten. Und auch wenn sich diese Arbeit speziell auf Deutschland, bzw. das Gebiet, dass heute Deutschland umfasst, bezieht, kann man diese Entwicklung als europäisches Phänomen betrachten, als Stichwort sei hier nur die Dreyfus-Affäre in Frankreich erwähnt.
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