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Der Band »Reden und Aufsätze 4« umfasst 99 zu Lebzeiten in Tageszeitungen und Journalen gedruckte Texte, darunter die berühmte Rede »Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation«. Hinzu kommen 15 Aufsatzpläne aus dem Nachlass. Es geht um das Theater in seinen historischen und aktuellen Ausprägungen, um das Kino, um neueste ebenso wie um ältere Literatur, hinzu kommen Würdigungen von Zeitgenossen, Werbetexte für die Salzburger Festspiele, Reiseessays sowie Berichte über das Wiener Kulturleben, die für amerikanische Zeitschriften entstanden. Der Apparat dokumentiert die Entstehung der Texte, Vornotate und bietet einen ausführlichen Stellenkommentar. …mehr

Produktbeschreibung
Der Band »Reden und Aufsätze 4« umfasst 99 zu Lebzeiten in Tageszeitungen und Journalen gedruckte Texte, darunter die berühmte Rede »Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation«. Hinzu kommen 15 Aufsatzpläne aus dem Nachlass. Es geht um das Theater in seinen historischen und aktuellen Ausprägungen, um das Kino, um neueste ebenso wie um ältere Literatur, hinzu kommen Würdigungen von Zeitgenossen, Werbetexte für die Salzburger Festspiele, Reiseessays sowie Berichte über das Wiener Kulturleben, die für amerikanische Zeitschriften entstanden. Der Apparat dokumentiert die Entstehung der Texte, Vornotate und bietet einen ausführlichen Stellenkommentar.

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Autorenporträt
Hugo von Hofmannsthal, 1874 in Wien geboren, gewann mit seinen Gedichten und Dramen schon in jungen Jahren hohes Ansehen. Nach der Jahrhundertwende wandte sich Hofmannsthal vom Ästhetizismus ab und begann eine intensive Auseinandersetzung mit der europäischen Literaturtradition. Mit seinen Dramen, u.a. »Jedermann«, und seinen Opernlibretti für Richard Strauss, u.a. »Der Rosenkavalier« und »Ariadne auf Naxos«, wurde er weltberühmt. Er starb 1929 in Rodaun bei Wien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2012

Über die Frau, die das Leiden unserer Zeit verkörpert

Über Hugo von Hofmannsthal in seiner Zeit: Mit den Bänden zu "Reden und Aufsätzen" des Dichters ist die Kritische Ausgabe seines OEuvres fast abgeschlossen.

Einen großen Teil im Werk Hugo von Hofmannsthals bildet von Anfang an das Feuilleton. Der Block der "Reden und Aufsätze" nimmt daher auch in der Kritischen Ausgabe vier stattliche Bände ein, je einen für die Dekaden von 1891 bis zum Todesjahr des Dichters.

Wegen ihrer thematischen Vielfalt, die neben Texten zu Literatur und Theater auch Malerei und Politisches umfasst, und wegen der ganz unterschiedlichen Umstände von Entstehung und Überlieferung sowie der oft zeitbedingten Details stellen diese Texte an den Herausgeber oftmals besondere Ansprüche, sowohl was die Ermittlung der Textgeschichte angeht als auch den Kommentar. Das hängt auch damit zusammen, dass Hofmannsthal selbst Reden oder kurze Aufsätze meist nur nach mehreren Anläufen zu Ende schreiben konnte. Vieles verwarf er nach wiederholten Versuchen ganz oder ließ es in andere Kontexte als den ursprünglich gedachten einmünden.

Schon 1904, als er eine Einladung zu einer Lesung in Bremen erhielt, schrieb Hofmannsthal an Alfred Walter Heymel, den Mitbegründer der "Insel", er wolle "den Leuten" in der Hansestadt auch etwas von seiner Arbeit berichten. Daraus wurde nichts, nur die Lesung kam zustande. Doch brachte der Bremer Kontakt die Verbindung zu dem Bremer Dichter und Architekten Rudolf Alexander Schröder, der dem Wiener Freund später so oft aus Stockungen beim Schreiben heraushalf, durch Gespräche und Briefe oder auch nur durch sein bloßes Dasein als Adressat fiktiver Texte wie der "Rodauner Anfänge".

Erst Ende 1906 schloss Hofmannsthal den Text "Der Dichter und diese Zeit" ab, mit dem er einem größeren Publikum seine Auffassungen über die Sprache der Dichtung in Abgrenzung zur Sprache der Wissenschaft und zum Verhältnis von Dichtung und Leben darlegen wollte. Ende November und Anfang Dezember 1906 trug er den Text auf einer Reise in München, Frankfurt und Göttingen vor, 1907 erschien er in der "Neuen Rundschau". Unter den Zuhörern des ersten Abends in München waren auch prominente Freunde des Dichters, so Harry Graf Kessler,der Kunstkritiker und Beförderer des Impressionismus Julius Meier-Graefe sowie Ria Schmujlow-Claassen.

