Produktdetails
- Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
- Seitenzahl: 358
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 450g
- ISBN-13: 9783810031150
- ISBN-10: 3810031151
- Artikelnr.: 09527224
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nach Alexander Gallus leistet es dieser Sammelband immerhin, einen thematisch geordneten Überblick zur Rechtsextremismus-Debatte zu geben. Das sei aber zugleich auch seine Schwäche, denn zu beliebig scheinen dem Rezensenten die Diagnosen und zu wahllos bzw. widersprüchlich auch die Definitionen. Mit anderen Worten: Es fehlt eine straffe Linie, die von den Herausgebern vorgegeben wäre. Anders ist es kaum zu erklären, dass für einen Autor, wie Gallus berichtet, Extremismus als Sammelbezeichnung für rechte wie linke Bewegungen herhält, während andere wiederum nur im rechten Spektrum antidemokratische Tendenzen ausmachen können. Gallus beruft sich auf Jürgen R. Winkler, der in seinem Beitrag der Rechtsextremismus-Forschung "kein besonders gutes Zeugnis" ausstellt. Es fehle an gehaltvollen Theorien, empirischen Untersuchungen und einer eindeutigen wissenschaftlichen Sprache. Das Buch konstatiert diesen Sachverhalt, so Gallus, und setzt diese Tradition fort.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2001Beliebige Diagnosen
RECHTSEXTREMISMUS. Den Stand der Forschung und die Diskussion zu diesem Thema zu vermessen ist ein begrüßenswertes Anliegen. Selbst Experten drohen angesichts der Flut von Veröffentlichungen und einer öffentlichen Debatte, die längst ins Uferlose abgeglitten ist, den Überblick zu verlieren. Der Sammelband informiert in mehr oder weniger verständlicher Sprache über vielfältige Aspekte des Rechtsextremismus. Zunächst wird das Phänomen in vergleichender Perspektive erörtert. Dann wird sich der Geschichte des gewaltbereiten ebenso wie des parteipolitisch organisierten Rechtsextremismus, dessen Ideologien und Strategien, der Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland seit 1945, der rechtsextremen Haltung von Jugendlichen, dem Geschlechterverhältnis im Rechtsextremismus und Fragen des Wahlverhaltens gewidmet. Der politische, staatliche, gesellschaftliche und pädagogische Umgang mit den rechten Feinden der Demokratie steht abschließend im Zentrum der Betrachtung. Jürgen R. Winkler stellt der Rechtsextremismus-Forschung kein besonders gutes Zeugnis aus. Es mangele ihr an gehaltvollen Theorien, aussagekräftigen und vergleichbaren empirischen Erhebungen sowie nicht zuletzt an einer eindeutigen Wissenschaftssprache. "Gleiche Ausdrücke" würden "für verschiedene Sachverhalte" verwendet und "gleiche Sachverhalte mit unterschiedlichen Ausdrücken" beschrieben. Der Band konstatiert diesen Mißstand nicht nur, sondern spiegelt ihn selbst auch wider. Während Armin Pfahl-Traughber unter Extremismus eine Sammelbezeichnung für antidemokratische Bestrebungen mit verschiedenen - "linken", "rechten" oder sonstigen - ideologischen Ausprägungen versteht, lehnt Gero Neugebauer eine solche Definition ab. Für ihn trifft sie auf Extremisten von links nicht zu. Diese seien, von wenigen Ausnahmen abgesehen, lediglich Kapitalismuskritiker, aber keine Gegner des demokratischen Verfassungsstaates. Christoph Butterwegge teilt diese Auffassung und beklagt eine - vor allem von ihm selbst wahrgenommene - Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus, die oft mit einer Leugnung politisch-ideologischer Affinitäten zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus einhergehe. Parteien, Gewerkschaften, Wissenschaft und Medien kritisiert er für ihren mangelnden Abwehrkampf gegen den Rechtsextremismus, manche gar für "Anpassungstendenzen". Fast in Manier eines Verschwörungstheoretikers macht er allenthalben Anzeichen für den Niedergang der demokratischen Kultur aus. Andere Autoren sehen rechtsextreme Einstellungen dagegen auf dem Rückzug und schätzen das davon ausgehende Gefahrenpotential für die bundesdeutsche Demokratie als nicht sonderlich hoch ein. Die Diagnosen scheinen beliebig. (Wilfried Schubarth, Richard Stöss [Herausgeber]: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz. Verlag Leske + Budrich, Opladen 2001. 358 Seiten, 36,- Mark.)
ALEXANDER GALLUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
RECHTSEXTREMISMUS. Den Stand der Forschung und die Diskussion zu diesem Thema zu vermessen ist ein begrüßenswertes Anliegen. Selbst Experten drohen angesichts der Flut von Veröffentlichungen und einer öffentlichen Debatte, die längst ins Uferlose abgeglitten ist, den Überblick zu verlieren. Der Sammelband informiert in mehr oder weniger verständlicher Sprache über vielfältige Aspekte des Rechtsextremismus. Zunächst wird das Phänomen in vergleichender Perspektive erörtert. Dann wird sich der Geschichte des gewaltbereiten ebenso wie des parteipolitisch organisierten Rechtsextremismus, dessen Ideologien und Strategien, der Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland seit 1945, der rechtsextremen Haltung von Jugendlichen, dem Geschlechterverhältnis im Rechtsextremismus und Fragen des Wahlverhaltens gewidmet. Der politische, staatliche, gesellschaftliche und pädagogische Umgang mit den rechten Feinden der Demokratie steht abschließend im Zentrum der Betrachtung. Jürgen R. Winkler stellt der Rechtsextremismus-Forschung kein besonders gutes Zeugnis aus. Es mangele ihr an gehaltvollen Theorien, aussagekräftigen und vergleichbaren empirischen Erhebungen sowie nicht zuletzt an einer eindeutigen Wissenschaftssprache. "Gleiche Ausdrücke" würden "für verschiedene Sachverhalte" verwendet und "gleiche Sachverhalte mit unterschiedlichen Ausdrücken" beschrieben. Der Band konstatiert diesen Mißstand nicht nur, sondern spiegelt ihn selbst auch wider. Während Armin Pfahl-Traughber unter Extremismus eine Sammelbezeichnung für antidemokratische Bestrebungen mit verschiedenen - "linken", "rechten" oder sonstigen - ideologischen Ausprägungen versteht, lehnt Gero Neugebauer eine solche Definition ab. Für ihn trifft sie auf Extremisten von links nicht zu. Diese seien, von wenigen Ausnahmen abgesehen, lediglich Kapitalismuskritiker, aber keine Gegner des demokratischen Verfassungsstaates. Christoph Butterwegge teilt diese Auffassung und beklagt eine - vor allem von ihm selbst wahrgenommene - Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus, die oft mit einer Leugnung politisch-ideologischer Affinitäten zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus einhergehe. Parteien, Gewerkschaften, Wissenschaft und Medien kritisiert er für ihren mangelnden Abwehrkampf gegen den Rechtsextremismus, manche gar für "Anpassungstendenzen". Fast in Manier eines Verschwörungstheoretikers macht er allenthalben Anzeichen für den Niedergang der demokratischen Kultur aus. Andere Autoren sehen rechtsextreme Einstellungen dagegen auf dem Rückzug und schätzen das davon ausgehende Gefahrenpotential für die bundesdeutsche Demokratie als nicht sonderlich hoch ein. Die Diagnosen scheinen beliebig. (Wilfried Schubarth, Richard Stöss [Herausgeber]: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz. Verlag Leske + Budrich, Opladen 2001. 358 Seiten, 36,- Mark.)
ALEXANDER GALLUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main