Daß sprachliche Praxis eine soziale Praxis ist, gilt der Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts als selbstverständlich. Aber wie genau sollen wir das Verhältnis der einzelnen Sprecherinnen und Sprecher zueinander und zu der Gemeinschaft, die sie als Sprecherinnen und Sprecher einer Sprache bilden, im Rahmen einer philosophischen Theorie sprachlicher Bedeutung konzipieren? Sind Sprecher als solche notwendig auf die Existenz anderer Sprecher oder einer Sprachgemeinschaft, der sie angehören, angewiesen? In welcher Weise sind sie von den sprachlichen Normen einer Gemeinschaft bestimmt? In welcher Weise bestimmen sie diese Normen? Und in welcher Weise bestimmen sie einander?
Jasper Liptow untersucht das Für und Wider von zwei Antworten auf diese Fragen, die sich vor allem dadurch unterscheiden, wie sie das Verhältnis zwischen Sprachgemeinschaft und sprechendem Individuum bestimmen. Die eine Antwort zielt darauf, den sozialen Aspekt von Sprache unter Bezug auf einen bestimmten Begriff der sprachlichen Regel zu verstehen. Sie gibt dem Begriff eines Kollektivs von Sprechern, das geteilte sprachliche Regeln zur Geltung bringt und so geteilte sprachliche Bedeutungen schafft, einen grundlegenden theoretischen Stellenwert und behandelt den Begriff des sprechenden Individuums als abgeleitet. Die andere setzt statt dessen auf einen bestimmten Begriff der Interpretation sprachlichen Verhaltens. Sie gibt damit den einzelnen Individuen, die sich ihr sprachliches Verhalten wechselseitig verständlich zu machen suchen, einen grundlegenden Stellenwert und begreift den Begriff eines sprachlichen Kollektivs als abgeleitet.
Mit einer aus den Sozialwissenschaften bzw. der Sozialphilosophie vertrauten Terminologie kann man den ersten der beiden Ansätze als (bedeutungstheoretischen) Kollektivismus, den zweiten als (bedeutungstheoretischen) Individualismus bezeichnen. Die systematisch zentralen Kapitel dieser Arbeit bieten eine Rekonstruktion dieser beiden grundlegenden bedeutungstheoretischen Alternativen sowie eine Diskussion ihrer jeweiligen Vorzüge und Nachteile. Auf dieser Basis entwickelt Liptow eine den bisherigen Varianten überlegene Form des Individualismus.
Seine Rekonstruktion einer sozialen Variante des Individualismus erfolgt im Anschluß an die Arbeiten von Donald Davidson, die er um einen Begriff der gelingenden sprachlichen Verständigung ergänzt. Das führt zu einem theoretischen Modell sprachlicher Praxis als einer sich selbst stabilisierenden und regulierenden Praxis, in der die Standards, an denen sich das Gelingen einzelner Akte sprachlicher Verständigung messen läßt, selber als ein Produkt weiterer solcher Akte begriffen wird. Damit kommt eine historische Dimension sprachlicher Praxis zum Tragen, die Davidson außer Acht läßt. Sprachliches Verstehen basiert zwar nicht auf geteilten Regeln, wohl aber auf einer gemeinsamen Tradition gelingender Verständigung. Im Rahmen dieses individualistischen Modells können die Probleme des Kollektivismus entweder gelöst werden oder entstehen erst gar nicht.
Jasper Liptow untersucht das Für und Wider von zwei Antworten auf diese Fragen, die sich vor allem dadurch unterscheiden, wie sie das Verhältnis zwischen Sprachgemeinschaft und sprechendem Individuum bestimmen. Die eine Antwort zielt darauf, den sozialen Aspekt von Sprache unter Bezug auf einen bestimmten Begriff der sprachlichen Regel zu verstehen. Sie gibt dem Begriff eines Kollektivs von Sprechern, das geteilte sprachliche Regeln zur Geltung bringt und so geteilte sprachliche Bedeutungen schafft, einen grundlegenden theoretischen Stellenwert und behandelt den Begriff des sprechenden Individuums als abgeleitet. Die andere setzt statt dessen auf einen bestimmten Begriff der Interpretation sprachlichen Verhaltens. Sie gibt damit den einzelnen Individuen, die sich ihr sprachliches Verhalten wechselseitig verständlich zu machen suchen, einen grundlegenden Stellenwert und begreift den Begriff eines sprachlichen Kollektivs als abgeleitet.
Mit einer aus den Sozialwissenschaften bzw. der Sozialphilosophie vertrauten Terminologie kann man den ersten der beiden Ansätze als (bedeutungstheoretischen) Kollektivismus, den zweiten als (bedeutungstheoretischen) Individualismus bezeichnen. Die systematisch zentralen Kapitel dieser Arbeit bieten eine Rekonstruktion dieser beiden grundlegenden bedeutungstheoretischen Alternativen sowie eine Diskussion ihrer jeweiligen Vorzüge und Nachteile. Auf dieser Basis entwickelt Liptow eine den bisherigen Varianten überlegene Form des Individualismus.
Seine Rekonstruktion einer sozialen Variante des Individualismus erfolgt im Anschluß an die Arbeiten von Donald Davidson, die er um einen Begriff der gelingenden sprachlichen Verständigung ergänzt. Das führt zu einem theoretischen Modell sprachlicher Praxis als einer sich selbst stabilisierenden und regulierenden Praxis, in der die Standards, an denen sich das Gelingen einzelner Akte sprachlicher Verständigung messen läßt, selber als ein Produkt weiterer solcher Akte begriffen wird. Damit kommt eine historische Dimension sprachlicher Praxis zum Tragen, die Davidson außer Acht läßt. Sprachliches Verstehen basiert zwar nicht auf geteilten Regeln, wohl aber auf einer gemeinsamen Tradition gelingender Verständigung. Im Rahmen dieses individualistischen Modells können die Probleme des Kollektivismus entweder gelöst werden oder entstehen erst gar nicht.