Voller Erwartung geht Ida in die Schule. Neben wem wird sie sitzen? Die anderen Kinder kennt sie noch gar nicht. Und auch die vielen neuen Regeln hören sich fremd an. Dann wird ein Junge neben sie gesetzt - ausgerechnet ein Junge! Er heißt Faruk und hat gleich am ersten Schultag den Weg nicht gefunden ...Antje Damm, bisher vor allem durch ihre interaktiven Frage-Bücher bekannt, hat ihre erste Erzählung für Kinder geschrieben. Es ist eine feine und innige Erzählung. Sie handelt vom Regenwürmerretten, von Einträgen ins Hausaufgabenheft und wie daraus eine Freundschaft entsteht. Antje Damm hat sie nicht nur selbst illustriert, sondern auch selbst erlebt. Wie schön, dass Kinder sie nun lesen können!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.07.2011Wo der Wurm ist
Eine kleine Geschichte von Schule, Freiheit und Freundschaft
Inzwischen ist es längst so weit gekommen, dass man sich an eines der eigenen Abenteuer erinnert und sich dabei wehmütig denkt: Ja, so war das damals, aber unsere Kinder und Kindeskinder, können sie sich das überhaupt noch vorstellen? Dürften sie so etwas noch? Würden sie so etwas auch einmal erleben wollen? In diesem Fall jedenfalls, im Fall der hübschen kleinen Geschichte über die Regenwurmtage, können wir bestätigen: Sie wollen. Sie wollen Regenwürmer retten vor tiefen Pfützen. Und sie würden uns bis heute nicht fragen: Dürfen wir das? Weil Regenwürmer zum Kindsein dazugehören. Die Regenwürmer sind es, die neben Schnecken und anderem nässegewohnten Kleinstgetier die Schulwege und Regentage bis heute so interessant machen. Diese nackten, rosa Dinger mit der merkwürdigen Ringelverdickung in der Mitte, die man angeblich auseinanderreißen kann, aber vor allem: retten.
Deswegen werden Kinder auch die Geschichte von Pia mögen, die an ihrem zweiten Schultag Regenwürmer rettet. Was viel damit zu tun hat, dass die Schule so ganz anders ist, als Pia sie sich vorgestellt hat. Dass sie voller Regeln und Anweisungen steckt und mit einer halbstrengen Lehrerin ausgestattet ist. Dass Pia dort ganz allein ist. An diesem zweiten Tag also kommt Pia zu spät. Bekommt einen Eintrag ins Klassenbuch. Ist verzweifelt. Schließt Freundschaft mit ihrem neuen Schulbanknachbarn Faruk, der es andererseits ziemlich toll findet, dass sie die Würmer gerettet hat. Und deshalb ist Pia beim nächsten Regenwurmrettungsunternehmen, das natürlich auf dem Weg zur Schule stattfindet, nicht mehr allein. Faruk ist dabei. Das Zuspätkommen wird längst nicht mehr so schlimm, denn sie sind ja zu zweit.
Gerade aus solch unspektakulären Erinnerungen, wie sie Antje Damm aufgeschrieben hat, entstehen die schönsten Geschichten. Man muss nur die Fähigkeit besitzen, die Welt noch einmal so zu erleben, wie man es an einem jener Tage getan hat, an denen es nichts wichtigeres gab, als Würmer zu retten. Erwachsene sehen die Veränderung. Kinder sehen Regenwürmer. Deshalb funktioniert diese Geschichte von Freundschaft und Freiheit bis heute. (ab 6 Jahre) PETRA STEINBERGER
ANTJE DAMM: Regenwurmtage. Moritz Verlag 2011. 51 Seiten, 9,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Eine kleine Geschichte von Schule, Freiheit und Freundschaft
Inzwischen ist es längst so weit gekommen, dass man sich an eines der eigenen Abenteuer erinnert und sich dabei wehmütig denkt: Ja, so war das damals, aber unsere Kinder und Kindeskinder, können sie sich das überhaupt noch vorstellen? Dürften sie so etwas noch? Würden sie so etwas auch einmal erleben wollen? In diesem Fall jedenfalls, im Fall der hübschen kleinen Geschichte über die Regenwurmtage, können wir bestätigen: Sie wollen. Sie wollen Regenwürmer retten vor tiefen Pfützen. Und sie würden uns bis heute nicht fragen: Dürfen wir das? Weil Regenwürmer zum Kindsein dazugehören. Die Regenwürmer sind es, die neben Schnecken und anderem nässegewohnten Kleinstgetier die Schulwege und Regentage bis heute so interessant machen. Diese nackten, rosa Dinger mit der merkwürdigen Ringelverdickung in der Mitte, die man angeblich auseinanderreißen kann, aber vor allem: retten.
Deswegen werden Kinder auch die Geschichte von Pia mögen, die an ihrem zweiten Schultag Regenwürmer rettet. Was viel damit zu tun hat, dass die Schule so ganz anders ist, als Pia sie sich vorgestellt hat. Dass sie voller Regeln und Anweisungen steckt und mit einer halbstrengen Lehrerin ausgestattet ist. Dass Pia dort ganz allein ist. An diesem zweiten Tag also kommt Pia zu spät. Bekommt einen Eintrag ins Klassenbuch. Ist verzweifelt. Schließt Freundschaft mit ihrem neuen Schulbanknachbarn Faruk, der es andererseits ziemlich toll findet, dass sie die Würmer gerettet hat. Und deshalb ist Pia beim nächsten Regenwurmrettungsunternehmen, das natürlich auf dem Weg zur Schule stattfindet, nicht mehr allein. Faruk ist dabei. Das Zuspätkommen wird längst nicht mehr so schlimm, denn sie sind ja zu zweit.
