Max Weber referred to Reformed religion and life-style as 'interior asceticism'. With reference to Francophone texts of the late 17th and the 18th century (instruction manuals, essays, periodicals, speeches/speech drama, philosophical novels), this comparative study on the history of literature and ideas shows that Weber's description, though accurate, does not go far enough. Reformed moral teaching stands not only at the (new) beginning of German literature in the age of Enlightenment, it also scrutinizes its own morality both at the 'empirical' level and in its dissemination through literature with a view to indicating its limitations.
Als "innerweltliche Askese" beschrieb Max Weber die reformierte Religion und Lebensführung. Für deutsche und "frankophone" Texte (Lehrbücher, Essays, Periodika, Reden/Rededramen, philosophische Romane) des ausgehenden 17. und des 18. Jahrhunderts zeigt diese vergleichende, literatur- und denkgeschichtliche Untersuchung, daß die Beschreibung Webers zwar zutrifft, aber zu kurz greift: Wenn reformierte Gelehrte wie der Naturrechtler Jean Barbeyrac, der Prediger-Philosoph Jean Henri Samuel Formey, der Mathematiker Jean Pierre de Crousaz und der Mediziner-Dichter Albrecht von Haller "rationalen" Morallehren (Hugo Grotius, Samuel Pufendorf, Christian Wolff) zuneigten, dann bestand ihre Leistung darin, diese "empirisch" zu prüfen, die "Bedrohung" durch die Skepsis abzuwehren und das Ergebnis in "angenehmer Form" zu verbreiten. Sie pflegten den Austausch mit Gelehrten unterschiedlicher Herkunft und Anschauung, traten für Toleranz und für die Vereinigung der protestantischen Kirchen ein. Deutsche Autoren wie Johann Christoph und Luise Adelgunde Victoria Gottsched teilten ihre Anliegen und folgten dem französisch-reformierten Vorbild. Christoph Martin Wieland aber kritisierte die "rationalen" Morallehren im philosophischen Roman - um sie als eine Denkmöglichkeit zu erhalten. Denn die "empirische" und gemäßigte Aufklärung betrachtete sich bereits als durch radikale Philosophien gefährdet. In der Literatur suchte sie eine Zuflucht.
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Als "innerweltliche Askese" beschrieb Max Weber die reformierte Religion und Lebensführung. Für deutsche und "frankophone" Texte (Lehrbücher, Essays, Periodika, Reden/Rededramen, philosophische Romane) des ausgehenden 17. und des 18. Jahrhunderts zeigt diese vergleichende, literatur- und denkgeschichtliche Untersuchung, daß die Beschreibung Webers zwar zutrifft, aber zu kurz greift: Wenn reformierte Gelehrte wie der Naturrechtler Jean Barbeyrac, der Prediger-Philosoph Jean Henri Samuel Formey, der Mathematiker Jean Pierre de Crousaz und der Mediziner-Dichter Albrecht von Haller "rationalen" Morallehren (Hugo Grotius, Samuel Pufendorf, Christian Wolff) zuneigten, dann bestand ihre Leistung darin, diese "empirisch" zu prüfen, die "Bedrohung" durch die Skepsis abzuwehren und das Ergebnis in "angenehmer Form" zu verbreiten. Sie pflegten den Austausch mit Gelehrten unterschiedlicher Herkunft und Anschauung, traten für Toleranz und für die Vereinigung der protestantischen Kirchen ein. Deutsche Autoren wie Johann Christoph und Luise Adelgunde Victoria Gottsched teilten ihre Anliegen und folgten dem französisch-reformierten Vorbild. Christoph Martin Wieland aber kritisierte die "rationalen" Morallehren im philosophischen Roman - um sie als eine Denkmöglichkeit zu erhalten. Denn die "empirische" und gemäßigte Aufklärung betrachtete sich bereits als durch radikale Philosophien gefährdet. In der Literatur suchte sie eine Zuflucht.
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