Glamouröse Fiktion des Bösen: Im Herbst 1999 erschien The Nazis, ein legendäres Kultbuch der Edition Patrick Frey, längst vergriffen, nach wie vor heiss begehrt. Während The Nazis noch eine Bildersammlung von Nazi-Darstellern im Film war, fügt der polnische Künstler Piotr Uklanski nun seiner Arbeit einen weiteren Bilderzyklus hinzu. Es ist ein radikaler Kommentar zur aktuellen politischen Stimmungslage, in der die Grenzen zwischen dem Populistischen und dem Faschistoiden zunehmend verschwimmen: Real Nazis versammelt Bilder «echter» Nazis - Parteigrössen, Kriegshelden und Verbrecher. Aus zahlreichen Archiven sorgfältig zusammengestellt, legt das Folgebuch nun die propagandistisch-inszenatorische Bilderwelt des Dritten Reichs wiederum folienhaft über die fiktionale Nazi-Ikonografie Hollywoods. Und die fiktiven und die realen Exponenten desBösen sind sich auf gespenstische Weise zum Verwechseln ähnlich. Auch in der gleich gehaltenen Gestaltung und Materialität spiegelt der «hässlichen realen Bruder» das «glamouröse» Künstlerbuch. Und wie 1999 könnten wir notieren: «Aber hinter all den Zeichen des Bösen lauert die Ikonographie des medialen Kitsches und der Lächerlichkeit. Es geht um die Macht der Verkleidung und die Verkleidung der Macht. Es geht um den Glamour des Bösen, um das Scheinen und Schimmern der falschen Orden aus falschem Gold.» Wer sind nun die «wirklichen» Nazis in diesem Vexierbild? Was qualifiziert einen zum Nazi? Welche der Bilder sind real und welche nicht? Alle? Keines? Uklanskis Real Nazis erscheint am 7. Juni 2017 im Rahmen der Eröffnung der documenta 14 in Kassel.
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