"So ist der Dichter da", heißt es in Hofmannsthals Vortrag, "wo er nicht da zu sein scheint, und ist immer an einer anderen Stelle als er vermeint wird. Seltsam wohnt er im Haus der Zeit, unter der Stiege, wo alle an ihm vorüber müssen und keiner ihn achtet. Gleicht er nicht dem fürstlichen Pilger aus der alten Legende, dem auferlegt war, sein fürstliches Haus und Frau und Kinder zu lassen und nach dem Heiligen Lande zu ziehen; und er kehrte wieder, aber ehe er die Schwelle betrat, wurde ihm auferlegt, nun als unerkannter Bettler sein eigenes Haus zu betreten und zu wohnen, wo das Gesinde ihn wiese. Das Gesinde wies ihn unter die Treppe, wo nachts der Platz der Hunde ist. Aber ihm ist auferlegt, sich nicht zu erkennen zu geben, und so wohnt er unerkannt unter der Stiege seines eigenen Hauses."

Mögen solche Sätze auch einen gewissen Aufschluss darüber geben, was der Dichter damals über Sprache und Stil, Leben und Form dachte, stand Hofmannsthal selbst dem Text später doch "recht unsicher gegenüber", nicht nur, weil er in seinen Bildern allzu impressionistisch anmutet, sondern weil er seinen Gegenstand nicht ganz bewältigt: Er ist ein Beispiel, wie der Dichter aus Vergangenheit und Zeitgenossenschaft alles ihn Bewegende amalgamiert, bis daraus ein neues Ganzes wird, das sich nicht wieder in die Elemente auflösen lässt, aus denen es gemacht ist.

Die wichtigste Quelle für den Vortrag "Der Dichter und diese Zeit" war der Essay "The Poet" des amerikanischen Dichters Ralph Waldo Emerson, den Hofmannsthal aus der 1903 erschienenen Gesamtausgabe kennenlernte. Der Band aus Hofmannsthals eigener Bibliothek hat sich erhalten und ist über und über mit Annotationen versehen, die einzelne Stellen stichwortartig zusammenfassen, kommentieren und weiterdenken: Da steht neben Emersons Satz "The man is only half himself, the other half is his expression" Hofmannsthals Bemerkung "Menschen bedürfen eines Dolmetschers", und man begreift sofort die gedankliche Verschiebung des englischen Texts.

Der kritische Apparat ist konsequent genetisch angelegt und bietet die Entstehungsgeschichte der Texte, die Varianten während der Arbeit am Text von den frühesten Notizen über Entwürfe bis zum Erstdruck, gegebenenfalls auch die Abweichungen in weiteren autorisierten (in der Regel also zu Lebzeiten des Dichters erschienenen) Drucken, dazu die Zeugnisse aus allen erreichbaren Korrespondenzen, die sich auf die Arbeit an den Texten beziehen. Auf den ersten Blick mögen die Bände, deren einer weit über tausend Seiten umfasst, monströs erscheinen, da "Text" und kritischer Apparat im Verhältnis von etwa eins zu drei stehen - das Erstaunliche ist, dass man sich nun in diesen kritischen Apparaten, die so viel bisher Unbekanntes bergen und viel Bekanntes in neue Kontexte stellen, regelrecht festliest, weil die Dokumente zum Text - so auch diejenigen zu der Rede über den "Dichter und seine Zeit" - über ebendiesen Dichter in seiner Zeit mehr aussagen als der fertige Text selbst.

In den beiden Bänden finden sich bekannte, ja berühmte Stücke aus Hofmannsthals nichtfiktionaler Prosa: unter anderen die "Ansprache im Hause des Grafen Karl Lanckoronski"; die Reiseprosa zur "Rotonda des Palladio", der Aufsatz über "Die Duse im Jahre 1903", die "das Leiden unserer Zeit mehr als irgend ein anderes Geschöpf leidet", der Vortrag über "Shakespeares Könige und große Herren" sowie eine Studie zu Rudolf Alexander Schröders Übersetzung der "Odyssee", die 1911 im Insel Verlag herausgekommen war und an deren Entstehung Hofmannsthal fortlaufend Anteil genommen hatte. Man hat bei diesem Text den Keim einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Folge von Homer-Aufsätzen, auf die sich Hofmannsthal auch durch die Lektüre der einschlägigen Fachliteratur vorbereitete. So las er in der zweiten Auflage das in seiner Bibliothek erhalten gebliebene Werk "The Rise of the Greek Epos" (1911) des berühmten Gräzisten Gilbert Murray, der lange in Oxford lehrte.

Auch für Hofmannsthals Prosa birgt der Nachlass, ähnlich wie bei der dramatischen Arbeit, viele Fragmente, Notizen und Splitter, deren Fülle und Gehalt staunen lassen, welchem kreativen Chaos der Dichter das gewaltige fertiggestellte Epos abgerungen hat. Mit den neuen Bänden rückt der glückliche Abschluss dieser bemerkenswerten Edition in greifbare Nähe.

HANS-ALBRECHT KOCH

Hugo von Hofmannsthal: "Reden und Aufsätze 2 und 3". SW Bd. XXXIII Hg. von Konrad Heumann und Ellen Ritter. 2009. SW Bd. XXXIV Hg. von Klaus E. Bohnenkamp, Katja Kaluga und Klaus-Dieter Krabiel. 2011. S.Fischer Verlag 2229 S., 576,- [Euro].

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