Wie weiter mit dem Kapitalismus, jener Gesellschaftsordnung, von der viele meinen, sie sei zerstörerisch für Mensch und Umwelt? Gibt es vielleicht einen Ausweg aus der, zumal nach dem Scheitern der sozialistischen Gegenentwürfe, vielfach als "alternativlos" apostrophierten Situation? Der amerikanische Soziologe Erik O. Wright entwickelt in diesem nun endlich auf Deutsch vorliegenden Werk neue analytische Grundlagen, um die Suche nach Wegen aus dem Kapitalismus anzuleiten. Seine Kernidee ist es, die Dominanz des Kapitalismus dadurch zu brechen, dass innerhalb des bestehenden Systems konkrete emanzipatorische Alternativen aufgebaut werden, die die Welt, so wie sie sein könnte, aufscheinen lassen und vorwegnehmen.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Im Wesentlichen ist Rezensent Caspar Shaller mit Erik Olin Wrights Buch "Reale Utopien", das mit siebenjähriger Verzögerung nun auf Deutsch vorliegt, zufrieden. Zwar erscheint ihm der Band, der die jahrzehntelange Forschungsarbeit des amerikanischen Soziologen auf fünfhundert Seiten bündelt, hinsichtlich der Ausrichtung ein wenig unentschieden. Aber auch wenn der Kritiker nicht ganz sicher ist, ob er ein Manifest, eine wissenschaftliche Arbeit, eine Einführung oder einen Expertenbericht in der Hand hält, liest er doch mit großem Interesse, wie "Inseln sozialer Neuerfindung" gelingen können. Wright berichtet ihm hier von verschiedenen Realutopien, etwa von der baskischen Mondragon-Genossenschaft, die eine der größten Supermarktketten Spaniens betreibt, von Modellen der Reformpolitik in Kanada und Schweden oder von der Haushaltsplanung in der brasilianischen Hafenstadt Porto Alegre, wo die Verteilung von Budgets von allen Einwohnern diskutiert wird. Dass sich der Autor bisweilen in älteren Kleinstbeispielen von Kindergärten oder Stadtteilinitiativen verliert, nimmt Schaller nicht allzu übel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die Utopien von gestern, ... haben sich herumgesprochen und eingepflanzt: Allein das reichte, um sich durch Wright für mögliche Zukünfte motivieren zu lassen.« Caspar Shaller DIE ZEIT 20170727