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This retrospective by acclaimed economist William A. Niskanen examines a wide variety of key public policies and politically controversial issues, including those pertaining to trade, unemployment, election law, and the economics of war and peace. Niskanen applies sharply focused economic perspectives to each topic, illustrating how the use of economic incentives significantly aids the creation of solid, successful polices.

Produktbeschreibung
This retrospective by acclaimed economist William A. Niskanen examines a wide variety of key public policies and politically controversial issues, including those pertaining to trade, unemployment, election law, and the economics of war and peace. Niskanen applies sharply focused economic perspectives to each topic, illustrating how the use of economic incentives significantly aids the creation of solid, successful polices.
Autorenporträt
By William A. Niskanen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.10.2008

Zu viel Politik
Ein Ökonom rechnet ab

William Niskanen war unter Reagan Vorsitzender des Council of Economic Advisers und leitet seit längerer Zeit das freiheitliche CATO-Institut. Jetzt hat er einen Sammelband mit 41 Schriften vorgelegt, die seit den 1990er Jahren entstanden sind. Das in vier Teile gegliederte Buch behandelt Politikanalysen, ökonomische Theorien der Politik, Buchbesprechungen und persönliche Überlegungen. Die Themenvielfalt von den Irak-Kriegen bis zur Dreifaltigkeit zwingt den Rezensenten zur Auswahl, wobei Quantität und Qualität der Beiträge zu berücksichtigen sind. Deshalb werden wirtschaftspolitische und demokratietheoretische Fragen hier besonders berücksichtigt.

Im besonders guten 2. Kapitel befasst sich Niskanen mit dem Zusammenhang von Forschungausgaben und Wirtschaftswachstum. Bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen kann man folgende Argumentationskette: Staatsfinanzierung ist notwendig für Grundlagenforschung, die zu technologischem Fortschritt führt, der wesentlich zum Wirtschaftswachstum beiträgt. Niskanen bezweifelt nicht die Plausibilität der Argumente, aber die Qualität der Belege. Wo Ökonomen Wachstum mit technologischem Fortschritt erklären, wird dieser meist nur als Residuum erfasst und ist eigentlich nur ein Etikett für unsere Unkenntnis. Teile der Grundlagenforschung führen nie, andere mit erheblicher Zeitverzögerung zu technologischem Fortschritt. Wieweit staatliche Forschungsförderung über den Verteidigungsbereich hinaus notwendig ist, darüber kann man auch streiten. Niskanen gesteht zwar Korrelationen zwischen Wohlstand und Produktivität einerseits und Forschungsaufwendungen andererseits zu, aber der Zeitverlauf spricht nicht dafür, dass Forschungsfinanzierung Ursache und Wohlstand oder Produktivität Wirkungen sind.

Für mehr staatliche Zurückhaltung plädiert Niskanen auch bei einer Vielzahl anderer Politikfelder: in der Klimapolitik, beim Einmarsch in fremde Länder oder dem weltweiten Kampf gegen den Terror, bei der Rentenpolitik, bei der Ausweitung der Krankenversicherung auf alle Amerikaner, bei der Exportförderung oder bei der Stimulierung des Arbeitsmarktes durch Hinnahme von mehr Inflation. Im 9. Kapitel wird ein wichtiger Grund für Niskanens Kritik an zu viel Staatstätigkeit analysiert: die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Besteuerung sind wesentlich höher als an den Steuereinnahmen ablesbar ist. Im Gegensatz zu vielen anderen staatskritischen Amerikanern sieht Niskanen im 15. Kapitel allerdings in Steuersenkungen kein Mittel, um die nötige Abmagerungskur für den Staat zu beginnen, sondern nur ein Einfallstor für fiskalische Disziplinlosigkeit.

Im 16. Kapitel entwickelt Niskanen Modelle für Demokratie und Autokratie, um deren wirtschaftliche Effekte zu analysieren. Dabei kommt er zu für die Demokratie vorteilhaften Befunden. Merkwürdigerweise setzt er sich hier aber nicht mit der umfangreichen ökonometrischen Literatur auseinander, wonach Autokratien und Demokratien sich im Wachstum kaum unterscheiden. Für Demokratiebefürworter müsste das reichen, weil politische Freiheit auch ein Wert an sich ist. Im 23. und 28. Kapitel greift Niskanen die verbreitete These an, wonach sich die Parteien im Zweiparteiensystem auf die Mitte zubewegen müssen und sich deshalb die Präferenzen des typischen oder Medianwählers durchsetzen. In den USA kann man aber seit einiger Zeit eine Polarisierung beobachten. Beide Parteien versuchen immer weniger, die Gemäßigten in der Mitte zu überzeugen. Stattdessen bemühen sie sich um die Mobilisierung der Extremisten an ihrer Basis, damit diese nicht zu Hause bleiben.

Für Europäer mag trotz des Scheiterns des Verfassungsvertrages die Kritik im 24. und 26. Kapitel immer noch interessant sein. Dass Niskanen Anspruchsrechten gegenüber dem Staat bzw. den Steuerzahlern skeptisch gegenübersteht, wird niemanden überraschen. Mutig ist allerdings seine Prognose von 2005, wonach die Europäische Währungsunion weitere 10 Jahre kaum überleben wird. Das Buch enthält hervorragende, anregende, zum Widerspruch reizende, aber auch einige eher schwache Beiträge. Man sollte es lesen, aber selektiv.

ERICH WEEDE

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