Gerade aus solch unspektakulären Erinnerungen, wie sie Antje Damm aufgeschrieben hat, entstehen die schönsten Geschichten. Man muss nur die Fähigkeit besitzen, die Welt noch einmal so zu erleben, wie man es an einem jener Tage getan hat, an denen es nichts wichtigeres gab, als Würmer zu retten. Erwachsene sehen die Veränderung. Kinder sehen Regenwürmer. Deshalb funktioniert diese Geschichte von Freundschaft und Freiheit bis heute. (ab 6 Jahre) PETRA STEINBERGER
ANTJE DAMM: Regenwurmtage. Moritz Verlag 2011. 51 Seiten, 9,95 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.09.2011Das fängt ja gut an!
Wenn wir mal ehrlich sind: So reinfarbig rosig ist das ja doch nicht mit den ersten Schultagen, auch wenn die Eltern noch so aufmunternd lächeln, die Schultüte noch so dick ist, auch wenn uns Kinderbuch um Kinderbuch erzählen will, die Lehrer seien nett, die Klassenkameraden auch, und die Schule eigentlich - nur keine Sorge! - das pure Vergnügen. Antje Damm, bislang als eigenwillige Bilderbuchkünstlerin bekannt, erzählt eine andere Geschichte, in der seinen Platz hat, was in der Schule eben auch vorkommt: die Aufregung, die vielen Regeln, die ganzen fremden Kinder und der komische Junge, der ausgerechnet auf den Platz neben Ida gesetzt wird. Und ein Eintrag ins Hausaufgabenheft. Ausgerechnet Ida bekommt ihn als Erste, gleich am zweiten Schultag: "Acht Minuten zu spät zum Unterricht - Regenwürmer gesucht!" Dabei stimmt das noch nicht einmal: Ida hat die Regenwürmer doch nur gerettet, aus den Pfützen auf ihrem Schulweg, ganze fünfzehn Stück. "Igitt", haben die Kinder in der Klasse gerufen, nur Faruk, der Junge neben ihr, fand es cool. Zum Glück holt Idas Mutter, statt auch noch zu schimpfen, ein Buch aus dem Schrank und schaut mit Ida, was es über Regenwürmer so alles zu wissen gibt. Und wenn wir ehrlich sind: Was wirklich zählt in den ersten Schultagen, sind eben ein Freund in der Klasse, Eltern mit Verständnis für das Kindsein und der Mut, ruhig noch einmal zu spät zu kommen, wenn ein Regenwurm gerettet werden muss. (Antje Damm: "Regenwurmtage". Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2011. 56 S., geb., 9,95 [Euro]. Ab 6 J.) kue
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn wir mal ehrlich sind: So reinfarbig rosig ist das ja doch nicht mit den ersten Schultagen, auch wenn die Eltern noch so aufmunternd lächeln, die Schultüte noch so dick ist, auch wenn uns Kinderbuch um Kinderbuch erzählen will, die Lehrer seien nett, die Klassenkameraden auch, und die Schule eigentlich - nur keine Sorge! - das pure Vergnügen. Antje Damm, bislang als eigenwillige Bilderbuchkünstlerin bekannt, erzählt eine andere Geschichte, in der seinen Platz hat, was in der Schule eben auch vorkommt: die Aufregung, die vielen Regeln, die ganzen fremden Kinder und der komische Junge, der ausgerechnet auf den Platz neben Ida gesetzt wird. Und ein Eintrag ins Hausaufgabenheft. Ausgerechnet Ida bekommt ihn als Erste, gleich am zweiten Schultag: "Acht Minuten zu spät zum Unterricht - Regenwürmer gesucht!" Dabei stimmt das noch nicht einmal: Ida hat die Regenwürmer doch nur gerettet, aus den Pfützen auf ihrem Schulweg, ganze fünfzehn Stück. "Igitt", haben die Kinder in der Klasse gerufen, nur Faruk, der Junge neben ihr, fand es cool. Zum Glück holt Idas Mutter, statt auch noch zu schimpfen, ein Buch aus dem Schrank und schaut mit Ida, was es über Regenwürmer so alles zu wissen gibt. Und wenn wir ehrlich sind: Was wirklich zählt in den ersten Schultagen, sind eben ein Freund in der Klasse, Eltern mit Verständnis für das Kindsein und der Mut, ruhig noch einmal zu spät zu kommen, wenn ein Regenwurm gerettet werden muss. (Antje Damm: "Regenwurmtage". Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2011. 56 S., geb., 9,95 [Euro]. Ab 6 J.) kue
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Petra Steinberger ist gerührt: Kinder lieben es immer noch, Regenwürmer zu retten. Hier ist es ein kleines Mädchen, das deshalb an seinem zweiten Schultag zu spät kommt und gerügt wird. Gottlob findet sie einen Freund in der Klasse, der auch gern Regenwürmer rettet! Die Rezensentin ist hoch zufrieden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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