Die fünf Beiträge von Marcel Senn, Zürcher Ordinarius für Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie sowie vormaliger Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich, wurden in den Jahren 2010 bis 2012 in verschiedenen internationalen Fachzeitschriften und Festschriften publiziert. Da sie thematisch sowie durch wechselseitige Bezugnahme aufeinander zusammengehören, werden sie nunmehr in einer Monografie wieder veröffentlicht. Die Rechtswissenschaft und Juristenausbildung nach Einführung der Bologna-Reform im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts bilden ihr Kernthema. Diese Thematik wird in Bezug auf die zentralen Grundwerte der civitas humana (Menschliche Bürgerrechtsgesellschaft) und der libertas philosophandi (Freiheit des Denkens) entfaltet. Beide Grundwerte beziehen sich auf die Idee der Gerechtigkeit und Würde im Sinne des Menschseins. Folgerichtig hat die Rechtswissenschaft ihre normative Gesellschaftskonzeption auf ein Leben miteinander statt gegeneinander auszurichten, da die Menschen seit je aufeinander angewiesen sind. Daran hat sich auch ein Studium des Rechts zu orientieren. Die heutige Betriebsamkeit im Studium führt häufig zu Ablernen und Vielwissen. Vernetztes Denken und hinterfragendes Verstehen kommen dagegen oft zu kurz. Die Universität hat sich ihrer über Jahrhunderte gepflegten gesellschaftlichen Kernaufgabe und Verantwortung wieder engagiert zu erinnern. Sie hat insbesondere das autonome sowie kritische Denken einer motivierten Jugend zu fördern, statt sie als Mitmacher für eine am engen Nützlichkeitsdenken ausgerichtete Praxis zu trainieren. Denn das Recht ist das Fundament unserer Gesellschaftsordnung. Es muss mit wachem Blick auf die Grundwerte von Humanität und Freiheit weiter entwickelt werden, damit es nicht als Instrument eines Denkens in den Kategorien von Geld und Macht verkommt.