Linke Leute von rechts - auf diese Formel brachte der pazifistische Schriftsteller Kurt Hiller das Phänomen der konservativen Revolutionäre, die in den zwanziger und dreißiger Jahren für die Verschmelzung von Nationalismus und Bolschewismus warben, um ein deutsch-sowjetrussisches Bündnis gegen den bürgerlichen Liberalismus der Weimarer Republik zu schmieden. In umgekehrter Richtung entpuppen sich heute mit Horst Mahler oder Bernd Rabehl ausgerechnet diejenigen als Anhänger der extremen Rechten, die in den Sechziger Jahren gegen die Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit und die erstarkende NPD protestierten. Als Querdenker, Abtrünnige oder Renegaten verweigern sie sich der populären Erzählung einer deutschen Erfolgstory. Nicht als Ausgangspunkt einer überfälligen Demokratisierung und kulturellen Verwestlichung wollen sie die 68er-Bewegung im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik verankert wissen - sondern als unvollendet gebliebenen Aufstand gegen die imperialistische Besatzungsmacht USA. Das Symboljahr 1968 in der Tradition deutscher Freiheitskämpfe? Ihr Wortführer als Nationalrevolutionär oder gar als Nachfolger Adolf Hitlers? Im Verbund mit einer intellektuell gewendeten "Neuen Rechten" konstruieren die abtrünnigen 68er ein eigentümliches Bild der jüngeren Deutschen Geschichte.