Die grässlich zugerichtete Leiche, die an diesem Morgen aus einer Müllpresse in Wien gezogen wird, schockiert Müllwerker und die herbeigerufene Polizei. Deren Entsetzen wird sogar noch größer, als die ersten Rückmeldungen aus der Gerichtsmedizin kommen…
»Irgendein krankes Schwein hat ihm bei
lebendigem Leib einen Schnitt im Genick zugefügt und durch die Öffnung die Zungenspitze hinten durch den…mehrDie grässlich zugerichtete Leiche, die an diesem Morgen aus einer Müllpresse in Wien gezogen wird, schockiert Müllwerker und die herbeigerufene Polizei. Deren Entsetzen wird sogar noch größer, als die ersten Rückmeldungen aus der Gerichtsmedizin kommen…
»Irgendein krankes Schwein hat ihm bei lebendigem Leib einen Schnitt im Genick zugefügt und durch die Öffnung die Zungenspitze hinten durch den Hals gezogen.«
Fast zeitgleich geschehen weitere Morde, teils in Frankfurt am Main, teils in Wien. Eine Ethnologin der Universität Frankfurt erhält eine Postkarte mit einer schwarzen Billardkugel und dem Text „Sie stehen auf Roter Erde – Laufen Sie!“, einem Ex-Soldaten in Wien bringt der Paketbote eine Phiole mit roter Erde. Zunächst erkennt niemand einen Zusammenhang, aber bald schon stehen der Wiener Chefinspektor Ernst Wotruba und der Frankfurter Kriminalhauptkommissar Sebastian Kniewasser vor Problemen, die sie sich nie hätten träumen lassen…
„Thrillern für Anspruchsvolle“ – so lautete eine Ankündigung, die ich zu diesem Buch las und die ich hier übernehmen möchte, weil sie so passend ist. Tatsächlich passiert enorm viel und es erschien mir zweckmäßig, mir ein Schaubild der Personen, Taten, Orte und der bestehenden Verbindungen zu erstellen. Das war hilfreich und machte zudem Spaß ;-) Überhaupt machte mir aber das ganze Buch Spaß.
Spannung ist reichlich da, es gibt interessante Charaktere, diverse Verschwörungen und wirklich jeder hat irgendwelche Geheimnisse. Ich habe einige Male vor meinem Schaubild gesessen, mir neue Tathergänge, Motive und Lösungen überlegt um sie kurz danach zu verwerfen und neu zu raten. Selbst Dinge, von denen ich lange annahm, dass sie zutreffen würden, stellten sich am Ende als falsch heraus. Was soll ich sagen? Ich fand das klasse!
Wenn ich nicht gerade gerätselt habe, habe ich mich amüsiert. Auch dafür sind genügend Anlässe vorhanden. Es gibt ein paar herrlich lustige Stellen, mittendrin, zwischen diversen Morden. Dieser Mix gefiel mir sehr. Schön fand ich auch, dass die einzelnen Personen in ihren jeweiligen Dialekten „sprachen“. Zugegeben: Den ein oder anderen Satz Hessisch, Sächsisch oder Österreichisch musste ich zweimal lesen, aber das war zum einen sehr unterhaltsam und unterstrich zudem noch die Komplexität der Ermittlungen ;-)
Und dann gibt es natürlich das große Thema, das sich durch das ganze Buch zieht: Recht und Gerechtigkeit. Schon gleich zu Beginn wird der Leser mit so manchen Situationen konfrontiert, die man nur zu gut aus dem Alltag kennt. Situationen, in denen man aus der Haut fahren könnte, in denen man sich so ungerecht behandelt fühlt – und zeitgleich so hilflos ist…
»Diese Antwort war die nächste Ohrfeige. Sie bedeutete, Gernot konnte zwar Anzeige erstatten, aber die ganze Sache würde einfach im Sande verlaufen. Der Typ fiel durch den Rost der Gerechtigkeit.«
Die meisten Menschen fressen diesen Ärger in sich rein, andere kämpfen für die Gerechtigkeit. Aber mit welchen Mitteln? Wann wird Recht zu Unrecht? Wie fließend die Grenzen sind, zeigt dieses Buch.
Fazit: Spannend, komplex, unterhaltsam und anspruchsvoll. Ein tolles Buch!
»Der Rechtsweg ist unentschlossen … Aber man trifft sich immer zweimal im Leben, mein Freund …«