Produktdetails
- Verlag: Frederking & Thaler
- ISBN-13: 9783894052492
- Artikelnr.: 13550810
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2004Afrika steckt voller Abenteuer
Neugier und Aufgeschlossenheit sind nicht der schlechteste Antrieb des Reisenden. Zumal in Afrika, wo jeder Schritt heraus aus den ohnehin raren Trampelpfaden der Touristen schon fast zur Überlebensfrage wird. Afrika verleitet dazu, andauernd und wie selbstverständlich größte Worte zu benutzen, Grundfragen immer wieder neu zu stellen. Sich selbst, dem nur zufällig anwesenden Gesprächspartner, schlimmstenfalls dem Leser, der sich nicht wehren kann - und trotzdem Stellung beziehen muß: Folge ich dem Autor weiter oder biege ich hier ab? Michael Obert hat den Niger bereist, von der Quelle bis zur Mündung, sieben Monate lang in Westafrika, wo es am wildesten ist, auf sich alleine gestellt und auf die Menschen, denen er unterwegs begegnet ist. Er braucht fast fünfhundert Seiten, um davon in allen Details zu erzählen: wie es ist, einen Fluß entlangzufahren. Fünfhundert Seiten mögen nicht viel sein, wenn es gilt, die Erlebnisse einer Reise zu schildern, die man einmal im Leben macht - doch für alle anderen bleiben sie eine Strecke, die langen Atem voraussetzt, auch beim Lesen. Es ist die Kunst Oberts, die Zügel seines Erzählens immer wieder dann anzuziehen, wenn man gerade meint, nun sei es endlich gut mit noch einer skurrilen Begegnung, die doch für nichts anderes steht als das prinzipiell Erstaunliche. Denn in der Tat ist es so, daß man sich als Leser, gemütlich auf dem Sofa, allzu leicht an die geschmeidig präsentierte Sensation gewöhnt: Wie es etwa ist, in die Mündung eines Gewehrs zu blicken, dem furchtbaren Guineawurm zu begegnen, selbst an exotischen Krankheiten zu erkranken, daß man meint, alles gehe zu Ende, hier und jetzt. Dazwischen sind Rückblenden gefügt - immer, wenn es besonders schlimm kommt, erinnert sich der Autor seiner Jugend und Heimat -, und auch die eine oder andere Tourismuskritik: leichthändige Sottisen gegen Reisende aus purem Vergnügen. Solche Passagen kann man überblättern, um sich doch immer wieder faszinieren zu lassen von der Exotik dieser Erzählung - und dem Autor, der aus allen Begebenheiten unterwegs eine Momentaufnahme macht, eine Szene, ein Sinnbild. Es ist ein Buch, in dem man hinter jeder Biegung Neues entdecken wird.
A.O.
"Regenzauber" von Michael Obert. Droemer-Verlag, München 2004. 489 Seiten. Gebunden, 18,90 Euro. ISBN 3-426-27315-2.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Neugier und Aufgeschlossenheit sind nicht der schlechteste Antrieb des Reisenden. Zumal in Afrika, wo jeder Schritt heraus aus den ohnehin raren Trampelpfaden der Touristen schon fast zur Überlebensfrage wird. Afrika verleitet dazu, andauernd und wie selbstverständlich größte Worte zu benutzen, Grundfragen immer wieder neu zu stellen. Sich selbst, dem nur zufällig anwesenden Gesprächspartner, schlimmstenfalls dem Leser, der sich nicht wehren kann - und trotzdem Stellung beziehen muß: Folge ich dem Autor weiter oder biege ich hier ab? Michael Obert hat den Niger bereist, von der Quelle bis zur Mündung, sieben Monate lang in Westafrika, wo es am wildesten ist, auf sich alleine gestellt und auf die Menschen, denen er unterwegs begegnet ist. Er braucht fast fünfhundert Seiten, um davon in allen Details zu erzählen: wie es ist, einen Fluß entlangzufahren. Fünfhundert Seiten mögen nicht viel sein, wenn es gilt, die Erlebnisse einer Reise zu schildern, die man einmal im Leben macht - doch für alle anderen bleiben sie eine Strecke, die langen Atem voraussetzt, auch beim Lesen. Es ist die Kunst Oberts, die Zügel seines Erzählens immer wieder dann anzuziehen, wenn man gerade meint, nun sei es endlich gut mit noch einer skurrilen Begegnung, die doch für nichts anderes steht als das prinzipiell Erstaunliche. Denn in der Tat ist es so, daß man sich als Leser, gemütlich auf dem Sofa, allzu leicht an die geschmeidig präsentierte Sensation gewöhnt: Wie es etwa ist, in die Mündung eines Gewehrs zu blicken, dem furchtbaren Guineawurm zu begegnen, selbst an exotischen Krankheiten zu erkranken, daß man meint, alles gehe zu Ende, hier und jetzt. Dazwischen sind Rückblenden gefügt - immer, wenn es besonders schlimm kommt, erinnert sich der Autor seiner Jugend und Heimat -, und auch die eine oder andere Tourismuskritik: leichthändige Sottisen gegen Reisende aus purem Vergnügen. Solche Passagen kann man überblättern, um sich doch immer wieder faszinieren zu lassen von der Exotik dieser Erzählung - und dem Autor, der aus allen Begebenheiten unterwegs eine Momentaufnahme macht, eine Szene, ein Sinnbild. Es ist ein Buch, in dem man hinter jeder Biegung Neues entdecken wird.
A.O.
"Regenzauber" von Michael Obert. Droemer-Verlag, München 2004. 489 Seiten. Gebunden, 18,90 Euro. ISBN 3-426-27315-2.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main